Haßberge Was ist eigentlich mit Corona?

Mit einer Inzidenz von von 1399 liegt der Landkreis Haßberge am Freitag noch vor den Landkreisen Würzburg (1297,5) und Schweinfurt (1251,6) Foto: René Ruprecht/René Ruprecht

Die Zahl der Neuinfektionen galoppiert davon – auch in den Nachbarkreisen. Dort ruft man in den Kliniken bereits wieder den Notstand aus. Und in den Haßbergen?

 
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Auch wenn die Corona-Inzidenz schon lange nicht mehr Beachtung findet: Am Freitag, 22. Juli, waren die Haßberge in Unterfranken wieder einmal Spitzenreiter. Mit einem vom Robert-Koch-Institut (RKI) ermitteltem Wert von 1399 liegt der Landkreis noch vor den Landkreisen Würzburg (1297,5) und Schweinfurt (1251,6). Fast doppelt so hoch wie die an dem Tag veröffentlichte Zahl für den Bund (729,3) – und das noch vor dem heißen Wochenende, das mit Großveranstaltungen in Ebern (Altstadtfest), Eyrichshof (Open-Air), Eltmann (Biertage), Prölsdorf („Krach am Bach“-Festival) und Zeil (Jakobi-Markt) wieder ordentlich Menschen zusammenholt.

Unter den 84 275 Einwohnern (Statistisches Landesamt, Stand: 21.12.2020) haben die Behörden bis jetzt 38 703 Infektionen erfasst, mehr Frauen als Männer, die am stärksten betroffene Altersgruppe mit 14 561 registrierten Fällen bewegt sich zwischen 35 und 59 Jahren. Die Infektionszahlen sind allgemein wieder hoch in diesen Tagen, die Dunkelziffer könnte durchaus noch höher liegen. Zumal viele Betroffene wohl mittlerweile eher zuhause zum Schnelltest greifen. Die Nachfrage in den drei vom BRK-Kreisverband Haßberge betriebenen Antigen-Schnelltestzentren in Haßfurt, Ebern und Maroldsweisach habe im Vergleich zum Winter/Frühjahr 2022 jedenfalls deutlich nachgelassen, wie BRK-Pressesprecher Michael Will auf Nachfrage der Neuen Presse bestätigt: Vor allem nachdem die Bundesregierung eine neue Testverordnung erlassen hat und die Tests somit für die allermeisten Bürger mit einer Eigenbeteiligung kostenpflichtig geworden sind. „Aktuell werden pro Öffnungstag der drei Testzentren insgesamt durchschnittlich rund 150 Schnelltests nachgefragt“, so der BRK-Sprecher. Dabei mache sich die im Landkreis insgesamt wieder deutlich ansteigende 7-Tages-Inzidenz durchaus bemerkbar. Michael Will: „Pro Tag werden durch das BRK im Landkreis bei den Schnelltests durchschnittlich 30 Bürgerinnen und Bürger positiv getestet, die symptomlos zu einem Schnelltest erschienen sind.“

Das Klinikum Bamberg hat wegen der massiven Corona-Krankheitsfälle beim Personal in dieser Woche beschlossen, vorerst nur noch Notoperationen durchzuführen. Dort wie auch in den anderen Gesundheitseinrichtungen in Stadt und Landkreis haben sich laut Landratsamt Bamberg die coronabedingten Ausfälle in den vergangenen vier Wochen nahezu verdoppelt. Bei pflegendem Personal handle es sich um einen Anstieg auf mehr als zehn Prozent, bei Ärzten auf fünf Prozent, heißt es in einer Mitteilung. Auch das Klinikum in Würzburg muss Operationen verschieben – zum einen wegen Personalknappheit, zum anderen wegen eines neuen Höchststandes an Covid-Patienten.

Soweit ist es in den Haßberg-Kliniken offenbar noch nicht. Wie der neue Vorstand Oliver Zimmer am Freitag gegenüber der Neuen Presse erklärt, seien die Zahlen der Corona-Patienten aktuell stabil, im Vergleich zum Wochenanfang sogar leicht rückläufig. „Am heutigen Freitag sind je vier Patienten in Ebern und in Haßfurt stationär“, informiert Oliver Zimmer. Zur Zeit würden diese Patienten alle auf Normalstationen liegen und nicht auf Intensiv. „Hinzu kommen immer noch einige wenige Verdachtsfälle, deren Zahl aber im niedrigen einstelligen Bereich relativ konstant bleibt.“

Auch die Versorgung sei noch gut zu leisten, so der Vorstand: „Im Personalbereich sehen wir zwar eine Zunahme an positiven Befunden in den letzten Wochen, erfreulicherweise sind die Personalausfälle aber noch kompensierbar.“ Demnach müsse man bisher auch keine Betten oder gar Bereiche schließen, „sondern der Normalbetrieb des Klinikums ist an beiden Standorten sichergestellt“, sagt Oliver Zimmer: „Wir hoffen, dass dies so bleibt und sind froh darüber, dass wir aktuell noch so uneingeschränkt für unsere Patienten da sein können.“

Unterdessen steigt mit den Infektionszahlen im Landkreis auch die Impfbereitschaft wieder an. Vor allem die für Booster-Impfungen, wie das BRK Haßberge bestätigt, das im Auftrag des Landkreises sowohl in Hofheim ein Impfzentrum betreibt, als auch das Impfpersonal für den Impfbus stellt, der seit Mai und vorerst noch bis Ende September durch die 26 Städte und Gemeinden des Landkreises rollt. Im Bereich der Erst- und Zweitimpfungen sei die Nachfrage dagegen verhalten, erklärt BRK-Sprecher Michael Will: „Hier werden pro Öffnungstag im Impfzentrum bzw. pro Tour-Tag des Impfbusses im Schnitt zwischen null bis drei Impfungen nachgefragt.“ Bei den Booster-Impfungen wiederum habe man in den letzten zwei bis drei Wochen eine Zunahme der Nachfrage feststellen können, vor allem bei den Vor-Ort-Terminen des Impfbusses. „Während im Impfzentrum durchschnittlich pro Tag zwischen einer bis 15 Impfungen verabreicht werden, sind es im Impfbus zwischen vier bis 54“, so Michael Will.

Vor allem seit der Aussage der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) Anfang Juli, die nun eine vierte Impfung bereits für alle ab 60-Jährigen empfiehlt, sei im Bereich der vierten Impfung ein deutliches Plus zu verzeichnen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hält unterdessen aktuell an der Altersgrenze von 70 Jahren für ihre Empfehlung einer zweiten Booster-Impfung sowie für potenzielle Risikopatienten fest. Letztlich sei es aber immer eine ärztliche Entscheidung des Impfarztes, wer geimpft wird, betont Michael Will: „Im Impfzentrum und im Impfbus bekommt jeder, der dies möchte, seine Impfung.“

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