Haßfurt Ein besserer Ort für künftige Generationen

Wolfgang Aull
Die Ausstellungen „Life`s a beach“ von Kim Davey und „Planet Plastic“ von Markus Kuhn thematisieren Plastikmüll, die Natur wertet nicht, die Menschen haben es in der Hand, diesen zu vermeiden. Foto: Wolfgang Aull

Eine Ausstellung zum „Deutschen Aktionstag Nachhaltigkeit“ im BIZ greift das Dauerthema Plastikmüll auf.

 
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Plastikmüll, der am Straßenrand herumliegt, besorgt schon seit Jahrzehnten viele Gemüter. Dass er durch Wind und Regengüsse in Gewässer gespült wird, über Bäche und Flüsse ins Meer gelangt, ebenfalls. Und dass das Meer den Müll, wenn auch nur zu einem sehr geringen Anteil, an den Strand spült, ist ebenfalls ein bekanntes Faktum. Weiterhin ist erwiesen, dass Plastik zerfällt, bis hin zu kleinsten, für das menschliche Auge unsichtbaren Partikeln, Mikroplastik oder auch Nanoplastik genannt. Eine Ausstellung im Bibliotheks- und Informationszentrum (BIZ) in Haßfurt nimmt sich dieser Thematik im Rahmen der Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit 2023 an.

Kim Davey unterrichtet Kunst am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt und macht neben ihrer pädagogischen Tätigkeit durch eigene Kunstwerke auf sich aufmerksam. Davey erklärt, dass sie versuche, „durch die Kunst Augen zu öffnen und die Welt zu hinterfragen.“ Ihr selbst öffnete eine Weltreise in den Jahren 2018 bis 2019 die Augen hinsichtlich des Plastikmülls, der ihr an allen Stränden begegnete und die der Suchenden somit das Ausmaß einer Allgegenwärtigkeit dieses „Kulturgutes“ bewusst machte. Sie war erschüttert: Plastikmüll in Ozeanen und Reisfeldern, über die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Ihr Sammeltrieb war geweckt. Ihr Ziel, diesem Treiben etwas entgegenzusetzen, nahm Konturen an und so hob sie, zunächst an einem Stand in England, Plastikmüll auf. Exakt dreißig Minuten lang, ohne Wertung. Alles, was ihr in die Augen fiel. Mehrere Strandspaziergänge sollten folgen, das Ergebnis klebte sie kunstfertig auf Papier. Sie möchte etwas zu tun, erklärte Davey bei der Vernissage am vergangenen Donnerstag, um die Welt zu einem besseren Ort für die nachfolgenden Generationen zu machen. „Life´s a beach“, also „das Leben ist ein Strand“, betitelte sie die Werkserie der Assemblagen aus Plastikmüll, die nunmehr erstmalig im BIZ zu sehen ist.

Markus Kuhn brauchte keine Weltreise, um Stoff für seine Fotoausstellung „Planet Plastik“ zu finden. Er sammelte „Hinterlassenschaften unseres Alltagslebens“, namentlich Flaschen, Becher, Folien und Verpackungsreste in Haßfurt. Doch was er für seine Erkenntnisgewinnung brauchte, waren eine Lupe mit starken Vergrößerungswerten, das richtige Licht, der perfekte Bildausschnitt und ein geeigneter Fotoapparat: „Überall ist Leben: Moose, Flechten, Keimlinge, Käfer, Asseln und Spinnen“ hätten die Abfälle ohne Scheu als Lebensraum und Lebensgrundlage genutzt. Auch ein kleiner Pflanzensprössling, welcher in einer mit angeschwemmter Erde gefüllten Plastikflasche seine Lebenskraft zu entfalten versuchte: „obwohl man die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens erkennt“, so Kuhn, „strahlt der winzige Spross Frische und Optimismus aus.“ Die Natur werte nicht, integriere, was ihr geboten werde, so sein Fazit. Ob Menschen auf Dauer mit dieser neuerlichen Nahrungsgrundlage zurechtkommen, lässt er offen. „Die subjektiv gestalteten Fotos schaffen einen emotionalen Zugang zum Phänomen Mikroplastik.“

Bei der Vernissage demonstrierte Christian Wittmann aus Hofheim, wie man dem Plastikaufkommen gegensteuern kann: sein Buffet war zusammengestellt aus Produkten seines Unverpacktladens. Und all dies in einer Qualität, die einem restlosen Verzehr den Weg ebnete. Die Ausstellung läuft noch bis Ende Oktober.

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