Haßfurt Nachbarschaftsstreit eskaliert

Martin Schweiger
Erst der Enkel konnte die Situation entschärfen Foto: Archiv

Mit zwei Messern bedrohte ein 60-Jähriger seinen Nachbarn

 
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Haßfurt - Freunde werden ein 60-jähriger Arbeitsloser und sein Nachbar in einem Mehrfamilienwohnhaus im Maintal wohl nicht mehr. Schon vor Jahren haben sie das Kriegsbeil ausgegraben. Bereits mehrmals mussten Polizeibeamte eingreifen, um Streitereien zwischen den beiden Männern zu schlichten. Doch am Abend des 25. November vergangenen Jahres erreichte der Kleinkrieg seinen vorläufigen Höhepunkt: Als der Nachbar wieder einmal zu laut wurde, schnappte sich der 60-Jährige zwei große Küchenmesser und ging damit und später ermittelten 1,74 Promille Alkohol intus zur Wohnungstür des Nachbarn. Er drohte lautstark, seinen verhassten Nachbarn umzubringen und stach mehrmals mit den Messern auf dessen Wohnungstür ein. Die elfjährige Tochter des Bedrohten rief aus Angst die Polizei.

Am Mittwoch erhielt der 60-Jährige nun die Quittung für seinen Ausraster. Das Amtsgericht verurteilte ihn wegen Bedrohung zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe. Auf der Anklagebank legte er ein Geständnis ab. Er sei damals Alkoholiker gewesen und habe ein Paar Bier und knapp eine Flasche Whisky intus gehabt. Sein Nachbar habe im Internet gespielt, mal wieder verloren und deshalb lautstark geschimpft. Er (der Angeklagte) habe sich darüber beschwert. „Wenn´s dir nicht passt, kannst du ja rüber kommen“, habe der Nachbar geantwortet. Das lies sich der Angeklagte nicht zweimal sagen. Mit zwei jeweils zwölf Zentimeter langen Küchenmessern bewaffnet, machte er sich auf den Weg zum Nachbarn und stach auf die Tür ein. Sein 14-jähriger Enkel habe ihm schließlich die beiden Küchenmesser abgenommen. „Den Augenblick werde ich nie vergessen“, gab der 60-Jährige am Mittwoch vor Gericht zu Protokoll.

Glaubt man seiner Aussage, dann war es ein Wendepunkt in seinem Leben. Er habe seitdem keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken, habe eine Therapie gemacht, mache Sport und meditiere, gelobte er vor Gericht. Früher habe er täglich sechs bis acht Bier plus Flachmänner getrunken. Außerdem habe er 40 Jahre lang gekifft und andere Drogen genommen. Mit seinem ebenfalls drogenaffinen Nachbarn könne er nun nicht mehr streiten, da der in der Psychiatrie in Lohr untergebracht ist und danach wohl noch zwei Jahre Haft absitzen müsse.

Für den Angeklagten stand viel auf dem Spiel, denn er stand zur Tatzeit im November unter laufender Bewährung. Im Jahr 2019 wurde er zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, weil er im Suff in seiner Mietwohnung randalierte und einen Schaden in Höhe von über 2300 Euro verursachte. Fünf Polizeibeamte mussten anrücken, um den Wüterich zu zähmen, der sie unter anderem als „Drecksbullen“ beleidigte und mit den Worten „Ich mach euch alle kalt“ bedrohte. Bei seiner Festnahme versuchte er die Beamten mit Kopfstößen zu verletzen und bespuckte sie. Einem Polizisten trat er in den Unterleib. Damals wertete das Gericht die hohe Alkoholisierung mit 2,26 Promille als strafmildernd, da der Angeklagte noch alkoholabhängig war.

Da er nun eine Therapie gemacht habe und clean sei, sei er ab sofort zukünftig bei alkoholbedingten Aussetzern selbst schuld, schrieb ihm der Vorsitzende hinter die Ohren. Als Bewährungsauflage muss der Verurteilte 50 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und die Hände künftig von Alkohol und Drogen lassen. „Mit dem Urteil sind Sie gut weggekommen!“, sagte Richter Christoph Gillot am vergangenen Mittwoch und empfahl dem 60-Jährigen, sein Leben in den Griff zu bekommen. Das Urteil gegen den Mann ist rechtskräftig.

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