Haßfurt Wildgänse bleiben ein Problem

Martin Schweiger
Neben Stillgewässern und Flüssen findet man in den Mainaue zwischen Eltmann und Haßfurt verschiedene Rasen- und Wiesenflächen, sowie Buchenwälder, Weidenauen und Erlen- und Eschenwälder. Foto: René Ruprecht

Auf ein Problem mit Wildgänsen, die Äcker kahl fressen, verwies Sands Bürgermeister Bernhard Ruß. Die Anzahl der Wildgänse habe sich von 1700 auf 2500 erhöht.

 
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In Unterfranken existieren 117 Natura 2000-Gebiete. Sie erstrecken sich über 1500 Quadratkilometer und damit fast 18 Prozent der Fläche des Regierungsbezirkes. Es handelt sich dabei um schützenswerte Natur nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie. Dazu zählen auch die FFH-Gebiete „Mainaue zwischen Eltmann und Haßfurt“, sowie „Maintalhänge zwischen Stettfeld und Zeil“ als Teil eines europaweiten Netzes von Biotopen. In diesen beiden Gebieten hat die Regierung von Unterfranken Kartierungen durchgeführt und Maßnahmen geplant, die am Freitag im Landratsamt an einem „Runden-Tisch-Gespräch“ vorgestellt wurden.

„Warum schützen wir so spezielle Arten und Lebensraumtypen?“, fragte Verena Biedermann von der Regierung von Unterfranken in ihrem Vortrag. Die Antwort: Weil sie Indikatoren sind, die mit ihren hohen Lebensraumansprüchen stellvertretend für viele andere – zum Teil gefährdete – Arten stehen. Wo beispielsweise der Dunkle Wiesenkopf-Ameisenbläuling – ein Schmetterling - existiert, kommen ökologisch wertvolle und artenreiche Grünlandbestände vor. Von diesem Schmetterling wurden nur zwei Exemplare bei Eltmann gefunden, was einem mittleren bis schlechten Erhaltungszustand entspricht, so Biedermann. Der Schmetterling benötigt zum Überleben zum einen den Wiesenknopf, eine Pflanze, zur Eiablage, sowie eine spezielle Ameisensorte, die dem Engerling beim Schlüpfen hilft. Notwendige Maßnahmen zum Erhalt des Schmetterlings sind eine ein- bis zweischürige Mahd, das Belassen von Randstreifen oder eine extensive Beweidung durch Schafe, Rinder oder Pferde.

Die Mainaue zwischen Eltmann und Haßfurt bedecken eine Fläche von 945 Hektar. Davon sind knapp 758 Hektar Offenland und 188 Hektar Wald. Neben Stillgewässern und Flüssen findet man hier verschiedene Rasen- und Wiesenflächen, sowie Buchenwälder, Weidenauen und Erlen- und Eschenwälder. Die Maintalhänge zwischen Stettfeld und Zeil haben eine Gesamtfläche von knapp 200 Hektar mit fast 77 Hektar Offenfläche und knapp 116 Hektar Wald. Hier findet man neben Orchideenwiesen und verschiedenen Buchenwäldern auch diverse Fledermausarten. Für die jeweiligen Rasen- oder Wiesenflächen, wie Kalkmagerrasen oder magere Flachlandmähwiesen, schlug Biedermann verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmen vor.

Max Kleinwechter, Förster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen/Würzburg, referierte über die bestehenden Wälder und ihren Erhaltungszustand, der hervorragend oder gut ausfiel. Auch hier gab es Vorschläge für Maßnahmen, wie die Erhöhung des Totholz- und Biotopbaumanteils. Für den Erhalt der Fledermaus-Population, die mit Ausnahme der Bechsteinfledermaus hervorragend oder gut abschneidet, schlug Kleinwechter Maßnahmen wie die Pflege der Winterquartiere mit Zurückschneiden von Bäumen oder Büschen vor.

Bei den Natura 2000-Gebieten handelt es sich nicht um Naturschutzgebiete. Die bisherige Bewirtschaftung, beispielsweise durch Landwirte, ist weiterhin möglich, sofern sie nicht mit den Erhaltungszielen kollidiert. Einzig verpflichtend ist das Verschlechterungsverbot. Für Bewirtschafter oder Eigentümer ist die Umsetzung freiwillig. Für die freiwillige Teilnahme an Förderprogrammen gibt es einen finanziellen Ausgleich. „Darf ich in FFH-Gebieten noch Pflanzenschutzmittel spritzen?“, lautete die Frage eines Bewirtschafters. Dies sei noch nicht endgültig entschieden, antwortete Dr. Oliver Konopik von der Regierung von Unterfranken, der den Diskussionsteil moderierte. Die Politik auf Europa- und Bundesebene wolle den Pestizid-Einsatz einschränken. Ob dies in Schutzgebieten gilt, werde noch diskutiert.

„Welche Sanktionen drohen, wenn das Verschlechterungsverbot nicht eingehalten wird?“, wollte ein Zuhörer wissen. Wenn sich der Status geschützter Flachlandmähwiesen verschlechtert, müsse das Amt einschreiten, sagte Robert Lauer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. Wenn auf einer Orchideenwiese, die über zehn Jahre gewachsen ist und gefördert wird, plötzlich extrem viel Gülle ausgebracht wird, wäre das verboten, ergänzte Manfred Hußlein.

Auf ein Problem mit Wildgänsen, die Äcker kahl fressen, verwies Sands Bürgermeister Bernhard Ruß. Die Anzahl der Wildgänse habe sich von 1700 auf 2500 erhöht. „Wir haben mehr Wildgänse als Einwohner“, sagte Ruß. In einer eigens gebildeten Projektgruppe habe man bereits Lösungen erarbeitet, wie eine Landanbindung von Inseln, um natürliche Fressfeinde der Gänse anzulocken. Das von der Regierung vorgestellte Konzept bezeichnete Ruß als „kontraproduktiv“ und bat um eine Zusammenarbeit, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die sicherte ihm Konopik zu. „Wir wollen es den Wildgänsen nicht einfacher machen“, sagte er. Auch Landrat Wilhelm Schneider pflichtete Ruß bei. „Wir wollen keine Brutinseln für Wildgänse schaffen“, sagte er.

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