Und schon nahm die Diskussion an Fahrt auf. „Wie soll das alles finanziert werden?“, fragte BBV-Kreisgeschäftsführer Hans Rebelein, der den immens steigenden Ansturm auf die Tafeln infolge erhöhter Energiepreise ins Feld führte. Bär konterte: „Lebensmittelpreise sind keine Sozialpolitik, damit es billige Schnitzel oder billigen Sprit gibt. Sozialpolitik heißt vielmehr, dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen mit ihrem Einkommen leben können.“ Umwelt- und Tierschutz und das Auskommen der Landwirte würden gegen billige Lebensmittel sprechen. „Die Lebensmittelpreise werden steigen“, zeigte sich Bär überzeugt. Dafür wolle man den Mindestlohn anheben und einen sichtbaren Ausgleich zwischen Arm und Reich schaffen. Die „gute fachliche Praxis“, so Bär, stamme aus dem Jahr 2010 und müsse fortgeschrieben werden.
Nicht immer nur Bio
Dies wiederum rief Christian Flohrschütz auf den Plan, der seinerseits auf eine solide und qualitativ hohe Ausbildung in der Landwirtschaft, aber auch auf Erfahrung und Fachkompetenz verwies. „Was soll daran nicht richtig sein?“, fragte er. Überdies, so der junge Landwirt, würde die Landwirtschaft schon jetzt nach strengen Auflagen kontrolliert: ob beim Spritzen auf den Feldern oder im Stall. Flohrschütz mahnte Bär, man erwarte eine Politik für die ganze Landwirtschaft, nicht nur für die Bio-Branche. „Hier einen Keil hineinzutreiben ist wenig zielführend“, so Flohrschütz.
Bär sah einige Punkte anders. Nach seiner Auffassung werde nicht annähernd genug kontrolliert. Auf diesem Niveau, empörte sich der Kreisobmann, könne man nicht weiter diskutieren: Die Bauern könnten ein Lied von den zahllosen Kontrollen singen, das sei kein Spaß. Während die Kreisbäuerin aus Lichtenfels, Marion Warmuth, sich von der Forderung nach mehr Kontrollen hörbar schockiert zeigte, verwies Bär seinerseits auf den Bayern-Ei-Skandal. Michael Bienlein, Kreisobmann in Lichtenfels, meinte, Tierquälereibilder seien ihm in der Region in den Jahrzehnten seiner Arbeit noch nie untergekommen. Man fühle sich ohnehin gegängelt, verwies Harald Weber, LLD im AELF, auf die Tatsachen, dass es allein im Güllebereich 200 Prüfungen gegeben habe und dazu noch 180 Kontrollen von außen. Und neben dem Amt gebe es noch zahlreiche weitere Institutionen, die kontrollierten.
„Traumtänzerei“
Probleme in der Tierhaltung in Deutschland sind für Bär dagegen Realität. Es gehe um Problemlösungen – nicht darum, sich angegriffen zu fühlen, betonte er. Hier in der Region, versuchte Wagner die Situation zu deeskalieren, seien die landwirtschaftlichen Strukturen dörflich geprägt und Ziel der Ampelkoalition sei schließlich Nachhaltigkeit. Und dass die Landwirte von ihrer Arbeit leben könnten. „Wir wollen Produktion und Umweltschutz zusammenbringen “, so Wagner. Dem „Wachse-oder-weiche-Dogma“ solle eine andere Richtung gegeben werden.
Als „Traumtänzerei“ bezeichnete Wolfgang Schultheiß die Aussagen der Grünen und prophezeite, dass in zehn bis 15 Jahren 90 Prozent der Landwirte aufhören müssten. Keine Preisabsicherung, keine Zusicherungen: Damit werde keiner investieren und dafür keine Bank Kredite geben. Dass Bär abschließend versicherte, sich dafür einzusetzen, dass es so weit nicht kommt und appellierte, man möge der Koalition eine Chance geben, konnte nur wenig Zündstoff aus der Debatte nehmen.
Entrüstet hatten sich schon einige Teilnehmer vorher ausgeloggt. Und einer winkte bei den „Weisheiten von zwei landwirtschaftlichen Schulbuben“ nur ab.