Heilgersdorfs Wahrzeichen Kommt das Schloss in neue Hände?

Bettina Knauth
Das Heilgersdorfer Schloss braucht dringend eine Sanierung. Das könnten zwei Investoren übernehmen, die hier ein Kulturzentrum errichten möchten. Foto: Knauth

Zwei Investoren wollen das stark sanierungsbedürftige Objekt zu einem Zentrum für Kultur umgestalten. Das freut viele. Aber es gibt auch Bedenken.

 
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Wird aus dem Schloss Heilgersdorf ein Bildungszentrum für Kunst und Kultur? Das zumindest können sich Henrik Stein und Ismail Mukadam vorstellen. Die beiden sind Eigentümer des Schlosses Hafenpreppach, wo sie eine Musik- und Kunstakademie angesiedelt haben. Die HIMS-Academy, die der Banker Stein gemeinsam mit seinem Partner, dem Unternehmer Mukadam, vor drei Jahren gegründet hat, steht für „Begegnen, Erleben, Erfahren“ auf den Gebieten der klassischen Musik, Kunst und Kultur. Eine ähnliche Nutzung stellen sie sich auch für den Heilgersdorfer Prachtbau vor: „Hier könnte mit Kunst und Kultur als Mittler ein Pilotprojekt mit Vorbildcharakter für den ländlichen Raum entstehen“, so Henrik Stein.

Kürzlich stellten sie ihre Pläne bei einer Bürgerversammlung im Saalbau Scharpf vor. Das Schloss sei seit Jahren immer wieder ein Diskussionspunkt, auch im Stadtrat, sagte Bürgermeister Maximilian Neeb: „Und das auch zu Recht, schließlich ist das Schloss Heilgersdorf das Wahrzeichen für unseren Stadtteil.“

Aber ein baufälliges Wahrzeichen. Vor einigen Jahren hatte die Stadt Seßlach ein Gutachten über notwendige Sanierungen in Auftrag gegeben, ebenso über ein Nutzungskonzept. Vorgeschlagen wurde die Ansiedlung von Start-Ups in einem Co-Working-Space. Damit konnten sich die Stadträte nicht recht anfreunden. Die Sanierungskosten wurden auf sechs bis sieben Millionen Euro geschätzt. Eine Sanierung, finanziert aus Förderungen und dem Stadtsäckel, sei „kurz und mittelfristig, wahrscheinlich auch langfristig nicht machbar, stellte Neeb nun fest. Auch Ideen von Bamberger Studenten hätten nicht weitergeführt.

Verbundenheit zur Region

Umso mehr begrüßten Verwaltung wie Stadtrat die Pläne von Stein und Mukadam. „Die beiden Herren sind nicht die klassischen Investoren, die aus finanziellen Gründen das Schloss übernehmen wollen“, stellte Neeb klar. „Vielmehr möchten sie aufgrund ihrer Affinität zu Kunst und Kultur sowie aus Verbundenheit zur Region dieser etwas zurückgeben und vor Ort Kunst und Kultur den Menschen näherbringen.“ Bei der Konzepterarbeitung seien Stadt wie Stadtrat stets beteiligt gewesen, außerdem berücksichtige es die Interessen der Bevölkerung. „Das Konzept hat letztendlich die Verwaltung, den Stadtrat und auch mich als Bürgermeister überzeugt und hat uns dazu bewogen, einen Entwurf zu einem Kaufvorvertrag zu entwerfen“, informierte der Rathauschef.

Was die Macher und Mitarbeiter der HIMS-Academy antreibt, formulierte Sebastian Rehm so: „Kunst und Kultur jenseits der Metropolen erlebbar zu machen.“ Das Schloss solle von einem „kleinen Wirtschaftsunternehmen“ betrieben werden. Hier könnten auch Bildungsveranstaltungen und „Artist in Residence“-Programme stattfinden. Selbst an eine „kulinarische Gastlichkeit“ im Kellergewölbe oder in einem Biergarten ist gedacht. Der Ausbau des Schlosses soll barrierefrei erfolgen, mit Respekt vor Geschichte und Umgebung. Im Erdgeschoss stellen sich die Investoren einen großen Saal, drei Ateliers, ein Audiostudio und eine Bibliothek vor. Die Stadt könnte hier ein Trauzimmer einrichten. Das Kellergewölbe würde einen Gastraum, drei Bewirtungsräume, Küche mit Lager und eine Lounge beherbergen. Die „Beletage“ im Obergeschoss könnte bis zu acht Ateliers aufnehmen, dazu Küche, Ess- und Wohnzimmer für Künstler, drei Gästezimmer sowie zwei Besprechungszimmer. Und der außergewöhnliche Dachboden, dessen historisches Gebälk Stein beim ersten Betreten „die Sprache verschlug“, böte Raum für „Musik, Literatur und Theater“, mit kleinem Saal und drei Räumen. Auch außen sollen Flächen genutzt werden, etwa als Park mit Skulpturen und Wasserflächen, für Feste oder für Bewirtungen. All das werde auch auf die Region ausstrahlen, für eine Aufwertung und außerdem für Arbeitsplätze sorgen, führte Stein aus.

Leidenschaftliche Diskussion

Wie sehr den Heilgersdorfern ihr Schloss am Herzen liegt, zeigte die große Resonanz und die teilweise leidenschaftlich geführte Diskussion. Dabei begrüßten durchweg alle Redner die Pläne, manche Anwesenden, etwa Jürgen Forscht, zeigten sich begeistert. Sein Vorschlag: Mit einer stärkeren Beteiligung der Bürger steige deren Identifikation mit dem Vorhaben. „So ein Projekt kann man nicht gegen die Bürger machen“, stimmte ihm Stein zu. Bibliothek und Ateliers würden allen offen stehen, informierte Mukadam. Feste im Schlosshof seien weiterhin gewünscht. Ob der als Ganzes verkauft werden müsse oder der vordere Teil in der Hand der Stadt bleiben könne, bat Paul Leis zu prüfen. Keineswegs sei ein Zaun oder eine Mauer um das Bauwerk herum geplant, versicherte Stein.

Die Zukunft des Festplatzes vor dem Schloss ist einer der drei „Haken“, die Pfarrer Tobias Knötig ansprach. Außerdem müssten die im Schloss eingemieteten Vereine eine neue Heimat finden, ebenso wie die Familie Nitzsche, die als einzige noch das Schloss bewohnt. Neeb sicherte die Unterstützung durch die Stadt zu. Für die Vereine brachte er einen Erwerb des Dorfladens oder einen Um- oder Anbau ans Feuerwehrgerätehaus ins Gespräch. Eine Lanze für die Investoren brachen Ralf Schoof und CSU-Landtagsabgeordneter Martin Mittag. Mittag attestierte den beiden das für das Projekt nötige Herzblut. Sein Appell: „Bitte gebt dem Thema eine Chance.“

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