Diakon Joachim Stapf von der Pfarreiengemeinschaft „Maintal/Heilige Länder“ ist dabei der Meinung, dass der Segen deshalb nicht ausfallen müsse, sondern man könne diesen Dreikönigssegen zu einem Fest für die ganze Familie machen. „Segen ist immer dort möglich, wo Menschen miteinander beten oder wo man sich etwas Gutes wünscht.“
So könnte man sich am Dreikönigstag zum Beispiel als Familie am Mittagstisch versammeln, um ein gemeinsames Weihnachtslied zu singen und die Frohe Botschaft nach Matthäus 2,1-12 lesen. Vielleicht sei es auch möglich, kurz darüber zu sprechen und seinen guten Wunsch für das neue Jahr zu formulieren, und dieses mit dem Vaterunser und einem Segensgebet abzuschließen. Danach könne die Familie zur Haustür gehen und den üblichen Segenswunsch, 20 – C+M+B-21 („Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“), mit Kreide an die Tür schreiben oder kleben. Mit dem gemeinsamen Mittagessen werde diese Segensfeier beendet.
Aber was bleibt dann für die Sternsingeraktion, die ja bis 10. Januar nicht stattfinden darf? Hier hatte man bisher auf alternative Formen nach dem Lockdown gehofft, der aber nun aller Wahrscheinlichkeit nach verlängert werden wird. In der Pfarrei tendierte man dazu, „Segenspakete“ zusammenzustellen und sie an alle Haushalte zu verteilen. Darin sollte ein offener Brief sein, ein gesegneter Aufkleber, ein Info-Flyer und ein Spendentütchen für die Sternsingeraktion. Ob dies von den Sternsingern dann an die Türen gebracht wird oder die Sternsinger in diesem Jahr völlig „arbeitslos“ bleiben, ist noch dahingestellt.
Viele Sternsinger sind enttäuscht, weil sie sich nicht auf den Weg machen dürfen. „Es war schön in unseren Kleidern von Haus zu Haus zu ziehen und unsere Gedichte vorzutragen. Die Leute waren dabei immer so froh, lächelten uns an und haben sich bedankt, wenn wir ihnen auch den Segen für ihr Haus gebracht haben“, meint Nicolas, der im vorigen Jahr in die Rolle des Balthasar geschlüpft war und den Weihrauch in der Hand trug.
Amelie kann noch ihr Gedicht vom Melchior mit den Worten: „Der Sohn verließ das Himmelszelt und kam in unsere arme Welt. Wir ziehen heute von Haus zu Haus und rufen seine Botschaft aus.“ Sie fand es einfach schön, mit anderen Ministranten unterwegs zu sein und dafür zu sorgen, „dass diese Tradition nicht vergessen wird, an die Geburtsgeschichte erinnert und den Leuten das Licht gebracht wird. Ich bin enttäuscht, dass dies nicht stattfindet und damit auch vielen armen Kindern die Spenden und das Geld fehlen wird.“
Da die Sternsinger sich nicht als „Drei Könige“ verkleiden, ist auch eine andere Diskussion in den Hintergrund gerückt, bei der mit dem „schwarzen König“ in der Krippe vor einiger Zeit eine Rassismus-Debatte entfacht worden war und Kirchengemeinden den dunkelhäutigen König sogar aus ihrer Krippe verbannten. Dabei stehen doch die Weisen ganz sicherlich dafür, dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und aus unterschiedlichen Völkern Christus verehren. Gemeindereferentin Isabella Friedrich aus Eltmann beispielsweise verbindet mit dem Dreikönigstag die schönsten Weihnachtserinnerungen aus ihrer Kindheit. „In bunten orientalischen Gewändern führten uns die Heiligen Drei Könige die Vielfalt der Menschheit weltweit vor Augen. Wertungen oder Vorurteile kannten wir damals nicht. Auch heute sind die Heiligen Drei Könige für mich ein treffender Spiegel unserer Gesellschaft, zu deren Vielfalt und Buntheit jeder einzelne Mensch einzig durch seine Persönlichkeit zählt.“
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Claudia Reinwand aus Ebelsbach und Mutter von vier Kindern vertritt die Meinung, „dass die Drei Könige mit unterschiedlichen Hautfarben dargestellt wurden, um auch zu symbolisieren, dass Jesus von den Gebildeten und Reichen aller damals bekannten Kontinente verehrt und anerkannt wurde. „Wo sind hier die Merkmale des Rassismus erfüllt?“, so Claudia Reinwand. „Es wäre doch viel rassistischer, dies nur Menschen einer Hautfarbe zuzubilligen, oder? Alle bringen Gaben, alle kommen am gleichen Ziel an und verehren und huldigen den neugeborenen Sohn Gottes.“