Heimatbericht Nur Oberfranken verliert Bevölkerung

Bayerns Heimatminister Albert Füracker. Foto: imago images/Sven Simon/Frank Hoermann/SVEN SIMON via www.imago-images.de

Der neue Heimatbericht weist die größten Verluste im Raum Wunsiedel und Hof aus. Das bayerische Heimatministerium hält dagegen, dass die Prognose vor zehn Jahren noch sehr viel schlechter ausgesehen hat.

 
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Der ländliche Raum in Bayern wächst und gedeiht. Darüber freute sich der bayerische Staatsminister für Finanzen und Heimat, Albert Füracker, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz am Dienstsitz seines Hauses in Nürnberg. Anlass war die alljährliche Vorstellung des „Heimatberichtes“, einer Art Inventur des ländlichen Bayerns. Nach einer Delle im Corona-Jahr 2020 lag der ländliche Raum 2021 mit einem Bevölkerungszuwachs von 0,4 Prozent noch über der gesamtbayerischen Entwicklung (plus 0,3 Prozent). Was Füracker nicht gesondert erwähnte: Oberfranken nimmt an dieser erfreulichen Entwicklung nicht teil. Er ist der einzige der sieben bayerischen Regierungsbezirke, der weiterhin Bevölkerung verliert – wenn auch im geringen Umfang. 2021 war es ein Rückgang von 0,01 Prozent auf nunmehr 1,061 Millionen Bewohner. 2020 hatte der Verlust im Vorjahresvergleich 0,3 Prozent betragen. In den Landkreisen Wunsiedel und Hof betrug im vorigen Jahr das Minus jeweils 0,7 Prozent. Der Landkreis Kronach verlor 0,4 Prozent, der Landkreis Kulmbach 0,1 Prozent, die Landkreise Bayreuth und Coburg je 0,03 Prozent. Bei den größeren Städten verloren im vorigen Jahr Bayreuth 0,2 Prozent und Hof 0,1 Prozent ihrer Bevölkerung. Für Oberfranken hat sich damit ein Negativtrend verfestigt; es ist der einzige Regierungsbezirk, der auch im Vergleich zum Jahr 2016 Bevölkerung verloren hat (0,04 Prozent).

Für das Heimatministerium sind auch diese Zahlen ein Erfolg: Entgegen der ursprünglichen Prognosen habe sich gerade Oberfranken gut entwickelt und aufgeholt, bekräftigt das Ministerium auf Rückfrage unserer Zeitung. Gerade die vor einigen Jahren noch erwarteten Bevölkerungsverluste seien nicht eingetreten. So habe das Landesamt für Statistik für den Zeitraum zwischen 2011 und 2021 (erschienen November 2012) einen Rückgang um 4,8 Prozent prognostiziert, die reale Entwicklung liege jedoch – gerechnet auf diesen Zeitraum – leicht im Plus. Dies könne auch auf die erfolgreiche Heimatpolitik des Freistaats Bayern zurückgeführt werden.

Erfreulich ist hingegen das Plus von 3,9 Prozent bei den Geburten. Damit liegt Oberfranken nicht weit unter dem gesamtbayerischen Schnitt von 4,3 Prozent. Die geburtenstärksten Regierungsbezirke waren 2021 Niederbayern mit einem Plus vom 5,8 Prozent, Schwaben (5,4 Prozent) und Oberbayern (4,8 Prozent). Zudem hatte Oberfranken bei der Wanderungsbilanz mit 5217 einen wesentlich höheren positiven Saldo also noch 2020 (plus 1991). Minister Füracker verwies darauf, dass es 2020 in ganz Bayern bedingt durch die Corona-Krise weitaus weniger Zuwanderungen gegeben hatte. Insgesamt erzielte Bayern im vorigen Jahr einen Wanderungsgewinn von 52 772 Menschen, davon 45 111 in den Gebieten, die als ländlicher Raum definiert sind. Für Füracker ist dies ein Beweis für Attraktivität der Regionen außerhalb der großen Städte. Sie hatten 2021 mit 1,3 Prozent geringfügig stärker an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gewinnen können als das gesamte Bayern (1,2 Prozent). Mit 3,0 Prozent sei die Arbeitslosenquote auf dem Land merklich niedriger als im gesamten Freistaat (3,5 Prozent).

Auch in Oberfranken ist die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Mit 3,6 Prozent ist sie jedoch nach Mittelfranken (4,0 Prozent) die zweithöchste Quote in Bayern. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Oberfranken im Jahr 2021 um ein Prozent auf 438 662 gestiegen. Im Corona-Jahr 2020 war sie um 0,9 Prozent gesunken.

Junge Menschen finden Traditionen wichtig

Umfrage
 Viele junge Menschen in Bayern legen Wert auf Traditionen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Staatsministeriums für Heimat, an der sich mehr als 5800 Bürgerinnen und Bürger beteiligten. Darin gaben 65 Prozent der unter 25-Jährigen an, dass ihnen der Erhalt von Traditionen und regionalen Besonderheiten wichtig sei. Unter allen Befragten sind es 80 Prozent.

Heimat-Liebe
Aus dem am Donnerstag in Nürnberg vorgestellten „Heimatspiegel“ geht außerdem hervor, dass mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden gerne in Bayern leben.

Das Signal
50 000 Haushalte wurden angeschrieben. Die gute Rücklaufquote von acht Prozent sei für ihn ein Signal, sagte Minister Albert Füracker (CSU): „Die Heimat ist Basis und Anker.“

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