Ihre Brautkleider seien für das große Fest vorgesehen, nicht für die standesamtliche Trauung im kleinen Kreis - dafür seien sie auch schlicht zu teuer, sagt Klimm. Deshalb werde auch ihr Angebot einer Videoberatung mit anschließender Lieferung der Kleider nach Hause im Moment kaum angenommen. „Und ich kann das sogar verstehen.“
Ihr Lager ist voll mit bereits verkauften Kleidern aus dem vergangenen Jahr, deren Trägerinnen darauf warten, endlich nach ihren Vorstellungen heiraten zu können. „Meine Kundinnen sind Juristinnen, Medizinerinnen - gestandene Frauen. Was glauben sie, wie oft ich jetzt weinende Frauen am Telefon habe“, erzählt die Ladenbesitzerin. „Je öfter die Hochzeit verschoben wird, desto mehr gehen die Emotionen verloren. Die Frustration gräbt sich ein.“
Viele Paare verschoben die Hochzeit von 2020 auf 2021
Nicht nur das weiße Traumkleid ist für die meisten Paare für die große Feier reserviert - auch die kirchliche Trauung ist nichts, was sie nur im kleinen Kreis erleben möchten. „Diejenigen, die auf jeden Fall den kirchlichen Segen wollen, auch ohne großes Event, sind die Minderheit“, erzählt Gisela Möller vom Büro der evangelischen Kirche St. Johannis zu Hamburg-Eppendorf. Das romantische Gotteshaus ist eine beliebte Hochzeitskirche. Doch vergangenes Jahr habe es nur eine einzige Trauung gegeben, erzählt Möller. Normalerweise seien es pro Jahr 70 bis 80 mit oft 100 Gästen. Mit Hygienekonzept seien aktuell nur 60 Besucher in der Kirche erlaubt.
Viele hätten die Hochzeit von 2020 auf 2021 verschoben, sagten jetzt aber nach und nach erneut ab. Doch einige würden die Planung immer noch hoffnungsfroh in die Hand nehmen - bei manchen sei in der Zwischenzeit sogar etwas sehr Schönes passiert: „Ein Paar hat uns angerufen und gefragt, ob sie die Taufe ihres neugeborenen Kindes gleich zusammen mit der Hochzeit feiern können.“
Hochzeitsplanerin sucht sich in Pandemie eine Nische
Voller Hoffnung ist auch Sarah Hämmerle aus Ravensburg. Die 29-Jährige hat sich 2020 als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht - trotz Corona. Sie möchte helfen, die Feste in Zukunft nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten.
Zurzeit plant sie Hochzeiten für 2022 - immer mit verschiedenen Optionen, je nachdem mit wie vielen Gästen eine Feier möglich sein wird. Auf ihrer Homepage wirbt sie auch für „tiny“ oder „micro weddings“ - kleine Hochzeiten zu zweit oder mit 20 bis 30 Personen.
Und das nicht nur aus der Not heraus. „Wenn man sich auf das Wichtigste konzentriert, hat das auch viele Vorteile“, findet Hämmerle, „mehr Zeit und weniger Kosten zum Beispiel.“ Die Paare könnten sich etwa an einem intimen Ort in der freien Natur das Ja-Wort geben, hätten mehr Zeit, sich mit jedem Gast ausführlich zu unterhalten und könnten sich Dinge leisten, für die das Geld sonst vielleicht nicht reichen würde: etwa Live-Musik oder die Übernachtung für alle Gäste.