Heldritt Hommage an Franz Lehár

Dr. Peter Müller

Umjubeltes Galakonzert: Das Publikum genießt in Corona-Zeiten "Gold & Silber" der Coburger Operettenfreunde auf der Waldbühne.

 
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Heldritt - Das Jahr 2020 ist nicht nur das Jahr von Corona, sondern auch das Jahr des 150. Geburtstags von Franz Lehár (1870-1948), mit dem nach der "Goldenen" die "Silberne Ära" der Operette vor allem in Berlin zur Jahrhundertwende 1900 einen Höhepunkt erreichte. Die neue Generation der Komponisten brachte frischen Wind und nostalgisches Sentiment in die Musik. Sie bezog aktuelle Themen witzig parodistisch in ihre Komödien und Schwänke ein und belebte damit das Kabarett mit populären "Couplets". Vom 14. bis zum 16. August ersetzte jetzt die "Hommage an Franz Lehár" mit dessen unsterblichen Melodien die geplante Aufführung seiner Operette "Das Land des Lächelns".

Keiner ist geeigneter, solche zeitgeschichtlichen Zusammenhänge und Histörchen besser, amüsant und fundiert vorzutragen und darzustellen, wie der Sänger und Moderator Claus J. Frankl, der mit Harald Wurmsdobler und Reinhard Schmidt das Konzept des Galakonzertes entwickelte und die Darbietung der bekannten Melodien für die auftretenden Sänger und Musiker als buntes, rundes Potpourri inszenierte. Ihm waren nicht nur die aktuellen Anspielungen und Parodien in den Texten der Lieder zu verdanken, sondern auch der unvergessliche Vortrag des Kabarett-Schlagers "In der Bar zum Krokodil" von Fritz Löhner-Beda, den er zum Schmunzeln des Publikums wie seiner Bühnenkollegen zusammen mit Reinhard Schmidt am Klavier vortrug.

Dank der hervorragenden Vorbereitung und Umsetzung der Hygiene- und Abstandsregeln fiel es dem Publikum leicht, die Waldbühnenatmosphäre und das Galakonzert zu genießen. Auch auf der Bühne ging alles ordentlich zu. Die Musiker - Gerda von Wechmar (Violine), Ulrike Maria Gossel (Violoncello), Ulrich Giebelhausen (Kontrabass) und Sabine Reissenweber-Dotterweich (Querflöte) - sind als Mitglieder der Musikfreunde Neustadt besondere Auftrittssituationen gewöhnt und saßen in einer Linie mit Reinhard Schmidt und seinem Klavier. So war die Bühne frei für die Gesangsstars des Abends. Das solistische Spiel aller Musikerinnen und Musiker war souverän und konnte nie in die Gefahr kommen, zu laut zu werden, um die Sänger zu überdecken.

Es war zu spüren, dass die Sängerinnen und Sänger noch engagierter zur Sache gingen, als unter normalen Bedingungen. Sie trotzten den Umständen und begeisterten mit großen ausdrucksstarken Stimmen. Allen voran der Lokalmatador Christian A. Engelhardt, der mit seinem Tenor Lehárs Richard Tauber-Lieder brillant zum Leben erweckte. Er feierte zugleich sein 25. Bühnenjubiläum, das auf der Waldbühne seinen Anfang nahm. 20 Jahre Waldbühne konnte die Sopranistin an seiner Seite, Elke Kottmair, feiern. Lange wird ihre wunderbare Stimme zur "Lustigen Witwe" von Lehár nachhallen. Vor allem das Lied der "Vilja" beeindruckte die musikbegeisterten Besucher. Dabei unterstützte das erwünschte Mitsummen der Melodie im Publikum, das auch mit einer Begrenzung auf 200 Gäste mit einer Stimme sang, die ergreifende Wirkung des Liedes unbeschreiblich.

In Elke Kottmairs "Duellen" mit Nicola Becht gab es ebenso wenig einen Sieger wie in dem Fernduell zwischen dem Tenor Harald Wurmsdobler und dem Bariton Michael Mrosek. Lachender Dritter war dabei Tobias Engelhardt, der wie immer mit seiner genialen Mimik, seinem ansteckenden Humor und Mut zur Komik die Lachmuskeln der Besucher strapazierte. Welch eine göttliche Parodie: seine Militarismus-Parodie in "Donnerwetter - tadellos" (Marschlied aus der Metropol-Revue, Berlin 1908) von Paul Lincke. Vom gleichen ironisch-parodistischen Kaliber ist die Sopranistin Rita Lucia Schneider, die nicht nur in Hosenrollen mit ihrer tragenden Stimme eine gute Figur machte. Sie mischte mit ihrem "gewissen Etwas" - spritzig und pfiffig, quirlig und frech - die Bühne richtig auf, "wenn auch nicht so klassisch wie die Griechen".

Zwar gab es am Ende Auftritte des gesamten Ensembles, doch immer mit Maske angetreten, demaskiert mit Abstand gesungen. Auch die freundliche Begrüßung der Gäste, unter ihnen Bürgermeister Tobias Ehrlicher, 3. Bürgermeisterin Nina Klett, stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer und 2. Bürgermeister der Stadt Coburg Hans-Herbert Hartan, durch Friederike Möbus galt der ungewohnten Situation des Vereins. Umso tröstlicher und überraschend kam eine großzügige Spende der Freiwilligen Feuerwehr Heldritt, die stets freiwillige Parkplatzeinweisung leistet, und darüber hinaus in dieser Krisenzeit an die Kunstschaffenden der Sommeroperette Heldritt und die Waldbühne denkt.

Das Schlusswort gehörte dem Bürgermeister von Bad Rodach, der den Dank für den Abend mit der Hoffnung auf 2021 verband. Alle freuen sich auf "Das Land des Lächelns" von Franz Lehár in 2021, aus dem Christian J. Engelhardt mit "Dein ist mein ganzes Herz" einen Vorgeschmack gab. Mit dieser Zugabe, zugleich ein Höhepunkt des Konzertes, und dem unfreiwillig komisch wirkenden Lied "Und der Himmel hängt voller Geigen" - weil der Himmel Heldritt mit einem Wolkenbruch überschüttete - beendete das Ensemble der Sommeroperette Heldritt sein umjubeltes Galakonzert.

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