Heldritter Kabarettsommer beginnt Spaß im Wald

Vom Kronacher Klassenclown zur Star-Entertainerin: „Comedy in Hülle und Fülle“ Foto: /Simone Hofmann

Beim 6. Kabarettsommer in Heldritt gibt’s peinliche Männer und eine scharfzüngige Mega-Barbie. Doch einer fehlt.

 
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„Voll unterwegs“ wollte er in diesem Jahr sein, nach dem Corona-Crash wollte er alle Triebwerke zünden, die Gravitation überwinden und abheben in „unendliche Breiten, Höhen und Tiefen“. In gewisser Weise hat Roman Sörgel diese kosmische Reise tatsächlich angetreten – doch nicht als Comedy-Figur Bembers: Am 8. Januar ist der fränkische Comedian und Musiker im Alter von 56 Jahren in Nürnberg verstorben. „Gute Reise, Commander!“ wünschte die Crew der Agentur Streckenbach damals ihrem Freund, Kollegen und „Bruder im Geiste“, mit dem sie „viel gelacht, geweint und gefeiert“ hatte. Am 9. Juni wollten sie wieder gemeinsam mit den Fans des deftigen Bembers-Humors lachen und feiern; die Waldbühne Heldritt wird leer bleiben an diesem Abend.

Comedy-Fans trauern um „Bembers“ Roman Sörgel. Foto: PR

Doch „the show must go on“: Ab Donnerstag, 8. Juni, dürfen Freunde des gepflegten Frohsinns wieder zum Lachen in den Wald gehen. Zum Auftakt stolpert Rolf Miller wieder durch die Untiefen der Sprache und Logik in seinem neuen Programm „Wenn nicht wann dann jetzt“. Spezialität des Comedians aus der Pfalz ist der verbale Rohrkrepierer: Sätze, die im Nichts versanden, Redensarten, die sich halsbrecherisch vergaloppieren, paradoxe Kurzschlüsse und robuste Kalauer verknüpft er zum abendfüllenden Monolog eines selbstgefälligen Biederlings, der zu allem eine Meinung hat – aber von nichts eine Ahnung.

Wenn reifere Herren den Herbst ihres Lebens zum Frühling erklären, entbehrt das selten einer unfreiwilligen Komik. Im Falle der Feisten ist die sogar gewollt: Mit ihrem neuen Programm „jetzt!“ brechen die Träger des deutschen Kleinkunstpreises auf in eine neue Ära. Und nach Heldritt, wo sie am 29. Juni erwartet werden. Lieder für die Ewigkeit gesellen sich zu ganz frischen feisten Songs, die ihr Publikum genau dort abholen, wo es gerade steht. Mathias Zeh und Rainer Schacht bringen jene Momente auf den Punkt, die unsere moderne Welt so absurd machen: Junggesellenabschiede mit über 50, ewige Arschkriecher oder das verloren gegangene Wild West-Feeling des Rauchens.

Heimspiel für Daphne

In heimatliche Gefilde zieht es am 30. Juni Daphne de Luxe. Aus dem Kronacher Schulkind, das schon früh sein komödiantisches Talent entdeckte, aber erst mal „was Anständiges“ lernte (staatlich geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin in Englisch, Französisch und Spanisch), ist längst eine erfolgreiche Entertainerin geworden, die „mit drei Beinen im Leben steht“, diverse Preise gewonnen hat und seit 2019 abwechselnd mit Lisa Feller und Meltem Kaptan die ARD-Show „Ladies Night“ moderiert. „Das pralle Leben“ bringt die charismatische XL-Barbie nach Heldritt mit, scharfzüngig, lebenslustig und zweideutig räsoniert sie über Gott die Welt, mischt Anekdoten mit Songs und zeigt ihr Improvisationstalent. Die üppige Blondine überzeugt mit ihrer ganz besonderen Mischung aus Amüsement, Selbstironie, Tiefgang, Authentizität und Musikalität.

Im Gegensatz zur forschen und schlagfertigen Bühnenfigur ist die private Daphne mitunter eher konservativ, verrät sie auf ihrer Webseite: „Auf der Bühne bin ich eine Kobra, privat eher eine Blindschleiche.“ Sie liebt ihren Garten, ihre Hühner und Kaninchen, das Züchten alter Gemüsesorten und ihre nachhaltige Verwertung, Bücher, Liebesfilme, die Küche ihrer großen Schwester, Südfrankreich und Elefanten.

Karten für den Heldritter Kabarettsommer gibt es bei der Neuen Presse, Steinweg 51, Tel. 09561/850170, www.lesershop-online.de

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