Helmut Vorndran Krimi in Ebern

Rudolf Hein

Ein Jahr ist sie schon in Betrieb, nun ist die Eberner Bücherzelle endlich auch offiziell eröffnet worden. Prominenter Gast ist der Rattelsdorfer Krimi-Autor Helmut Vorndran, der sein neuestes Werk mitbringt – schließlich spielt es auch am Eberner Marktplatz.

 
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Lesen bildet. Seit März 2021 kommt, immer unter Beachtung der gültigen Coronaregeln, Lesefutter aus der ehemaligen Telefonzelle an der Eberner Laurentiuskirche. Mehr als 50 Bücher werden jede Woche durch eifrige Leseratten entnommen, der Nachschub läuft dermaßen gut, dass oft der Stauraum knapp wird. Was noch fehlte: eine „offizielle“ Eröffnung mit Prominenz aus Politik und Kultur.

Der Zufall fügte es, dass Schriftsteller Helmut Vorndran als Schauplatz für das furiose Finale seines neuesten Frankenkrimis just den Eberner Marktplatz mit Eisdiele und mexikanischem Restaurant erwählte (die Neue Presse berichtete), genau in Sichtweite der literarisch wertvollen Bücherzelle. Für Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) ein völlig hinreichender Grund, einige Wochen nach Erscheinen von „Obsidiangold“, den Autor und die Initiatoren der Bildungsinitiative, Martin Lutz und Eckart Roeß, vor Ort zusammenzubringen und dort auch passende Worte des Lobes zu finden. Zwei handsignierte Exemplare bleiben in Ebern. Eines für das Stadtarchiv. Ein weiteres steht seit Dienstag unter all den anderen Büchern im Angebot.

Ermittlerschwein in der Eisdiele

„Eine Mischung aus deutscher Gründlichkeit, fränkischem Lebenssinn und italienischer Lässigkeit…“ – so charakterisiert Vorndran den fiktiven Inhaber der Eisdiele im Roman, deren Spezialität Spaghettieis mit Erdbeersauce ist, die wiederum vom Ermittlerschwein Presssack, dem im wahrsten Sinne „running gag“ der Romanhandlung, mit Schmatzen und Genuss verzehrt wird. Sehr zum Entsetzen des Wirts.

Naheliegend also, die Eröffnungsfeier daselbst ausklingen zu lassen, die literarische Beschreibung mit der Wirklichkeit abzugleichen, was durchaus seinen Reiz hatte. Dabei war zu erfahren, dass die Telefonzelle zwischen 1981 und 1983 in Garmisch Dienst getan hat, dass sie aufwändig nach Ebern transportiert und im Bauhof grundrenoviert wurde. Die Spitze ist noch heute im typischen Telekom-Magenta gestrichen.

Buch findet reißenden Absatz

Vorndran ist mit dem Erfolg seines jüngsten Werkes recht zufrieden, „es läuft bombastisch“. Die Auflage beträgt beachtliche 10 000 Exemplare. Inhaltlich werden von Afghanistan und Ukrainekrieg, von Querdenkern und Rechtsextremisten viele aktuelle Bezüge eingearbeitet, vermischt mit humorvoll skurrilen Handlungselementen. Reaktionen der Leserschaft sind überwiegend positiv, doch ab und an fühlt sich auch schon jemand angegriffen.

Die beiden im Buch verewigten Wirte vom Eberner Marktplatz haben wegen Altstadtfest und Sommergeschäft noch keine Zeit gefunden, die 352 Seiten in Ruhe zu lesen. Angesprochen auf ihre Rolle als literarische Figuren werden sie gelegentlich schon. Der Werbeeffekt hält sich allerdings noch in Grenzen.

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