Helmut Vorndran liest in Ahorn Von Rückenrutschern und Taliban

Schelmisch grinsend erzählt und liest Helmut Vorndran Foto: /Maja Engelhardt

Helmut Vorndran hat’s faustdick hinter den Ohren. Seine Lesung in der Alten Schäferei gerät meist fränkisch und witzig. Doch der Autor kann auch ganz ernst.

 
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Die Armen! Dieses Mal kriegen sie es wirklich ganz dicke ab, die Haßfurter. Eine komplette Geschichte samt einzelner Dialoge widmet Helmut Vorndran den Unterfranken, die angeblich so gar nicht in der Lage sind, ein Auto halbwegs verkehrssicher über die fränkischen Straßen rollen zu lassen. Die HAS-Nummernschild-Träger werden als „Verkehrstaliban“, „tickende Zeitbomben des Asphalts“ und deren Führerschein als „Perforationsberechtigung für die Nerven anderer Autofahrer“ bezeichnet. Au weia! Aber klar, dass man dem bekennenden Franken, Kabarettisten, Fotografen und Autor nichts übelnehmen kann.

Vorndran ist bekannt für seinen speziellen und schelmischen Humor und dies nicht nur im Coburger und Bamberger Land, sondern auch über dessen Grenzen hinaus. Obwohl die Grenze da wohl momentan etwas enger gezogen wird. „Nach Haßfurt werde ich mittlerweile nicht mehr eingeladen“, verrät er augenzwinkernd am Donnerstagabend bei einer seiner berühmt-berüchtigten Lesungen. Ob’s stimmt? Diese Frage stellt sich öfters in der Alten Schäferei, in der Helmut Vorndran auf Einladung der Buchhandlung Riemann zu Gast ist und seine Zuhörer zum Lachen bringt. Im Gepäck hat er seinen neuen Franken-Krimi „Obsidiangold“ und da mag das erstaunte Publikum schon öfters ins Grübeln gekommen sein, ob es denn diesen „Streifenpolizisten, den sie Profil-Webhan“ nennen und der, mit einer Zündholzschachtel bewaffnet, unter jedes Auto krabbelt und die Profiltiefe der Reifen misst, wirklich gibt. Diesen „uniformierten Rückenrutscher“. Oder ob die Knopfphobie real existiert?

Für Grinsen ist jedenfalls gesorgt, als Vorndran in gewohnt fränkischer Aussprache Auszüge aus seinem Krimi zum Besten gibt. Azubi-Ferkel Presssack ist mit dabei, ebenso wie Ermittler Lagerfeld, der arme Haßfurter Autofahrer Robert Zillich, ein brennender Mähdrescher samt Bauer, ein fassungsloser Eisdielenbesitzer und das kuriose „Polit“-Trio „Kuh-Buchs-Baam“, das auf Sprengstoffeinsätze hin fiebert. Und natürlich eine Leiche. Mindestens eine muss es nämlich pro Lesung sein. Diese Bitte sei einmal an ihn herangetragen worden, meint er grinsend und fügt hinzu: „Von älteren Damen.“ Und dieser Verblichene ist ziemlich verstümmelt und hängt sehr unhübsch im Mähdrescher bei Ebensfeld. Einem der drei „Schauplätze“ des Buches, neben Ebern und Afghanistan.

Und da ist dann Schluss mit Fränkisch und lustig, Vorndran wird ernst. Dass seine Werke immer einen tieferen Sinn haben und sich mit Politik und Gesellschaft auseinandersetzen, wissen seine Fans, und er betont es auch in der Alten Schäferei. Dieses Mal schlägt er die Verbindung zu einem afghanischen Mädchen, in Anlehnung an Sharbat Gula, die mit zwölf Jahren nach Pakistan flüchtete und dort in einem Flüchtlingslager fotografisch für das Magazin „National Geographic“ festgehalten wurde. „Das berühmteste Foto, das je von einer Frau gemacht wurde“, so Vorndran. Ihr hat er dieses Buch gewidmet und über sie und die Verhältnisse nach dem Abzug der westlichen Mächte aus Afghanistan im vergangenen Jahr hält er eine längere und sehr ernste Einführung. Aber was genau seine Amira aus „Obsidiangold“ damit zu tun hat, verrät er in der Alten Schäferei natürlich nicht.

Dafür aber, dass es im kommenden Jahr den nächsten Krimi geben wird. Gemäß seiner Tradition, das Alphabet mit den Titeln „abzuarbeiten“, ist der Buchstabe „P“ dran. Und damit jeder Frangge den auch aussprechen kann, wird das Buch „Phi“ heißen.

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