Unmittelbar vor der Mahd sucht Jagla die Wiesen systematisch ab, um eventuell ein Kitz „aufzustöbern“ und es somit vor dem Mähtod zu retten. Er weiß auch, dass die Landwirte mitunter sehr breite Mähwerke haben und auch relativ schnell, rund zehn bis 15 km/h bei der Mahd fahren. „Da hat ein Kitz keine Chance“, sagt er.
In diesem Jahr konnte Jagla mit seinem Jagdhelfer bereits zwei Kitze aufspüren und retten. Er erklärt, dass man sich Gummihandschuhe anziehen sollte, um das Kitz dann in einem dicken Grasbüschel aus der Gefahrenzone zu tragen und es am Waldrand abzulegen. Ein junges Kitz „fiept“, ein Laut, den die Geißenmutter wahrnimmt und sich dann um ihr Jungtier kümmert. Das ist mütterliche Fürsorge. Hier wird der Jäger nachdenklich: „Ich musste einmal mit ansehen, wie eine Geiß versuchte, ihr angemähtes Kitz auf die Beine zu bekommen. Ein herzzerreißender Anblick. Mir blieb keine Wahl, ich musste das Kitz von seinem Leiden erlösen. So etwas brauche ich nicht mehr“, sagt Wolfgang Jagla bedrückt.
Der erfahrene Jäger weiß, wo Geißen gerne ihre Kitze ablegen. Das geschehe meistens 100 bis 150 Meter von Waldrändern entfernt, wo sich das Kitz für zwei bis drei Stunden instinktiv wegdrückt, während die Geiß in der Nähe äst.
Mit der Suche per Drohne mit Wärmekamera hat Wolfgang Jagla in seinem Revier persönlich noch keine Erfahrungen gemacht. Er wäre jedoch an einem Drohnenpiloten interessiert, der eine Wärmebildkamera an seinem Fluggerät hat. „Denn nur die Suche mit einer Wärmebildkamera macht Sinn, weil man sonst aus der Luft die tief ins Gras geduckten Tiere nicht oder nur per Zufall sieht.“ Die wirklich gefährliche Zeit für Rehkitze sei die erste Heumahd, von Ende Mai bis Mitte Juni. Bei der zweiten Mahd seien die Kitze schon größer und würden meist rechtzeitig von der Geiß aus der Gefahrenzone geholt, wenn die Messer zu rattern begännen. Gesetzlich sind die Landwirte verpflichtet, ihre Felder vor der Mahd abzusuchen. Anderenfalls können sie sich nach dem Tierschutzgesetz strafbar machen.
Die über Jahrtausende bewährten Überlebensstrategien der Wildtiere, das regungslose Verharren von Rehkitz und Feldhase als Schutz gegen Fressfeinde, wirken sich bei der Mahd verheerend aus. Wolfgang Jagla appelliert an „seine Landwirte“, mit ihm gemeinsam, Hand in Hand Vorsorge zu treffen, um den Rehkitzen, aber auch anderen Tieren, die sich in Wiesen tummeln, einen grausamen Tod zu ersparen.
Drohnenrettung aus der Luft
Immer mehr Landwirte und Jäger setzen auf den Einsatz von Drohnen. Mit Wärmebildkameras können die Tiere aufgespürt und vor der Mahd gerettet werden. Mehr dazu gibt es
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