Hilfe für Familie Ein barrierefreies Zuhause für Emma

Wolfgang Aull

In der ersten Juliwoche startete Familie Krutsch aus Sand am Main online einen Spendenaufruf für ihre Tochter. Sie leidet an einer unheilbaren Muskelschwäche. Das Ergebnis ist überwältigend.

 
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Die kleine Emma freut sich schon riesig auf ihr neues Kinderzimmer. Foto: René Ruprecht

Lebensqualität schaffen für ein Kind mit Handicap: Diese Aufgabe beschäftigt das Ehepaar Krutsch aus Sand am Main seit nunmehr sechs Jahren rund um die Uhr, und sie stellen sich ihrem Schicksal ohne Wenn und Aber: Ihre Tochter Emma kam mit einer seltenen, nach aktuellem medizinischen Stand unheilbaren Krankheit zur Welt: AMC. Diese zeigt sich darin, dass ihre Beweglichkeit stark eingeschränkt und die Muskelkraft gemindert ist. Fünf Operationen in der Kinderorthopädie Aschau und eine weitere in Würzburg hat Emma bereits hinter sich.

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Das Ehepaaar Verena und Alexander Krutsch sah ein Problem auf sich zukommen, das sie nun anpacken wollen: Ihr Haus ist zweigeschossig. Bad und Kinderzimmer befinden sich im ersten Stock. Mamma oder Papa tragen ihre Tochter bisher mehrmals täglich Treppen hinauf und hinunter. Das Kind wächst, sein Gewicht nimmt zu. Der Gedanke an einen Lifteinbau musste aus Gründen der Hauskonstruktion verworfen werden.

Das Haus, so ihre nüchterne Betrachtung, ist einfach nicht für eine solche Lebenswirklichkeit gebaut, zu wenig Barrierefreiheit. Das Ehepaar überlegte, was getan werden könnte. Man hatte die Idee, auf einer Ebene ein Kinderzimmer und ein Bad anzubauen. So könnte sich Emma im Erdgeschoss einschließlich Garten völlig eigenständig bewegen. Dann wäre alles barrierefrei.

Viel Eigenleistung gefragt

Doch zunächst blieb es bei dem Plan. Denn leider ließen ihre finanziellen Mittel einen solchen Umbau nicht zu, so die Eltern; Auch dann nicht, wann man auch vieles in Eigenleistung erbringen könnte. Die Fakten: 100 000 Euro umfasst das ganze Projekt. Durch Eigenleistungen könnte der finanzielle Aufwand auf cirka 70 000 Euro reduziert werden, schätzt das handwerklich geschickte Ehepaar.

Familie Krutsch, die ihr Schicksal bisher stets alleine in die Hand nahm, suchte den Weg in die Öffentlichkeit. Die drei erfuhren aus dem Familienkreis, dass es eine Organisation mit dem Namen „gofundme“ gibt, die Spendenaufrufe entgegennimmt und im Netz veröffentlicht. Gemeinsam fällten sie die Entscheidung, sich an diese zu wenden. „Einfach war es für uns nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen“, erklärte Verena. „Doch das Wohl Emmas steht für uns an oberster Stelle.“ Ihr Aufruf wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2024 online gestellt.

Die Resonanz war überwältigend: Seitdem liefen mehr als 20 000 Euro auf ihr Konto ein; in den sozialen Medien wurde ihr Aufruf mannigfach geteilt, und aus der Nachbarstadt kam ein Anruf: Der Verein Helfer Shuttle Eltmann zeigte sich bereit, tatkräftig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Verena: „Wir sind einfach unglaublich dankbar, dass wir so viel Zuspruch und Unterstützung bekommen. Was wir auch schätzen, weil es keine Selbstverständlichkeit ist.“

Demnächst wird Emma eingeschult. In das Förderzentrum Schonungen, der sogenannten Schule am Bach. Die Realisierung des Anbaus ist in Sichtweise, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Familie Krutsch schaut mittlerweile mit gestärkter Zuversicht auf die kommenden Jahre.

GoFundMe ist inzwischen die größte soziale Crowdfunding-Plattform der Welt und erfreut sich großer Beliebtheit. Das Wort Crowdfunding stammt aus dem Englischen und bedeutet, von einer Crowd, auf deutsch Menge, Finanziertes: Es nutzt soziale Netzwerke und digitale Plattformen, um online Spenden zu sammeln.

Der Spendenaufruf von Emma ist über die Homepage im Internet unter https://www.gofundme.com/f/ich-wunsche-mir-ein-barrierefreies-zuhause einsehbar.