Beide waren auch berufstätig gewesen, die eine im Lebensmittelbereich und die andere war Konditorin und zuletzt als Bedienung beschäftigt.
Am Herd im Untergeschoss steht Nasjwa und bereitet das Mittagessen für ihre Familie mit den zwei Töchtern und dem Sohn vor. Dazu gesellt sich auch die 15-jährige Tochter Güzel, die gerade von ihrem ersten Schultag am Gymnasium in Haßfurt zurückgekommen war. Dabei haben sich zwei Mädchen aus dem Ort im Schulbus um sie gekümmert.
In einem anderen Raum sieht man eine junge Familie, Jusuf und Sila mit Namen, zusammen mit ihren zwei Jungs Farouk und Agram (zwei und drei Jahre). Sie hatten mit ihrer Flucht keine Probleme, weil sie eigentlich aus Usbekistan stammen, aber zuletzt in der Ukraine wohnten. „Wir kommen aus Cherson und haben dort die letzten Wochen im Keller gewohnt, weil die russische Armee die Stadt schon Anfang März unter Kontrolle nahm. Deswegen haben wir uns entschlossen wegzufahren.“ Sie seien dann über die Slowakei nach Deutschland gekommen und hier in Stettfeld gelandet. Er war in der Ukraine als Händler für Obst und Lebensmittel tätig. Diese junge Familie zeigt sich sehr selbständig, ist schon mit dem Bus gefahren und hat auch Stettfeld schon etwas erkundet.
Die Stettfelder können sich glücklich schätzen, dass sie in ihren Reihen auch jemand haben, der gut russisch spricht und sofort von sich aus anbot, Dolmetscherdienste zu leisten und ebenso für alle anderen Fragen zur Verfügung zu stehen.
Seine große Hilfsbereitschaft ist offenbar in seiner eigenen Lebensgeschichte begründet. Der 40-jährige Alexander kam 1992 im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern als „Russlanddeutscher“ nach Deutschland. Vor zehn Jahren hat sich der gelernte Maschinenbauer ein Haus in Stettfeld gekauft und ist nun seit eineinhalb Jahren auch verheiratet. Seine Frau Nadiia stammt aus der Ukraine, arbeitete aber in Tschechien. Im Rahmen der Integration macht sie derzeit bei der AWO in Bamberg einen Sprachkurs, um die deutsche Sprache besser zu erlernen. Er ist deswegen für die kleine Emely in Elternzeit und kümmert sich gerne um die Landsleute aus der Ukraine.
Unter den Flüchtlingen waren auch zwei Frauen, die Hilfe dringend benötigten; eine mit ihrem Baby im Alter von nur vier Wochen, die andere war hochschwanger und brachte hier im Krankenhaus ihr Kind zur Welt. In der Zwischenzeit wurden auch einige Familien nach Breitbrunn umgesiedelt. Eine kleine Gruppe ist später wieder ausgezogen und hat sich mit dem Zug auf den Weg nach Hamburg gemacht. Einige wenige haben auch eine Privatunterkunft beziehen können. Auch in der Gemeinde Kirchlauter sind drei Familien untergebracht. Immer wieder hört man aus den Reihen der Ukrainer aber den Wunsch, bald wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können.