Hilfsorganisationen Raum Coburg: Helfer brauchen Hilfe

Jagdhündin Franzi ist vor zwei Jahren mit viel Aufwand aus einer brenzligen Situation gerettet worden. Doch mittlerweile sind es immer öfter Hilfsorganisationen selbst, die in die Bredouille kommen: Ihnen gehen die Leute aus. Daher schalten sie nun eine gemeinsame Anzeige. Foto: NEWS5

Mit Anzeigen werben Feuerwehr, THW, ASB und BRK um neue Mitglieder. Auch vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe.

 
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Coburg - Es war eine Rettungsaktion, die es so auch nicht alle Tage gibt: Mehr als 40 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) waren vor zwei Jahren in Buch am Forst im Einsatz, um eine Hündin zu retten, die in einem Kanalrohr feststeckte. Mit schwerem Gerät mussten Unmengen von Erde und Gestein ausgebaggert werden. Auch eine Spezialkamera kam zum Einsatz. Aber die stundenlange Arbeit hatte sich gelohnt: Jagdhündin Franzi kam frei.

THW und Feuerwehr arbeiten im Coburger Land oft Hand in Hand; natürlich auch mit Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Bayerischem Roten Kreuz (BRK). Jetzt haben sich die vier Hilfsorganisationen zusammengeschlossen, um mit gemeinsamen Anzeigen für mehr Nachwuchs zu werben. „Wir helfen immer, überall und unkompliziert“, lautet das Motto der Annonce, die am Samstag in den regionalen Tageszeitungen geschaltet war. Wer mithelfen will, kann sich online dafür bewerben (www.landkreis-coburg.de/coburgerlandhilft).

Initiator der Aktion ist Kreisbrandrat Manfred Lorenz, der sagt: „Die Nachwuchssorgen treffen sicherlich mehr oder weniger alle.“ Angesichts der Hochwasserkatastrophen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sei es daher aus seiner Sicht an der Zeit, den Fokus auf die Tatsache zu lenken, dass Hilfe in solchen Unglücksfällen nur über den Einsatz entsprechender Hilfsorganisationen und natürlich das Engagement Freiwilliger geleistet werden könne. Die verheerenden Bilder aus den Hochwassergebieten noch vor Augen, stelle dies einen Weckruf dar, für alle gleichermaßen.

Dass die Zahl derjenigen, die sich ehrenamtlich im Rahmen der unterschiedlichen Hilfsorganisationen engagieren, immer weiter zurückgeht, beobachtet der Kreisbrandrat schon länger. „Insbesondere die Zahl unserer Aktiven in der Feuerwehr ist kontinuierlich immer weiter zurückgegangen. Nicht so, dass man gleich reagieren müsste, aber irgendwann gibt es dann doch mal eine Deadline – und man muss was tun“, sagt er. Geschätzt habe sich dieser Rückgang über den Zeitraum der vergangenen zehn Jahre entwickelt, meint Lorenz und sagt: „Jede der Organisationen hat ein anderes Einsatzspektrum, das sich in Teilen natürlich überschneidet. Aber wir arbeiten eng zusammen und treten gemeinsam auf – und das soll durch die Anzeige rüberkommen.“ Deshalb sei es letztlich auch so einfach gewesen, die Initiative für die Aktion zu ergreifen, nachdem die Idee für solch eine Anzeige beim Feuerwehrjugendwettbewerb geboren worden war.

„Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit“

Woran es liegt, dass sich immer weniger Menschen für das Ehrenamt interessieren, kann auch Manfred Lorenz nicht sagen. „Darüber haben sich schon viele den Kopf zerbrochen“, meint er und glaubt fest daran, dass hier auch falsche Vorstellungen eine Rolle spielen. „Weil unsere Feuerwehrleute so professionell handeln, denken viele, das sei deren Beruf und hat nichts mit Ehrenamt zu tun. Aber da wird von falschen Voraussetzungen ausgegangen“, erläutert er. Oft spiele sicherlich auch Bequemlichkeit eine Rolle oder aber das Empfinden, zum Beispiel über sportliches Engagement die größere Karriere machen zu können. „Früher mussten die Leute mehr zusammenhalten und mehr zusammenarbeiten, um sich vor Katastrophen zu schützen – aber heute denken die Menschen: Das wird schon einer machen.“

Um aus dieser Situation heraus dennoch ausreichend Nachwuchs – egal ob jung oder bereits älter – gewinnen zu können, brauche es vor allem eines: Durchhaltevermögen. „Da geht es sicher um viele kleine Sachen“, meint der Kreisbrandrat und setzt hinzu: „Es gibt kein Patentrezept, man muss immer wieder neue Ideen haben und dann auch nachbessern.“ Auch habe ihn die Erfahrung seiner über 40-jährigen Laufbahn bei der Feuerwehr gezeigt, dass die Leute eher aufspringen, wenn die Organisationen mit interessanten Ideen daherkommen. „Das ist immer gefragt“, bekräftigt er, „man muss sich immer etwas einfallen lassen.“

Dass die Werbeaktion überhaupt durchgeführt werden konnte, so Manfred Lorenz, sei der hohen Spendenbereitschaft mehrerer Firmen zu verdanken. „Die Anzeige war innerhalb weniger Stunden vorbereitet, und dann haben wir alle Firmen angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Das war nachmittags – am Abend waren dann bereits die ersten 200 Euro da. Das war wirklich stark, und ich hätte das so nicht erwartet“, freut sich der Kreisbrandrat über die tatkräftige Hilfe aus der Wirtschaft und setzt hinzu: „So eine Anzeige kostet immerhin auch etwas.“ Gerade die Unternehmen seien betroffen, wenn die Arbeitnehmer, die sich ehrenamtlich in Hilfsorganisationen engagieren, während der Arbeitszeit zu einem Einsatz gerufen werden. „Aber auch in den Firmen wird die Notwendigkeit dieser Einsätze gesehen“, betont Lorenz. „Da ist sich jeder der Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit bewusst.“

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