Hindernislauf 280 Läufer starten beim „Rockman Run“ in Zell

Die Sportler kämpfen sich durch Schlamm und Wasser, klettern über Holzpyramiden und schleppen Sandsäcke: Auf zwei Distanzen gibt es viele Hindernisse zu überwinden. Ein Erfahrungsbericht.

 
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Zell - Ich würde ihn hassen, hat er im Vorgespräch gesagt. Nein, ich hasse Julian Herrgesell dann am Ende doch nicht. Im Gegenteil: Ich bin ihm sogar dankbar dafür, dass er mir die Möglichkeit gibt, mich herauszufordern und eine Menge Spaß dabei zu haben. Zusammen mit 280 weiteren Teilnehmern starte ich zum ersten Mal im Leben am Samstag in das Abenteuer „Rockman Run“, das Herrgesell diesmal in Zell organisiert hatte.

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Der Hindernislauf findet traditionell im Oktober in Wunsiedel statt. In diesem Jahr gibt es zusätzlich die „Summer-Edition“ in Zell. Zwei Strecken stehen zur Auswahl, neun und 19 Kilometer.

Eventgelände und Startbereich sind mitten in Zell. Von dort aus geht es Richtung Waldstein. Die 19-Kilometer-Läufer haben 50 Hindernisse zu überwinden, auf der kürzeren Strecke warten 30. In mehreren Etappen starten die Läufer und müssen bereits wenige Meter nach dem Loslaufen die ersten Hindernisse nehmen - über Heuballen klettern und dann direkt rein in ein Schlammloch, bis zum Bauch im Wasser. Dann gleich ins nächste Schlammloch. Von Anfang an sind die Läufer komplett nass.

Ich hatte mich für die lange Distanz, die 19 Kilometer mit 50 Hindernissen entschieden. Wenn schon, denn schon. Zum Frühstück gibt es viel Wasser, ein Käsebrot und Haferbrei. Wie sich herausstellen sollte, ist das eine gute Vorbereitung – neben den vielen Laufeinheiten in letzter Zeit. Denn ich schaffe es problemlos ins Ziel.

Und nicht nur das: Ich bin die erste Frau auf der 19-Kilometer-Distanz. Wie krass! Allerdings stürze ich auf den letzten zwei Kilometern, schlitze mir dabei den Ellbogen auf und werde von den Johannitern erstversorgt. In der Notaufnahme des Hofer Klinikums erfahre ich per WhatsApp von meinem Erfolg. Damit hatte ich nicht gerechet. Der Plan, überhaupt ins Ziel zu kommen und das Rennen als Erfahrung zu verbuchen, von der ich meinen Enkeln erzählen wollte, ist damit übererfüllt. Bei den Männern wird auf der 19-Kilometer-Distanz Frank Hausmann aus Jena erster. Auf der Neun-Kilometer-Distanz Laura und Hagen Brosius, bei den U18 Hennig Lennox.

Die meisten Läufer sind als Team unterwegs, es geht bei dem Event darum, dabei zu sein, Spaß zu haben, mit Vorsatz so richtig dreckig zu werden und sich am Ende erschöpft, aber glücklich zu fühlen.

Mein größter Feind sind die Höhenmeter. Es geht hinauf zum Waldstein, über Forstwege mit Abstechern über bemooste und verwurzelte Waldwege. Auf dem Weg zum Gipfel schwimmen die Läufer durch Wassercontainer, klettern über Holzpyramiden, kriechen unter Netzen hindurch oder tragen Sandsäcke durch die Gegend.

Auf dem Waldstein-Gipfel bietet sich den Besuchern der Waldstein-Gaststätte ein skurriles Bild: Auf der Waldstein-Bühne ist ein Hindernis aufgebaut, die Läufer kriechen unter Metallgittern auf allen Vieren. Die Gaststätten-Besucher schlürfen Apfelschorle und gucken zu.

Danach geht es hauptsächlich bergab. An dieser Stelle habe ich das Gefühl, dass das Ziel nicht mehr weit weg ist. Auf den letzten zwei Kilometern dann der Sturz. Die Beine sind schon müde, ich stolpere über einen Ast am Boden und fliege mit den Armen vorwärts bergab auf den Bauch. Mein Arm blutet, die Haut ist an vielen Stellen abgeschürft. Doch es geht weiter. Auf den letzten Metern drückt mir eine Helferin – an jedem Hindernis warten Helfer, die im Notfall eingreifen oder Anweisungen geben, wie das Hindernis zu nehmen ist – dann auch noch einen schweren Steinbrocken in die Hände. Okay, her damit, das geht auch schon noch. Dann das Ziel. Geschafft. Juhu.

Fast alle Teilnehmer schaffen es bis ins Ziel, berichtet anschließend der 31-jährige Organisator Julian Herrgesell. Nur einige wenige hätten Abkürzungen ins Ziel genommen. Am längsten braucht das Team von Johnny Grasser, der trotz seiner Behinderung – er ist von Geburt an an Armen und Beinen gelähmt – sich mithilfe seines Teams durchkämpft.

Obwohl das große Feiern danach wegen Regens nur klein ausfällt, weil Teilnehmer und Besucher flüchten, ist der Organisator „extrem zufrieden“. Die Veranstaltung sei unter schwierigen Bedingungen abgelaufen, Corona, Hygienevorschriften, der Termin musste vom Juni in den August verlegt werden. „Ich habe nur Positives gehört – von den Teilnehmern, den Zeller Vereinen, die an der Ausrichtung beteiligt waren, dem Bürgermeister. Alle waren begeistert und überrascht.“ Deshalb soll auch im nächsten Jahr eine Sommer-Ausgabe in Zell starten.

Ganz Zell war in den vergangenen Wochen an den Vorbereitungen beteiligt: Handwerker bauten Hindernisse auf, Ehrenamtliche aus verschiedenen Vereinen halfen beim Aufbauen und an der Strecke aus. Am Eventtag sorgten die DLRG, das THW, die Feuerwehr und viele ehrenamtliche Helfer dafür, dass alles sicher abläuft.

Nach dem Lauf geht’s nun ans Aufräumen. Bis zum kommenden Mittwoch sollen alle Hindernisse rund um den Waldstein abgebaut sein. Dann nimmt sich Herrgesell eine Woche Auszeit und danach geht es an die Vorbereitung des „Rockman Runs“ am 9. und 10. Oktober in Wunsiedel.