Hirschfeld Wo Tradition lebendig bleibt

Veronika Schadeck

Einst gab es im Dorf mehr Gänse als Einwohner. Gut, die Zeiten haben sich geändert. Doch eines ist geblieben: Nach wie vor sind die Hirschfelder stolz auf ihren Ort und seine Geschichte.

 
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Es war ein Fest, das den Hirschfeldern noch viele Jahre in Erinnerung bleiben wird: Am Wochenende feierte der 420 Einwohner zählende Ortsteil der Gemeinde Steinbach am Wald mit „800 Jahre Hirschfeld“ und „70 Jahre katholische Jugend“ ein Doppeljubiläum. Es war ein Fest der Generationen, geprägt von der Vorstellung der Ortschronik, Festgottesdienst, einen farbenfrohen Festumzug mit den örtlichen Vereinen, Partys und die Prämierung der Sieger des Kindermalwettbewerbs. Viele „ehemalige“ Hirschfelder waren in ihr Heimatdorf gekommen, um mitzufeiern.

„Heimat ist der Ort, an dem das Wir Bedeutung bekommt“, so Landrat und ehemalige Bürgermeister Klaus Löffler, im voll besetzten Festzelt. Dass er fest zur Hirschfelder Bevölkerung gehört, wurde daran deutlich, dass er von der jungen Generation eine Collage erhielt, die ihn und die jungen Hirschfelder auf Bildern zeigte. „Ich bin stolz auf euch und auf Hirschfeld“, so Bürgermeister Thomas Löffler. Und: „Es ist mir eine große Ehre, dass ich Schirmherr sein darf!“

Bierkrieg zwischen Hirschfeld und Teuschnitz

„28 Generationen haben dieses Dorf 800 Jahre langgeprägt“, begann Rudolf Pfadenhauer am Samstagabend die Zeitreise, wobei ein Teil der Chronik im Rahmen eines „Wirtshausgesprächs“ auch durch die Gemeinderäte Stefanie Neubauer, Josef Herrmann, Linda Jakob und Christiane Hadzelek in humorvoller Weise vorgestellt wurde. Es ging dabei unter anderem um den 50 Jahre lang andauernden Bierkrieg zwischen Hirschfeld und Teuschnitz Mitte des 18. Jahrhunderts und den damit verbundenen zeitraubenden und kostenintensiven Klagen: Die Hirschfelder waren unzufrieden mit den Bierlieferungen aus der Stadt. Zum einen reichten die Mengen nicht und zum anderen herrschte Unzufriedenheit mit der Qualität. Schließlich erhielten die Hirschfelder im Jahr 1804 die Genehmigung für ihr eigenes Brauhaus.

Zu hören war unter anderem zudem, dass zwei Kompanien des Kaisers Napoleon durch das Dorf gezogen waren. Auch war von einem Windheimer Pfarrer im Jahre 1880 die Rede, der die Hirschfelder Jugend wegen ihres Alkoholkonsums und den damit verbundenen Exzessen beim Bezirksamt Kronach anzeigte.

Als die Straßen nur geschottert waren

Linda Jakob ging auf die Geschichte der Trachtenkirchweih ein, die seit vielen Jahrzehnten von der Jugend organisiert wird ein. Einen Überblick über das Dorfbild in jüngster Vergangenheit und Gegenwart gaben Josef Herrmann und seine Enkelin Christiane Hadzelek. In seiner Kindheit, so berichtete Herrmann, habe man bei Geburten die Hebamme aus Windheim gerufen, die Straßen seien geschottert gewesen, links und rechts habe es Gräben für die Entwässerung gegeben.

Im Winter hätten die Dorfbewohner die Straße in Richtung Förtschendorf vom Schnee „freischaufeln“ müssen. Es habe mehr Gänse als Einwohner und auch nur einen Fernseher im Dorf bei „Hampels“ gegeben, erinnerte sich Herrmann. Um diesen hätten sich die Kinder nach der Sonntagsandacht, die damals in Windheim stattfand, versammelt. Es habe Hausschlachtungen und drei Wirtshäuser gegeben. Jetzt, so erklärte Christiane Hadzelek, fänden Geburten in der Klinik statt, im Winter würden sämtliche Straßen von Winterfahrzeugen geräumt und ein Fernsehen gehöre mittlerweile nahezu in jedes Kinderzimmer.

Bewegte 800 Jahre

Der Bundestagsabgeordnete Jonas Geissler sprach von einer bewegten 800-jährigen Dorfgeschichte mit Höhen und Tiefen. Hirschfeld sei für die Bewohner eine Heimat, in der sie Geborgenheit und Vertrautes fänden.

Am Sonntag wurden die Bilder des Nachwuchses mit Spannung erwartet. Dabei wurden beeindruckende Motive, wie beispielsweise die Kirche, das Sportheim, das Friedenskreuz etc. gemalt. Viel Lob gab es auch für die von Linda Jakob initiierte Ausstellung im Jugendheim, in der die Geschichte des Dorfes mit einer Vielzahl von Bildern, Texten und Gegenständen gezeigt wurde. Zuvor wurde Josef Herrmann für seine rund 20-jährige Tätigkeit als Gemeinderat vom Bürgermeister Thomas Löffler geehrt.

Dank an alle Helfer

Bürgermeister Thomas Löffler bedankte sich bei allen Vereinen und Helfern. „Ohne euch hätten wir dieses Fest nicht stemmen können.“ Sein Dank galt weiterhin Hartmut Neubauer und Veronika Schadeck, die Beiträge für die Chronik mit verfassten sowie Heinz Karschunke, der mit Rat zur Seite stand und sein umfassendes Material aus Hirschfeld zur Verfügung stellte. Sein besonderer Dank galt zudem Linda Jakob, Florian und Lisa Wachter mit ihrer katholischen Jugend.

Bilder