Hochwasser in Ebern Eine Stadt hält zusammen

Ein Hochwasser wie am Freitag, 9. Juli, hatte Ebern lange nicht gesehen. Trotz all der Schäden, die es zu bewältigen gilt, gibt es auch Gutes – und zwar den vorbildlichen Zusammenhalt der Ebener Bürger.

 
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Ebern - Wasser, wohin das Auge reicht. Wer am Freitag, 9. Juli, in den Haßbergen unterwegs war, der kam nicht weit. Straßen standen unter Wasser, Wege wurden unter- und weggespült, Brücken waren nicht mehr passierbar, Felder verwandelten sich in Seenlandschaften. Die Feuerwehren hatten alle Hände voll zu tun, auch in Ebern. Hier kam es sogar noch zu einem Schwelbrand, der einen Feuerwehreinsatz erforderte.

Einige wenige Tage später hat sich die Lage zwar wieder beruhigt – die Schäden jedoch zeugen noch von dem, was die Eberner hier heimgesucht hat. Am Sonntag, 11. Juli, wendet sich Eberns Stadtoberhaupt Jürgen Hennemann noch einmal an die Presse.

Am Samstag, so berichtet Hennemann, sei das „große Aufräumen“ angesagt gewesen. Er selbst ist Feuerwehrmann und besichtigte alle Einsatzstellen und überschwemmte Bereiche und Objekte. „Die Schäden sind groß“, so resümiert Hennemann. „Sie haben sich jedoch auf das Angerbachtal und das Mühlenviertel begrenzt.“ Die Stadtteile seien bis auf Überschwemmungen in Heubach und Eichelberg, wo sich die örtlichen Feuerwehrler und Bürger kümmerten, verschont geblieben. In der Kernstadt traf es laut Hennemann etliche Hauseigentümer und Bewohner „heftig“.

Besonders in der Adalbert-Stifter-Straße, in der Angerstraße sowie in der Georg-Nadler-Straße habe das Hochwasser die Menschen überrascht. „Der Bereich ist seit der Verrohrung des Angerbachs, nach der großen Überschwemmung der Realschule 1969, ohne Hochwasser geblieben“, erläutert der Bürgermeisterin seinem Schreiben an die Presse.

Martin Lang vom Bauamt ergänzt: „Die Verrohrung des Angerbaches ist auf ein über 100-jähriges Hochwasser ausgelegt. Was wir am Freitag erlebt haben, war also mehr als 100-jähriges Hochwasser. Die Verrohrung schaffte die Wassermassen des lokalen Starkregens nicht.“ Das Wasser lief, so Lang, „ über den Damm der Gymnasium Straße in die Brunowerksiedlung.“

In der Adalbert-Stifter-Straße mussten Hennemann zufolge sechs Häuser vom Strom abgeschaltet werden, da die Hausanschlüsse zerstört wurden. „Diese können erst in den nächsten Tagen wieder repariert werden“, so das Stadtoberhaupt. Deswegen sei am Samstag eine Stromnotversorgung aus dem städtischen Gebäude in der Straße (ehemaliges Arbeitsamt) aufgebaut worden, damit die Anwohner in ihren Wohnungen bleiben konnten. „Das wurde auf kurzem Dienstweg mit dem örtlichen Techniker des Bayernwerks und der Elektrofirma Dietz sowie mithilfe des Bauhofs und der Feuerwehr der Stadt schnell umgesetzt“, so Hennemann.

Große Sorgen bereitete den Verantwortlichen und Hilfskräften auslaufendes Heizöl in einem Keller in der Adalbert-Stifter-Straße, was aber auf den Keller begrenzt blieb, wie Hennemann betont. Die Sander Feuerwehr, auf Ölschäden spezialisiert, war hier stundenlang im Einsatz.

„Solch ein Hochwasser hat Ebern seit 1969 nicht erlebt“, berichtet Hennemann. Neben den Schäden im privaten Bereich sei natürlich besonders bitter, dass die neu sanierte Realschule im Keller überflutet wurde und somit der Unterricht in den im Kellergeschoss liegenden Klassenzimmern wohl für längere Zeit nicht möglich sein wird. Hier seien bereits erste Gespräche über Ersatz Räume angelaufen.

„Die Einsatzkräfte der Feuerwehr haben eine super Arbeit geleistet. Über 100 Feuerwehrleute aus dem Stadtgebiet und den angrenzenden Gemeinden wurden von der Einsatzleitstelle im Feuerwehrhaus Ebern unter der Leitung von Kommandant Nico Sonnefeld sehr gut gesteuert“, lobt Hennemann.

Ein herzliches Dankeschön für den Einsatz sprach der Bürgermeister bereits zum Abschluss der Einsätze am Freitagabend vor dem Feuerwehrhaus aus. „Auch den Bürgern möchte ich danken, dass sie den Geschädigten zur Seite gestanden und Nachbarschaftshilfe geleistet haben.“ So hätten die Bürger in der Neubrückenstraße selbst die Verkehrsregelungen der überfluteten Straße übernommen, da der städtische Bauhof nicht überall gleichzeitig sein konnte. Andere halfen beim Auspumpen und Ausräumen der Keller.

„Auch Dank gilt der Firma Schoppel, die ihre Maschinen für Straßenreinigung zur Verfügung gestellt hat, sowie der Firma Elektro Dietz und Daniel Appel, der mit seinem Bagger Entlastungsgräben am Mühlbach gezogen hat“, hebt Hennemann deren Einsatz im Extremfall hervor. Die Einsatzleitung mit Bürgermeister Hennemann befürchtete, wie dieser am Sonntag berichtet, weiteren Regen und Hochwasser von der Baunach, weswegen Entlastungsgräben erstellt und Sandsackbarrieren gelegt wurden. „Das weitere Hochwasser hielt sich in Grenzen. Es hoffen alle, dass nicht weitere heftige Regenfälle bei uns niedergehen“, so Eberns Stadtoberhaupt. „Ich bitte aber auch um Verständnis, dass die Einsatzkräfte nicht überall gleichzeitig sein und auch kleine Schäden nicht gleich bearbeitet werden konnten.“ Bei über 60 Schadensmeldungen gelte es, zu priorisieren.

Die Schäden in der Stadt am Anlagenring, besonders in der Rückert Anlage an der Eiswiese seien, so Hennemann, erheblich. „Hier sind einige Wege nicht mehr vorhanden. Die Bereiche bleiben deswegen zunächst gesperrt. Der Zugang zur Stadt durch das Schuhmacher Haus vom Eiswiesenparkplatz ist zunächst gesperrt.“

Das Café Elisabeth am Altenheim kam laut Hennemann glimpflich davon. Hier konnte am Samstag bereits, nach Reinigung durch die Mitarbeiter des Seniorenheim St. Elisabeth, eine Impfung gegen Corona durchgeführt werden.

Am Montag, 12. Juli, werde die Lage gesamt betrachtet und weitere Entscheidungen getroffen, erläutert Hennemann. Auch werde mit dem Wasserwirtschaftsamt Kontakt aufgenommen, um die seit Jahren laufende Planung zur Renaturierung der Baunach, die auch verbesserten Hochwasserschutz für das Mühlenviertel bringen soll, zu beschleunigen und über weitere Schutzmaßnahmen für den Bereich Angerbach zu sprechen, kündigt der Bürgermeister an. „Bleibt festzuhalten, dass viele geholfen haben. Dafür großen Dank.“ kap

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