Die Coburger BRKler kümmerten sich um die medizinische Betreuung der Menschen, die nur eines im Sinn hatten: aufräumen. Dabei gab es immer wieder Verletzungen, kleinere wie größere, die auf improvisierten „Behandlungsplätzen“, teilweise direkt aus dem Krankenwagen heraus, behandelt wurden: von der Schnittwunde am Finger über Augenverletzungen bis zum Sonnenstich. „Die Menschen dort sind am Ende ihrer Kräfte, räumen aber trotzdem weiter. Dann unterschätzen sie die Gefahr, die von vermeintlich leichten Verletzungen ausgeht. Die größte ist das Infektionsrisiko, weil überall ist Schlamm, nur Schlamm, Körper sind von den Füßen bis in die Haarspitzen damit bedeckt. Unvorstellbar“, so Inno Mann.
Fußstreife
Er ging mit Kameraden auch auf Fußstreife, um Pflegebedürftige zu betreuen, die seit Tagen allein gelassen waren, weil niemand zu ihnen vordringen konnte. Bei einer Patientin bestand der Verdacht auf einen Herzinfarkt. Der Arzt musste mit dem Hubschrauber eingeflogen werden, weil der Ort über eine Straße nicht erreichbar war. Die Bundespolizei setzt Wasserwerfer ein, um die Menschen zu versorgen. Das Leitungssystem ist vielerorts völlig zerstört.
Claus Weigand, Kreisbereitschaftsleiter des BRK Coburg, hat Hochachtung vor der Leistung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte, für die er Verantwortung trägt. Innerhalb kürzester Zeit sei es gelungen, die Hilfsmannschaft am Sonntagabend zusammenzustellen. Das sei vor allem deshalb gelungen, weil das Rote Kreuz im Raum Coburg auf 15 Bereitschaften zurückgreifen kann, deren Mitglieder eng zusammenarbeiten. Am Montag konnte der Trupp mit Kräften aus den Bereitschaften Coburg, Rödental-Einberg, Ebersdorf, Neustadt, Sonnefeld und Weidhausen als Teil des „Kontingents Oberfranken“ starten. Es löste Helferinnen und Helfer aus Unterfranken ab. Michael Stelzner aus Neustadt wurde zum Führer des 150 Kräfte zählenden Kontingents berufen, Dennis Busch aus Ebersdorf zum Zugführer. Standort der Coburger war Neuwied, Einsatzgebiet das Ahrtal. Busch: „Dort gab es schlichtweg keine Unterkunft, keinen Strom, kein Wasser und – noch schlimmer – keine funktionierende Kanalisation.“ Glücklicherweise hätten die Einheiten miteinander Kontakt halten können. Hier habe sich der Digitalfunk „unglaublich bewährt“, dessen Einführung bei Hilfsorganisationen auch im Coburger Land lange umstritten war.
Eine Erkenntnis der Hochwasserkatastrophe gibt es für Dennis Busch jetzt schon. Ohne geländegängige Fahrzeuge sind solche Einsätze nur schwer oder gar nicht zu bewältigen. „Darüber wird man nachdenken müssen“, so der Ebersdorfer. „Wir Oberfranken hatten glücklicherweise Quads dabei.“
In Bereitschaft
Inno Mann und Dennis Busch sind, wie die gesamte Hilfsgruppe des Coburger BRK, am Donnerstag zurückgekehrt. Hier wurden sie von Notfallseelsorgern empfangen, „das war wichtig für uns, um das Gesehene und Erlebte verarbeiten zu können“, sagt Inno Mann Er würde „jederzeit wieder runter fahren, die Leute brauchen das“. Das Coburger BRK steht bereit, wenn es gerufen wird, erklärt Kreisbereitschaftsleiter Claus Weigand.