Hochzeit am 22.2.22 Drei Backstuben und ein Happy End

13 Paare geben sich heute – am 22.02.2022 – im Landkreis Hildburghausen das Ja-Wort. Eine ganze Familie heiratet Norbert Claus aus Heldburg. Kennen gelernt hat er seine Liebste in Coburg.

 
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Ein Herz und eine Seele mit der gemeinsamen Leidenschaft fürs Backen sind Silvia Pereira und Norbert Claus. Heute heiraten sie. Foto: Bastian Frank

Heldburg/Coburg - Lange ist es her, als sich zwei Augenpaare flüchtig kreuzten, ganz kurz Schmetterlinge in zwei Körpern abhoben. Nicht nachts im Club, sondern am Tage in der Backstube. Zwischen Mehl und Zucker, frischen Broten und der brütenden Hitze von Backöfen begegneten sich Silvia Pereira und Norbert Claus zum allerersten Mal. Das ist 26 Jahre her. Heute, am 22.2.2022, heiraten sie. Nicht in einer Backstube. Sondern in Heldburg auf der Veste.

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Als sich Norbert und Silvia am 21.2.2021 verlobten, hatte jeder der beiden schon eine ganze Menge Leben hinter sich. Beide waren verheiratet, beide haben Kinder – sie neun, er drei – sind sogar schon Großeltern. Heute lassen sie sich auf ein neues Kapitel in ihrem Leben ein, gehen gemeinsam in eine Zukunft. Den Grundstein dafür haben sie bereits gelegt: Silvia Pereira ist im vergangenen Jahr mit ihren sechs jüngeren Kindern bei Norbert Claus in Heldburg eingezogen. Er wohnt seit zwei Jahren in einem großen Haus, dessen Geschichte bis ins Jahr 1522 zurückreicht, mitten im historischen Stadtkern, liebt es, die historische Bausubstanz zu erhalten, und ist glücklich, dass die vielen Räume nun mit Leben gefüllt werden.

Das Backen verbindet

Sogar einen gemeinsamen Hobbyraum gibt es. Der erinnert an das Kennenlernen der Beiden – es ist nämlich eine kleine Backstube. „Das Backen verbindet uns. Norbert bäckt gerne Torten. Ich backe lieber Nusskuchen und Schokoladiges“, erzählt die 42-jährige Braut, die damals als Praktikantin in die Bäckerei kam, in der ihr zukünftiger Mann, heute 61 Jahre jung – als Bäckermeister arbeitete. Er ist bis heute fest davon überzeugt, sich damals schon direkt in sie verliebt zu haben. Sie brauchte noch knapp ein Vierteljahrhundert, bis sie sich wieder bei ihm meldete und plötzlich beide zur gleichen Zeit die gleichen tiefen Gefühle füreinander empfanden. Den Impuls für die nach so langer Zeit wiederentfachte Liebe gab ein Treffen. Wo? Ja klar – in einer Backstube.

Silvia Pereira wurde bei „Beiersdorfer Landbrot“ zur Bäckerin, Norbert Claus wechselte ebenfalls dorthin, nachdem er das eigene Geschäft in Rödental aufgegeben hatte. Ihm liegt das Backen im Blut. Sein Vater hatte eine Bäckerei in Ebersdorf bei Coburg. Er hatte sie von Norberts Großvater mütterlicherseits übernommen. Der Urgroßvater väterlicherseits hatte eine Bäckerei in Schmalkalden, ist dann nach Coburg gezogen, wo er eine Bäckerei in der Judengasse hatte. „Unser Stammbaum geht zurück bis ins Jahr 1657“, erzählt der Bäckermeister stolz.

Was die Bäckerin und den Bäcker nach ihrem Wiedersehen an äußeren Umständen noch trennte, haben sie losgelassen, um sich voll und ganz mit aller Konsequenz aufeinander einzulassen. Im Alltag leben sie die konsequente Gemeinsamkeit be-reits. Heute besiegeln sie ihre Entscheidung mit einem Ja und werden zu einem Ehepaar.

Und weil Norbert Claus heute gleich eine ganze Familie heiratet, hatten alle Mitglieder dieser bei der Verlobung ein Wörtchen mitzureden. „Ich habe damals gesagt, als ich von seiner Idee Wind bekommen habe, er muss erst meine Kinder fragen“, erzählt sie. Darauf hat er sich eingelassen. „Sie haben ja gesagt“, freut er sich und erinnert sich voller Freude daran, als sie am 21.2.2021 ihre Verlobung besiegelten.

Für ihn war klar, dass der Hochzeitstag ein besonderes Datum haben sollte. „Was lag also näher als der 22.2.2022“, meint er. So ziehen Silvia, Norbert und die Kinderschar heute vor den Altar – in klassischem Schwarz und Weiß – tauschen ihre Ringe aus, feiern Corona-bedingt in kleinem Rahmen und fiebern dann einer großen kirchlichen Hochzeit am 13. August entgegen. Dann wird der Himmel für sie auf jeden Fall voller Geigen hängen und für alle anderen Menschen, die an diesem Tag nach Heldburg kommen, voller Ballons. Die kirchliche Hochzeit findet zufällig zeitgleich mit der Montgolfiade statt, freuen sich die künftigen Eheleute.

Neben dem Backen teilen sie eine weitere Leidenschaft: Das Motorradfahren. Er fährt schon lange, sie ist gerade dabei, ihren Führerschein zu erlangen, sodass sie dann gemeinsame Ausfahrten planen können. Denn die Nischen gemeinsamer Zeit sind nicht allzu oft gegeben. Während er immer mitten in der Nacht in die Bäckerei zur Arbeit fährt, muss sie los, wenn er zurückkommt. „Wir können uns durch unsere unterschiedlichen Arbeitszeiten gut abwechselnd um die Kinder kümmern“, sagt Silvia Pereira, die mittlerweile nicht mehr als Bäckerin arbeitet und ab heute Nachmittag den Nachnamen Claus tragen wird.

Wer heute beim Anschneiden der treppenförmigen Torte die Hand obenauf legen wird, steht gerade noch in den Sternen. Wer sie gebacken hat, ist klar. Der frisch gebackene Ehemann. Zu Hause im Hobbyraum, in dem Familie Claus – so oft sie mag – den Zauber zwischen Mehl und Zucker heraufbeschwören kann, der einst den Grundstein für den heutigen Tag legte.