Hohe Temperaturen Wie sinnvoll ist eine Siesta bei Hitze?

Markus Brauer/AFP
Ein Arbeiter macht auf dem Gelände der Landesgartenschau in Landau in der Pfalz neben einer Schubkarre eine Pause. Foto: Uwe Anspach/dpa/Uwe Anspach

Die Hitzewelle hat Deutschland fest im Griff. Angesichts der hohen Temperaturen fordern Deutschlands Amtsärzte eine Siesta während der Arbeit. Und: Warum Sie viel trinken sollten.

 
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Die Amtsärzte fordern wegen der hohen Sommertemperaturen die Einführung einer Siesta nach südeuropäischem Vorbild in Deutschland.

„Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Warum ist eine Arbeitspause während Hitze sinnvoll?

„Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst“, so Nießen weiter. „Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen.“

Komplexe Arbeitsanforderungen sollten aus Sicht des Mediziners besser in die frühen Morgenstunden verschoben werden. „Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt.“

Wie wichtig ist Trinken im Sommer?

Nach Aussage des BVÖGD-Vorsitzenden soll man im Sommer grundsätzlich viel mehr trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich nehmen. „Ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch wäre eine weitere Möglichkeit, um im Homeoffice für Abkühlung zu sorgen.“

Soll man bei Hitze besonders viel trinken?

Der menschliche Körper besteht zu bis zu 70 Prozent aus Wasser. Trinken ist aber nur eine Form, Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Über die Nahrung deckt der Mensch einen großen Teil seines Flüssigkeitsbedarfs.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, pro Tag eineinhalb bis zwei Liter zu trinken – an heißen Tagen und nach dem Sport entsprechend mehr. Wer zu wenig trinkt, kann schnell unter Schwindelgefühlen, Durchblutungsstörungen, Erbrechen und Muskelkrämpfen leiden.

Kann zu viel Flüssigkeit schädlich sein?

Ein Zuviel an Flüssigkeit kann dagegen zu gesundheitlichen Schäden durch eine Hyponatriämie – einem zu niedrigen Natriumspiegel im Blut – führen. Weit größer ist jedoch die Gefahr des „Austrocknens“.

Vor allem ältere Menschen haben oft kein Durstgefühl mehr. Im Sommer sind die Arztpraxen und Krankenhäuser voll von Senioren, die wegen eines zu geringen Wasserkonsums kollabieren.

Ist Wellness-Wasser besonders gesund?

Verbraucherschützer halten aromatisierte Durstlöscher für reine Trendgetränke ohne gesundheitlichen Nutzen. Balance-, Relax- oder Vital-Getränke für Wohlfühlmomente, versetzt mit Zitronenmelisse, Malve oder Ginseng, enthielten alles, „was in einem gesunden Durstlöscher unerwünscht und überflüssig ist“, erklärt Andrea Schauff, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hessen.

Der Fruchtsaftgehalt liege zwischen null und fünf Prozent. Was dagegen oft fehle, seien wichtige Mineralstoffe. Außerdem sind die Mixturen richtige Kalorienbomben. Eine 1,5-Liter-Flasche kann bis zu 300 Kilokalorien enthalten.

Ist Mineralwasser besser als Trinkwasser?

Nach Angaben der Stiftung Warentest ist gekauftes Mineralwasser in Flaschen nicht besser als Leitungswasser. „Mineralstoffe im Mineralwasser sind ein Mythos.“ Nur acht von 30 getesteten Mineralwässern konnten mehr Mineralstoffe ausweisen als das mineralstoffreichste Leitungswasser im Test. Leitungswasser in Deutschland hat in der Regel Topqualität.

Gemäß der Trinkwasserverordnung ist es das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. „Leitungswasser ist so gesund wie Flaschenware, unschlagbar günstig und umweltschonend obendrein“, sagt der Vorstand der Stiftung Warentest, Hubertus Primus.

Ist Bier der ideale Durstlöscher?

Bier hat einige Trümpfe zu bieten: Es ist eine vorzügliche Quelle für B-Vitamine, Magnesium und Kalium. Gesund ist das nur, wenn es sich um alkoholfreies Bier handelt. Das Problem ist der Alkohol.

Der Organismus kann die Kohlehydrate im alkoholischen Gerstensaft nicht richtig nutzen, weil er zu sehr mit dem Abbau des Ethanols oder Ethylalkohol im Bier, in Wein und Spirituosen beschäftigt ist. Hinzu kommen jede Menge Kalorien. Ein halber Liter Weizenbier beispielsweise hat 260 Kalorien, ein Pils 210 Kalorien. Nur mit Wasser wird der Durst ohne Kalorien, Zusatzstoffe und Rausch bekämpft.

Soll man im Sommer Warmes trinken?

Trinkt man Kaltes aus dem Kühlschrank, führt man dem Körper Kälte zu. Der Organismus ist aber darauf ausgelegt, die Körpertemperatur konstant zu halten. Er reagiert auf das kalte Getränk, indem er die Blutgefäße verengt. Das Blut bleibt verstärkt im Körperkern, der Mensch heizt auf und schwitzt.

Selbst Leitungswasser kann diese Reaktion hervorrufen. Wenn es direkt aus dem Wasserhahn getrunken wird, hat es in Deutschland eine durchschnittliche Temperatur von 14 Grad und ist zu kalt für unseren Körper. Nur wer Getränke mit einer Temperatur von etwa 30 Grad trinkt, verhindert eine solche Reaktion des Körpers.

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