Blut ist oft Mangelware Hoher Bedarf, geringes Spendenaufkommen

„Das Blutspendeaufkommen im Landkreis Haßberge ist überwiegend zufriedenstellend“, sagt Michael Will, Sprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge: Selbst während der Corona-Pandemie gab es hier nur einen geringfügigen Rückgang. Foto: / Stefan Heigl/ BRK

Droht dem BRK-Blutspendedienst ein Engpass wie im vergangenen Sommer? Die Haßberge haben Glück: Gemessen an der Bevölkerungszahl liegt der Landkreis im bayernweiten Vergleich beim Spendenaufkommen an der Spitze.

 
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Blut ist ein ganz besonderer Saft, das wusste nicht nur Mephisto in Goethes „Faust“. Tagtäglich werden deutschlandweit etwa 15 000 Blut-Konserven benötigt – für Unfallopfer, für Krebspatienten, für Patienten, die am Herzen operiert werden. Statistisch gesehen ist jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens auf eine Blutspende angewiesen. Im vergangenen Sommer war der besondere Saft Mangelware: Während die Kliniken einen erhöhten Bedarf notierten – zwischen den Corona-Wellen gab es nicht nur wieder mehr Verkehr auf den Straßen samt Unfällen, es wurden auch lange aufgeschobene Operationen nachgeholt – sank die Zahl der Spender, die die Pandemiepause beispielsweise zum Sommerurlaub nutzten.

Eine ähnliche Akutlage befürchtet der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) auch in diesem Jahr: Da der anhaltend hohe Bedarf der Kliniken einem aktuell geringen Bestand an Blutpräparaten gegenüberstehe, könne dies eine stabile Versorgungslage gefährden, warnt BRK-Pressesprecher Patric Nohe. Es sei daher dringend erforderlich, dass die im Mai angebotenen Termine zur Blutspende intensiv ausgelastet werden. Nicht überall ist das der Fall: Weil zu wenig Spendenwillige auftauchen, werden mancherorts Termine abgesagt.

Nicht so in den Haßbergen. „Das Blutspendeaufkommen im Landkreis Haßberge ist überwiegend zufriedenstellend“, berichtet Michael Will, Sprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge, auf Anfrage der Neuen Presse. Selbst während der Corona-Pandemie habe der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes nur einen geringfügigen Rückgang im Landkreis Haßberge bemerkt. „Das liegt aller Wahrscheinlichkeit nach daran, dass die Bürger in den Haßbergen sehr treue und regelmäßige Spenderinnen und Spender sind und durch ihre Blutspende ihren Beitrag zur Versorgung von Kranken und Verletzten verantwortungsvoll leisten“, freut sich Michael Will: „Glücklicherweise mussten aufgrund von Spendermangel keine Termine abgesagt werden.“ Im Gegenteil: Als besonders erfreulich nennt der BRK-Sprecher die Beobachtung, dass bei den Terminen immer wieder viele Erstspender zu verzeichnen seien. Dies wertet das Rote Kreuz als Zeichen dafür, dass sich gerade auch junge Menschen der Verantwortung gegenüber ihren Mitbürgern in diesem ganz besonders wichtigen Feld der Gesundheitsvorsorge bewusst sind.

Bayernweit an der Spitze

Gemessen an der Bevölkerungszahl liegt der Landkreis Haßberge im bayernweiten Vergleich an der Spitze des Blutspendeaufkommens. Und das seit inzwischen mehr als drei Jahrzehnten. Insgesamt spenden bayernweit lediglich drei Prozent der Einwohner Blut, in den Haßbergen sind es regelmäßig rund sechs Prozent der Landkreisbevölkerung. Ein Beispiel aus dem März: In diesem Monat konnte das BRK bei insgesamt sieben Blutspendeterminen im Landkreis Haßberge 802 Spender begrüßen, darunter 34 Erstspender. „Das zeigt, wie hoch der Stellenwert des Blutspendens bei den Bürgern hier ist“, erklärt BRK-Sprecher Michael Will.

Dennoch sehe sich der BRK-Blutspendedienst als Hauptversorger der Kliniken mit lebensnotwendigen Blutpräparaten immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Grund für die Probleme seien unter anderen die aufgehobenen Corona-Beschränkungen und die damit einhergehende höhere Mobilität der Menschen. „Wir erwarten für das gesamte Frühjahr und den Sommer ein erhöhtes Reiseaufkommen, was auch verständlich ist. Aber dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass auch Blutspendetermine anstehen. Bereits seit einigen Wochen beobachten wir eine Rückläufigkeit der Spendebereitschaft“, so der Pressesprecher des Bayerischen Roten Kreuzes, Patric Nohe. Auch eine Häufung von Feiertagen und Ferien wirke sich nachhaltig negativ auf das Blutspendeaufkommen aus. „Bereits jetzt“, so warnt der BRK-Pressesprecher, „sind die Vorräte an Blutkonserven merklich dezimiert“.

Nach Corona vier Wochen Sperre

Dieter Freitag, stellvertretender BRK-Kreisbereitschaftsleiter und in Coburg zuständig für die Blutspende, ergänzt: „Das Problem ist auch Omikron. Viele, die geimpft und geboostert sind, erkranken ja trotzdem und unterliegen dann für vier Wochen nach der Genesung einer Sperre für die Blutspende.“ Auch habe er festgestellt, dass einige Spender von den coronabedingten Hygienevorschriften abgeschreckt waren. Zwischenzeitlich jedoch sei die Blutspende mit Terminvergabe möglich, sodass sich entsprechende Wartezeiten stark verkürzt haben, wie Dieter Freitag betont. In 14 Städten und Gemeinden bietet das BRK in der Region Coburg Blutspendetermine an; vor der Pandemie, so der 57-Jährige, sei die Auslastung relativ stabil gewesen.

Herausfordernd sei auch, dass Blutkonserven nur maximal sechs Wochen haltbar sind. „In dieser Zeit muss das Blut verbraucht werden – wir können also auch keine großen Lager anlegen“, gibt der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter zu bedenken. Zum Sommer hin sei jedoch regelmäßig verstärkte Werbung nötig, um ein sonst entstehendes Sommerloch abzufangen. „Pro Tag werden in Bayern immerhin 2000 Blutkonserven benötigt. Mit einer Spende können bis zu drei Personen versorgt werden“, meint Dieter Freitag.

Um den Bedarf zu decken, müssten die Strukturen, die der Blutspende zugrunde liegen, regelmäßig optimiert werden, wie Patric Nohe betont. „Dazu gehört es auch, Terminorte mit hohem Spenderpotenzial auszubauen und die Orte, die eine geringe Resonanz haben, nachrangig zu berücksichtigen und gegebenenfalls regional zu verdichten“, erläutert er. Konkret bedeutet das, dass Blutspendetermine in kleineren Orten möglicherweise in einen größeren Nachbarort verlagert werden. „Da geht es um solche Termine, die nicht die Resonanz haben, die wir brauchen, um den Bedarf an Blutkonserven abzudecken“, verdeutlicht Patric Nohe und fügt hinzu: „Natürlich haben auch wir nicht unbegrenzt Personal zur Verfügung. Und wir müssen einfach sicherstellen, dass der Bedarf gedeckt ist. Ist irgendwo die Spendenbereitschaft hoch, dann gehen wir mit unseren Terminen dorthin.“

Terminreservierung erbeten

Das Ziel müsse eine kontinuierlich hohe Auslastung der angebotenen Termine in den kommenden Wochen und darüber hinaus sein. „Wer gesund und grundsätzlich blutspendefähig ist, sollte den nächstmöglichen Blutspendetermin für sich reservieren“, so Nohe. Ab sofort entfalle dafür auch die 3G-Regelung, lediglich die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bestehe weiterhin.

Seit vergangenem Jahr bietet der Blutspendedienst die Möglichkeit an, dass sich Spenderinnen und Spender vorab online einen Termin reservieren können. Entweder durch ein paar Klicks im Internet oder aber durch einen kostenlosen Anruf bei der Spenderhotline unter Telefon 0800/11 949 11 zwischen 8 und 17 Uhr. Wer hier anruft, kann sich einen Termin durch die Mitarbeiter am Servicetelefon reservieren lassen. Diese Möglichkeit werde in den Haßbergen sehr gut angenommen, berichtet BRK-Sprecher Michael Will. „Natürlich kommen bei den Blutspendeterminen grundsätzlich alle Spender dran – auch ohne Reservierung“, beruhigt er. Für das Rote Kreuz würden viele ungeplante Spender allerdings immer eine Schwierigkeit in der Kalkulation vorgehaltener Kapazitäten bedeuten: „Und für die Bürger kann das dann zu unnötigen Wartezeiten vor Ort führen“, so Michael Will. Von einer verlässlichen Terminreservierung würden also alle profitieren – BRK und Spender.

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