Holzkunst bei der Sommeroperette Mit der Säge vor und auf der Bühne

mel
Als würde er gleich los brüllen: Winfried Foto: @Martin und Winfried Breunig

Auf der Waldbühne in Heldritt ist die Ausstattung in diesem Jahr außergewöhnlich. Für die Sommeroperette werden Holzstatuen angefertigt. Und gesägt wird sogar live vor Ort.

 
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Heldritt - Auf der Waldbühne der Sommeroperette Waldbühne wird es besonders. Nicht nur, dass wegen der Pandemie an einem Abend zwei Einakter gespielt und gesungen werden, nein, es wurde und wird auch gesägt. Und dies sogar live. Am Samstag, 21. August kommen die „Chainsaw Brothers“ zur Waldbühne nach Heldritt und sägen und schnitzen dort ab 17.30 Uhr. Die Kunstwerke, die dabei entstehen, können ersteigert werden, ein Teil des Erlöses wird für einen guten Zweck gespendet.

Die „Chainsaw Brothers“, Martin und Winfried Breunig aus Hemmersheim, sind seit mehr als 16 Jahren im Holzskulpturen-Bereich tätig und gestalten seitdem zahlreiche Kunst- und Auftragswerke. Zum ersten Mal findet nun eine Zusammenarbeit mit der Waldbühne Heldritt statt, über die sich das Organisationsteam und der diesjährige Ausstatter der Sommeroperette, Tobias Engelhardt, besonders freut.

Bereits fertig sind ein paar Werke, die in „Die schöne Galathée“ zu sehen sind. In der diesjährigen Inszenierung der Operette ist der Bildhauer Pygmalion ein Holzkünstler, der mit seiner Motorsäge eine wunderschöne Frauenstatue erschafft, welche bereits im noch unvollendeten Zustand den Männern den Kopf verdreht. Kaum zum Leben erwacht, entpuppt sich die junge Dame dann auch noch als äußerst interessiert an der Männerwelt. Ihr potenzieller Käufer Mydas, und der Lehrling Ganymed haben alle Hände voll zu tun, der kapriziösen Dame Einhalt zu gebieten.

Selbst das Team der Sommeroperette weiß noch nicht so ganz genau, welche Statuen der Ketten sägenden Brüder neben der „schönen Galathée“ die Naturbühne bereichern werden. Die Pressereferentin des Vereins Coburger Operetten-Freunde e.V., Friederike Möbus, lacht auf Nachfrage: „Vielleicht noch eine Eule? Oder ein Fuchs? Wir lassen uns überraschen. Toll sehen die Holzwerke auf jeden Fall aus.“

Im Interview erzählen die beiden Holzkünstler von ihrer Arbeit.

Wie fing das alles für Sie an, wie haben Sie diese Leidenschaft und Kunst für sich entdeckt?

Vor 21 Jahren besuchten wir einen Lehrgang „Schnitzen mit der Kettensäge“ und seitdem hat es uns nicht mehr losgelassen. Ab diesem Zeitpunkt haben wir jeden Tag geübt und geübt, und das hat sich ausgezahlt: Wir bekommen Aufträge von Firmen und Privatpersonen und sägen regelmäßig auf Großveranstaltungen. Daneben sägen wir in Live-Performances in ganz Europa auf Veranstaltungen und bei diversen Carving-Meisterschaften.

Wie gestaltet sich der Weg vom Holzstamm hin zur fertigen Statue?

Vor einer fertigen Skulptur steht immer die Planung: Was soll gemacht werden, wie groß wird die Statue, welche unterschiedlichen Sägen werden benötigt? Ist dieser Plan gemacht, geht es zunächst daran den Stamm abzulängen, also den passenden Stamm in Länge und Dicke zu haben und diesen entsprechend anzupassen. Anschließend wird der Stamm entsplintet, das bedeutet, man entfernt kleine Äste, Rinde und Unebenheiten. Nun kann man die Umrisse aufzeichnen und es kann damit angefangen werden, die großen und groben Stücke auszublocken. Das kann man sich so vorstellen, wie beim Papierausschneiden – erst einmal großzügig die großen Stück abschneiden, welche man nicht benötigt - dann arbeitet man mit unterschiedlich großen Sägen, um die Figur Stück für Stück zu erarbeiten. Man arbeitet hier wie ein Bildhauer, von groß nach klein.

Was war das bisher größte Objekt, welches Sie angefertigt haben?

Das mit Abstand höchste ist „Käpt`n Lasse“, das Maskottchen des Wildtierpark Schweinfurt. Lasse ist gute sechs Meter groß.

Wie lange benötigt man für eine Statue?

Pauschal lässt sich das nicht genau sagen. Natürlich kommt es immer auf die Größe und das Motiv an. Doch grundsätzlich dauern unsere Live - Performances ungefähr eineinhalb Stunden. Dies ist ausreichend Zeit, um eine kleine Eule oder einen Fuchs zum Leben zu erwecken.

 Sollte sich jemand in eine der Bühnenstatuen so verschauen, wie es den Herren in „Die schöne Galathée“ ergeht, kann man diese nach der Spielzeit auch käuflich erwerben. Alle Details hierzu können an der Waldbühne erfragt werden. mel

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