Hospizverein Spendeneinnahmen sinken um 40 Prozent

Maria Löffler
Ingrid Steinhäußer (links) zieht sich aus dem Vorstand des Hospizvereins zurück und Brigitte Rabgrund wechselt in die stationäre Arbeit Foto: / Maria Löffler

Die Zahl der Mitglieder im Hospizverein ist in der Krise gestiegen. Finanziell allerdings macht sich dasCorona-Jahr bemerkbar.

 
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Kronach - Auch im letzten Jahr war der Hospizverein mit seinen Helfern im Einsatz. Vorsitzender Peter Witton freut sich unter anderem darüber, dass die Mitgliederzahl sogar etwas in die Höhe gegangen ist. Weniger froh zeigt er sich darüber, dass die Spendeneinnahmen um etwa 40 Prozent zurückgegangen sind. Witton begründet das damit, dass keine Veranstaltungen zugunsten des Vereins hätten stattfinden können.

Auch aus der Trauergruppe um Iris Zinkant kommen ein paar Informationen aus dem letzten Jahr. Sie bestätigt, dass sowohl Einzelgespräche als auch zwei Erwachsenentrauergruppen hätten stattfinden können. Aufgrund der aktuellen Situation fände momentan die Trauergruppe „Brücke“ online statt. Zinkant: „Sie wird sehr gut von allen Altersklassen angenommen.“

Peter Witton fasst die Arbeit des Vereins so zusammen: „Es ist die menschliche Zuwendung, die im medizinischen Bereich so nicht vorhanden ist. Es ist die Antwort auf die Verzweiflung am Ende des Lebens und es ist ein lebensgerechtes Sterben, um dem Sterbenden gerecht zu werden.“ Es gehe vor allem darum, was man einer Familie in dieser speziellen Situation an Hilfe bieten könne. „Manchmal sitzt man einfach am Bett und hält die Hand, oder man bietet Hilfe bei Konflikten, schaut zusammen ein Fotoalbum an oder erzählt einfach eine Geschichte. Wir bringen Zeit zum Sterbenden, ohne unter Zeitdruck zu sein.“ Ingrid Steinhäußer ergänzt noch: „Unser Besuch kann auch eine Entlastung für die Angehörigen sein, die während dieser Zeit ihre Besorgungen machen können. Brigitte Rabgrund, die jetzt ja wieder in den „aktiven Dienst“ wechselt, weiß ganz genau: „Die Familie hat Ängste und Unsicherheiten, weiß oft nicht, ob sie alles richtig macht. Wir nehmen Ängste, gehen auf die Wünsche der Betroffenen und Angehörigen ein.

Raum zur Verarbeitung

Bei all dem Leid und der Verzweiflung, die Hospizbegleiter erleben, wo bleibt da der Raum, um alles selbst zu verarbeiten? Witton: „Nach einer Begleitung gibt es eine Pause und wir können uns professionelle Unterstützung holen.“ Diese Pause sei allein auch deshalb notwendig, weil gegen Ende einer Begleitung die Helfer unter Umständen den Betroffenen sogar zweimal täglich besuchen. Brigitte Rabgrund erinnerte sich zum Beispiel an eine Frau mit aufsteigender Lähmung und einer Krebserkrankung. „Diese Frau hat viel geweint, der Mann war überfordert, Kinder waren keine da. Die Sterbebegleitung war also ein Segen.“

Ingrid Steinhäußer weiß ebenfalls, wie wichtig die Hospizarbeit ist, wie wichtig Sterbebegleiter sind. Dennoch schränkt sie ein: „Ausgeschlossen sind Leute, die ein penetrantes Helfersydrom haben und Menschen mit einem Bekehrungs- oder Missionstrieb. Auch diejenigen, die kürzlich selbst einen Verlust erlitten haben, müssen wir erst einmal vertrösten.“

Sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, auf Grenzen zu achten, das gehöre zum Leben eines Hospizbegleiters. Ingrid Steinhäußer, die miterleben musste, wie ihr Vater in einem Krankenhaus gestorben ist, völlig verwirrt und ruhig gestellt, weiß, wie wichtig es ist, Menschen in einer vertrauten Umgebung sterben zu lassen. Und genau dafür sei der Hospizverein da, meint auch Witton, nämlich „um Sorgen und Ängste loszuwerden und um Spannungen abzubauen. Eine Trauer ohne Abschied ist extrem schwierig.“ ml

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