Coburg – Marcel Timm stützte die Hände auf die Schenkel und starrte auf den Hallenboden nahe des Mittelkreises. Florian Billek sank leeren Blickes gänzlich zu Boden, streckte die Beine von sich und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. Maximilian Jaeger ging in die Hocke und vergrub sein Gesicht, die Augen geschlossen, hinter seinem linken Oberarm. Dann stand er auf, schlurfte zum Tor und trat einmal ans Aluminium. Auf der anderen Seite des Spielfelds in der HUK-Arena, eine andere Welt: die Spieler des TUSEM Essen, wie in Ekstase. Die 2702 Zuschauer auf der Lauterer Höhe bekamen am Samstagabend nach der Schlusssirene im Gipfeltreffen der 2. Handball-Bundesliga zwischen dem HSC 2000 Coburg und Essen emotionale Kontraste von solcher Wucht zu sehen, wie sie wohl nur der Sport regelmäßig fabrizieren kann.
Das war Sekunden zuvor passiert: Letzte Spielminute, 29:29, Ballbesitz Coburg. Angriff um Angriff prallt an Essens Defensivreihe ab. Es liegt etwas in der schwülen Luft. Spielmacher Tobias Varvne hat den Ball, Zeitspiel droht. Der Schwede sucht den Pass zum Kreis. Und es passiert, was eigentlich nicht passieren darf: Er verliert den Ball. Schnellangriff Essen. Weite Teile der Halle verstummen, vereinzelt ist ein verzweifeltes „Nein“ zu vernehmen. Carsten Ridder sprintet auf Torwart Jan Kulhanek zu, die letzte Bastion des HSC. Ridder behält die Nerven.