IHK-Konjunkturbericht Schritt für Schritt aus dem Konjunkturtal

Christoph Scheppe
Es läuft: 71 Prozent der (Polster-)Möbler berichten nach Angaben der IHK zu Coburg von noch guten Geschäften. Die Aussicht auf die kommenden Monate ist von Zuversicht geprägt, denn rund zwei Drittel der Unternehmen erhoffen mit Blick auf weitere Anschaffungen für „die eigenen vier Wände“ eine gleichbleibende Tendenz. Foto: Christoph Scheppe

Trotz vieler Hemmnisse geht es für die heimische Wirtschaft wieder aufwärts. Lieferengpässe, Preissteigerungen und Fachkräftemangel verhindern stärkeres Wachstum.

 
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Coburg - Es macht sich verhaltener Optimismus breit: Laut Herbst-Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg bewertet die Hälfte der befragten Unternehmen über alle Branchen hinweg ihre wirtschaftliche Lage mit gut, 13 Prozent beschreiben ihre aktuelle Situation mit schlecht (NP vom 15. Oktober). Der Konjunkturklimaindex, der auch Indikator der Geschäftserwartungen ist, steigt um 20 auf 127 Punkte. Damit liegt er erstmals wieder über dem langjährigen Durchschnitt (114).

Unsicherheiten

Die stark exportabhängige Coburger Industrie arbeite sich Schritt für Schritt aus dem Konjunkturtal des Frühjahrs 2020 heraus, schreibt die IHK. Gebremst werde ein stärkeres Wirtschaftswachstum durch Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten in Verbindung mit extremen Preissteigerungen. Mit Blick auf die Geschäftserwartungen der kommenden Monate bleibe die Branche zwar optimistisch, die Sorgen aufgrund des unvorhersehbaren Pandemieverlaufs im In- und Ausland, anhaltende Beschaffungsengpässe sowie Fachkräftemangel führten jedoch zu Unsicherheiten. 76 Prozent der Industriebetriebe befürchteten in überhöhten Energie- und Rohstoffpreisen ein großes Risiko für die weitere Unternehmensentwicklung.

In den Branchen zeichnet sich ein unterschiedliches Bild. Während Coburgs Maschinenbauer einen leichten Anstieg bei den In- und Auslandsaufträgen sowie einen ausreichenden Bestand vermelden, berichten 71 Prozent der (Polster-)Möbler von noch guten Geschäften. Die Aussicht auf die kommenden Monate ist von Zuversicht geprägt, denn rund zwei Drittel der Unternehmen erhoffen mit Blick auf weitere Anschaffungen für „die eigenen vier Wände“ eine gleichbleibende Tendenz.

Investitionen geplant

Eingetrübt hat sich die Lage hingegen wieder bei den Automobilzulieferern, die von Lieferengpässen bei Halbleitern und Rohstoffen sowie dem Wandel hin zur E-Mobilität besonders betroffen ist. Nur noch 45 Prozent berichten von guten Geschäften (Vorumfrage: 56 Prozent), jedes siebte Unternehmen ist sogar „absolut unzufrieden“. Für die kommenden Monate rechnet die Mehrheit der regionalen Branchenvertreter mit keinen nennenswerten Verbesserungen. Gleichwohl wollen sie mit Blick auf Produktinnovationen und Umweltschutz mehr investieren.

Weiterhin sehr gut ist die Stimmung im Versicherungs- und Finanzgewerbe. Ein Grund dafür sei laut IHK unter anderem das Ausbleiben pandemiebedingter Kredit- und Beitragsausfälle. Die Unternehmen berichten von voller oder zufriedener Auslastung. 17 Prozent rechnen sogar mit einer Verbesserung der aktuellen Geschäftslage. Ähnlich sieht es im Dienstleistungssektor aus, denn auch dieser Bereich vermeldet steigende Umsätze und befriedigende Auslastung. Unterm Strich erwarten die Firmen ein gemächlicheres Wachstumstempo.

Deutlich positiver als noch im Frühjahr beurteilen die Coburger Einzelhändler die Geschäftslage (42 Prozent gut, 58 Prozent befriedigend). Von Entwarnung und Euphorie könne jedoch mit Blick auf das niedrige, dem Lockdown geschuldete, Ausgangsniveau keine Rede sein. Vom Normalzustand sei der Einzelhandel immer noch ein Stück entfernt und setze darauf, dass die Politik ihr Versprechen hält und keinen weiteren Lockdown verhänge.

Fachkräfte fehlen

Die Corona-Lockerungen haben auch in Hotellerie und Gastronomie für eine gewisse Erholung gesorgt. Fehlende Umsätze lassen sich aber nicht mehr aufholen. Zudem klagt die Branche über einen hohen Fachkräftemangel, da viele Beschäftigte während der siebenmonatigen Betriebsschließungen in andere Jobs wechselten. Aktuell bewertet die Hälfte der Unternehmen ihre Geschäftslage jedoch mit gut, 13 Prozent bleiben unzufrieden. Wie aus der IHK-Umfrage hervorgeht, ist die Sorge vor einer vierten Corona-Welle mit erneuten Restriktionen weiterhin präsent.

Von der neuen Bundesregierung erwartet IHK-Präsident Friedrich Herdan ein „klares wirtschaftspolitisches Regierungsprogramm“. Statt Verboten und Planwirtschaft seien Innovationsförderung und Technologieoffenheit gefragt.

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