IHK zu Coburg Noch 477 offene Stellen

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„Wir brauchen in Politik und Gesellschaft dringend wieder mehr Wertschätzung für die duale Berufsausbildung“, sagt IHK-Präsident Andreas Engel. Foto: NP Archiv

Unternehmen fällt es auch im Raum Coburg immer schwerer, Auszubildende zu finden.

 
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Zu Beginn des Ausbildungsjahres Anfang September zeigt sich im IHK-Bezirk Coburg ein ambivalentes Bild: Erfreulich ist dabei das Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr bei der Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge, insgesamt wurden 619 Verträge abgeschlossen (im Jahr 2021: 604). Zuwächse kommen vor allem aus den Bereichen der Industrie-, Einzelhandels- und Bankkaufleute sowie der Polsterer. Allerdings hat sich die Schere zwischen Ausbildungsangeboten und Bewerbern noch weiter geöffnet: Für 554 gemeldete Bewerber (ein Minus von 6,6 Prozent zum Vorjahr) standen 1160 Lehrstellen (ein Plus von 7,0 Prozent) zur Verfügung. „Die Angebots-Nachfrage-Relation hat sich weiter zugunsten der Ausbildungsplatzsuchenden entwickelt, rein rechnerisch sind für jeden Interessenten 2,1 Ausbildungsstellen im Angebot“, erläutert Rainer Kissing, Leiter des Bereichs „Berufliche Bildung“ bei der Industrie- und Handelskammer zu Coburg.

Derzeit sind 181 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt, zugleich sind 477 Ausbildungsstellen bislang unbesetzt, vor allem in der Polstermöbelbranche und der Gastronomie. Auch im Beruf des Verfahrensmechanikers gibt es noch viele freie Stellen. Bis Dezember ist der Ausbildungsbeginn möglich, die noch freien Jugendlichen haben also gute Chancen, noch eine passende Lehrstelle in der Region zu finden. Die beliebtesten gewerblich-technischen Ausbildungsberufe sind: Industriemechaniker, Elektroniker, Fachinformatiker, Mechatroniker sowie Werkzeugmechaniker. Die Favoriten bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen: Kaufleute für Versicherung, Industriekaufleute, Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer sowie Kaufleute im Einzelhandel. Im hiesigen IHK-Bezirk bilden 317 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größe in 80 gewerblich-technischen und kaufmännischen Berufen aus.

„Die Ausbildungsbereitschaft unserer Unternehmen ist ungebrochen groß, selten haben die Betriebe größere Anstrengungen unternommen, geeignete Auszubildende zu finden“, betont IHK-Präsident Andreas Engel. Die duale Berufsausbildung eröffnet für Real- und Mittelschüler, aber auch für Absolventinnen und Absolventen von Fachoberschulen und Gymnasien beste Beschäftigungsperspektiven und Karrierechancen, denn Aufgabenvielfalt und Komplexität in der Berufswelt steigen und damit auch der Anteil hoch anspruchsvoller Ausbildungen. Dennoch haben die Unternehmen immer größere Probleme, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen, manche Betriebe erhalten auf ihre Ausschreibungen keine einzige Bewerbung. Der Nachwuchs- und Fachkräftemangel zählt heute zu den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Engels Appell: „Wir brauchen in Politik und Gesellschaft dringend wieder mehr Wahrnehmung und Wertschätzung für die duale Berufsausbildung.“

Die Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstellen waren in der Vergangenheit je nach Branche und Region unterschiedlich stark ausgeprägt. Mittlerweile zeigt sich das Problem jedoch in nahezu allen Branchen und Regionen. Ausschlaggebend für den Rückgang der Bewerberzahlen sind insbesondere die Auswirkungen der demografischen Entwicklung und die zunehmende Akademisierung: Während die Zahl der Schulabsolventen jährlich weiter sinkt, drängen immer mehr an die Universitäten und Fachhochschulen. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland zum ersten Mal mehr Studien- als Berufsanfänger. In den zurückliegenden Corona-Jahren kam noch erschwerend hinzu, dass aufgrund der Beschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie die Angebote zur Berufsorientierung massiv zurückgefahren oder gar ganz eingestellt werden mussten.

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