Im Coburger Land: Archäologische Sensation

Norbert Klüglein

Am „Tag des offenen Denkmals“ können Baudenkmäler aus dem Raum Meeder besucht werden. Auch eine archäologische Sensation ist dabei.

 
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Philipp Schinkel ist begeistert: „Ich bin total überrascht, was man schon alles sehen kann. Das ist eine sehr interessante Anlage.“ Seit zwei Stunden schreitet der junge Mann nun schon mit einem Apparat, der wie eine große Antenne ausschaut, über einen Acker am Rande von Großwalbur. Die ersten Signale, die das Gradiometer – so heißt der Apparat – aus dem Untergrund empfangen hat, zeigen Gräben, Palisaden, einen Erdhügel und die Umrisse einiger ehemaliger Hütten. Für Philipp Schinkel und die Mitglieder des Archäologischen Arbeitskreises Coburg ist das eine kleine Sensation.

Am „Tag des offenen Denkmals“, der am Sonntag auch im Coburger Land begangen wurde, konnten der Archäologe und seine Mitstreiter interessierten Besuchern zeigen, wie heute nach Altertümern geforscht wird. „Nicht mit Pickel und Schaufel, sondern mit modernen Mitteln wie der magnetostatischen Prospektion“, erklärt Schinkel. Sobald die „Scans“ des Gradiometers ausgewertet sind, können die Archäologen auch sagen, ob es sich bei dem Fund am Ende des Schulwegs in Großwalbur um einen sogenannten Turmhügel aus dem Frühmittelalter handelt. „Es sieht gut aus“, riskiert Philipp Schinkel schon mal eine erste Prognose.

Der Acker am Rande des schon um das Jahr 800 dicht besiedelten Gebiets ist beileibe nicht die einzige Attraktion, die Kreisheimatpfleger Reiner Wessels und die Mitarbeiter der Denkmalschutzbehörde im Landratsamt Coburg am Sonntag präsentieren können. Für ein Highlight hat die Familie Wessels ganz persönlich gesorgt: den mustergültig renovierten Bahnhof in Wiesenfeld. Dort, wo vor mehr als 130 Jahren auf Geheiß von Herzog Ernst II. eine neue Bahnstrecke gebaut wurde, die Coburg und Rodach verband, wurde auch der „Tag des offenen Denkmals“ eröffnet. „Ein Kompliment an die Familie Wessels für die großartige Sanierungsleistung und dafür, dass sie uns heute in ihre gute Stube eingeladen hat“, sagte stellvertretender Landrat Martin Stingl bei der Eröffnung. Bernd Höfer, der Bürgermeister der Gemeinde Meeder, wies darauf hin, dass ein Baudenkmal nicht als etwas Belastendes betrachtet werden dürfe, sondern als etwas sehr Schönes. Die Gemeinde Meeder spielte in diesem Jahr die Hauptrolle beim Denkmal-Tag. Auf ihrem Territorium standen alle Gebäude, bei denen man in diesem Jahr einen Blick hinter die sonst verschlossenen Türen werfen durfte. Das Angebot wurde von der Öffentlichkeit sehr gut angenommen.

Welchen Charme Gebäude haben, die 200, 300 oder gar 400 Jahre alt sind, war außer in Wiesenfeld, wo Teile des ehemaligen Ritterguts besichtigt werden konnten, auch in Moggenbrunn und in Birkenmoor zu sehen. Richtige Kärrnerarbeit leisten Denkmalpfleger und Bauarbeiter im Moment im ehemaligen Wasserschloss Moggenbrunn. Dort steht seit dem Auszug der letzten Mieter das zweite Obergeschoss leer. Wie Kreisbaumeister Ralph Wöhner den Besuchern am Sonntag vor Ort erläuterte, wurde die gesamte Etage von modernen Einbauten befreit und die historische Bausubstanz, die unter Putz, Rigips und Spanplatten zum Vorschein kam, gründlich untersucht. Ergebnis: Die mächtige Fachwerkbalkenkonstruktion aus dem 16. Jahrhundert hat zwar einige Schäden, präsentiert sich aber in einem alles in allem sehr guten Zustand. Nun sollen Pläne für eine Sanierung erarbeitet werden.

Im völlig „unverdorbenen“ Originalzustand präsentiert sich die Jugendstilvilla auf Gut Birkenmoor. „Hier hat 100 Jahre lang keiner mehr gewohnt“, erzählte Gutsbesitzer Martin Albrecht den verblüfften Besuchern. Das Haus hatte sich der Coburger Fleischwarenfabrikant Tobias Großmann als Sommersitz bauen lassen. Nach seinem Tod zog niemand mehr dort ein. Gegenwärtig wird geprüft, wie das Jugendstil-Juwel saniert werden kann.

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