Im Kronach vor 50 Jahren Ein Landkreis nimmt Gestalt an

Veronika Schadeck
Sie sind sich einig: Das Buch „Von der Säkularisation bis zur Landkreisgebietsreform 1972“ ist ein gelungenes Werk über die Landkreisgeschichte. Präsentiert wird es von (von links): Regierungsvizepräsident Thomas Engel, Dietmar Lang, Altlandrat Heinz Köhler, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold und Landrat Klaus Löffler. Foto: /Veronika Schadeck

Bei der Gebietsreform vor 50 Jahren erhielt der Kreis Kronach seine heutige Form. Daran wird nun mit einem Festakt erinnert. Auch ein neues Buch widmet sich dem Thema.

 
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Mit einem Festakt ist am Dienstagvormittag das Jubiläum „50 Jahre Landkreisgebietsreform“ in der Alten Reithalle des Mitwitzer Wasserschlosses gefeiert worden. Dabei wurde auch ein Buch vorgestellt, das Altlandrat Heinz Köhler, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold und Dietmar Lang unter dem Titel „Das Werden des Landkreises Kronach – Von der Säkularisation bis 1972“ verfasst haben. Bei dem Festakt gaben die Autoren in kurzweiliger und spannender Art und Weise einen Einblick in ihre Recherchen.

Die Landkreisgebietsreform wurde am 1. Juli 1972 in Bayern Realität. Ein Jahr zuvor hatte der damalige Ministerpräsident Alfons Goppel diese Umgestaltung angekündigt. Die Zahl der Landkreise reduzierte sich damals von 143 auf 71, die Zahl der kreisfreien Städte von 48 auf 24. Kronach habe diese Reform mit nur geringfügigen Veränderungen überstanden, sagte Landrat Klaus Löffler. Zwar habe man Dürrenwaid und Unterlangenstadt an Hof beziehungsweise Lichtenfels abgeben müssen, dafür kamen aber Seibelsdorf, Burkersdorf, Leutendorf, Horb und Hof an der Steinach hinzu. Durch die anschließende Gemeindegebietsreform folgten noch die Orte, Gössersdorf, Mödlitz und Neubrand.

Lob für die Autoren

Der Landrat lobte den Initiator des Buches, Heinz Köhler, seine Mitautoren sowie den Mitwitzer Heimatkundler Friedrich Bürger für ihr Engagement bei der Verwirklichung des Werkes.

Oberfrankens Regierungsvizepräsident Thomas Engel begründete die Landkreisgebietsreform vor 50 Jahren damit, dass man leistungsfähige Verwaltungseinheiten schaffen wollte. Außerdem habe man die Verwaltung vereinfachen wollen, unter Beibehaltung von Bürgernähe. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür seien bereits im Jahre 1952 geschaffen worden, als die neue Gemeindeordnung in Kraft trat, erklärte er.

Die Landkreisgebietsreform sei teilweise mit leidenschaftlich geführten Auseinandersetzungen auf den Weg gebracht worden, erinnerte sich Engel. Es habe Ängste von Bürgern und Kommunalpolitikern gegeben, die befürchteten, ihre Gemeinde könnte in die Bedeutungslosigkeit verfallen. Rückblickend könne man jedoch sagen: „Die Gebietsreform hat ihr oberstes Ziel erreicht, nämlich die Schaffung von leistungsfähigen Verwaltungseinheiten, die den anstehenden Aufgaben auch künftig gewachsen ist“, betonte der Regierungsvizepräsident.

Mündige Bürger

In dem Buch wird unter anderem beschrieben, wie sich die kommunale Selbstverwaltung entwickelte, wie die Menschen zu mündigen Bürgern wurden und ihre kommunalen Mitwirkungsrechte wahrnahmen.

Günter Dippold befasste sich mit der Säkularisation ab 1802 bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Er stellte dar, wie der Landkreis Kronach, der bis dahin vom Fürstbischof in Bamberg regiert worden war, bayerisch wurde, und wie die neuen Herren in relativ kurzer Zeit das Gebiet umkrempelten. Es gab eine Menge an Amtssitzen wie Kronach, Teuschnitz, Wallenfels, Nordhalben und Lauenstein, jeder davon mit einer selbstständigen Herrschaft. Aus dieser „bunten Landkarte“ des Kreisgebiets wurden später mit den drei Landgerichten in Kronach, Teuschnitz und Lauenstein neue Strukturen von unterschiedlicher Größe geschaffen. Später teilte man diese in Klassen ein: je höher die Klasse, desto mehr Personal und Besoldung. Die Landrichter waren Laufbahnbeamte, ähnlich wie ein Regierungsvizepräsident, und wurden bayernweit versetzt.

Berühmtester Bezirksamtmann

Dietmar Lang ging auf die Jahre von 1850 bis 1931 ein. Die damals vorhandenen Distriktgemeinden Kronach und Teuschnitz waren die Vorläufer der Gebietskörperschaft. Er erwähnte darüber hinaus die Geschichte der Bezirkssparkasse und Stadtsparkasse, die im Jahre 1928 vereinigt wurden.

Lang erinnerte auch an den berühmtesten Bezirksamtmann Jakob Degen, der von 1897 bis 1925 das Bezirksamt in Kronach führte und sich immens für die Gesellschaft eingebracht habe. Als das Bezirksamt Teuschnitz 1931 im Rahmen einer Staatsvereinfachung aufgegeben wurde, habe es von Teuschnitzer Seite aus massive Versuche gegeben, dieses Vorhaben zu verhindern. Altlandrat Heinz Köhler widmete sich schließlich den Jahren zwischen 1931 und 1972. Er sprach unter anderem von einer gescheiterten Landkreisgebietsreform zu Beginn der 1930er-Jahre und davon, dass laut einem Gesetzentwurf Tettau und Ludwigsstadt nach Thüringen verlegt werden sollten. Ein Vorhaben, das wegen des Kriegsausbruchs nicht verwirklicht wurde.

Streitfall Steinachtal

Darüber hinaus erinnerte Köhler an den ersten Kreistag im Jahre 1946. Mit Edgar Emmert sei 1952 zum ersten Mal ein Landrat vom Volk gewählt worden, bis dahin hätten die Kreisräte die Entscheidungen getroffen, so der Altlandrat. Bei der letzten Landkreisgebietsreform sei das Steinachtal ein wesentlicher Streitfaktor zwischen Coburgern und Kronachern gewesen.

Abschließend bedankte sich Köhler bei allen Unterstützern, die zur Realisierung des Buches beitrugen. Das mehr als 100 Seiten umfassende Nachschlagewerk zur Landkreisgeschichte kann im Landratsamt bei Michael Trebes zum Preis von 15 Euro erworben werden, Telefon 09261/678353, E-Mail michael.trebes@lra-kc.bayern.de.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Brigitte Büttner und Norbert Fehn aus Windheim.

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