Die beiden Impfschwindler hatten ihr Hotelzimmer jedoch schon zwei Tage nach Ankunft verlassen. „Damit haben sie die Gesundheit unseres Volkes und unserer Stammesältesten aus purem Eigennutz und Egoismus gefährdet und potenziell tödliche Folgen für uns in Kauf genommen“, erklärte Stammeshäuptling Angela Demit von der Gruppe der White River First Nation in Beaver Creek.
In Kanada gelten die indigenen Bewohner in der Coronakrise als besonders verwundbar. Viele ihrer Dörfer liegen weit von den großen Zentren des Landes entfernt, und es gibt vor Ort kaum Ärzte oder Krankenhäuser. Dazu kommen die oftmals beengten Wohnverhältnisse. In vielen indigenen Familien leben mehrere Generationen unter einem Dach, was zu einer höheren Ansteckungsgefahr führt.
Auch während der Spanischen Grippe waren die indigenen Dörfer besonders betroffen
Belastend wirkt auch die verhängnisvolle Geschichte der Eroberung und Besiedlung Kanadas, die bei vielen Ureinwohnern bis heute Ängste auslöst. Im 19. Jahrhundert hatten weiße Siedler in vielen Regionen Kanadas unbekannte Krankheiten eingeschleppt und so ganze Familien ausgerottet. Auch während der Spanischen Grippe im Jahre 1918 waren indigene Dörfer besonders schwer betroffen.
Nicht zuletzt deswegen sind die Corona-Auflagen in den in den nordischen und arktischen Regionen Kanadas heute besonders strikt. Viele Dörfer werden weitgehend abgeschottet und durch Reisebeschränkungen geschützt. Bei der Zuteilung der Corona-Impfstoffe werden die Ureinwohner Kanadas neben Heimbewohnern und Angehörigen von Gesundheitsberufen prioritär behandelt.
Den Betrügern droht eine Haftstrafe, mindestens aber eine Geldstrafe
Casino-Manager Baker und seine Frau flogen am Ende auf, weil sie gleich nach ihrer Impfung zurück zum Flughafen wollten und nicht zu dem Motel, in dem sie vorgaben zu arbeiten. Wegen des öffentlichen Aufschreis in Kanada ist Baker inzwischen als Unternehmenschef zurückgetreten. Außerdem drohen dem Paar eine Geldstrafe von mehreren Hundert Dollar sowie bis zu einem halben Jahr Haft.
Bakers Ex-Arbeitgeber betonte, der Manager habe mit seiner Spritztour in die Wildnis den Werten des Unternehmens zuwidergehandelt. Great Canadian betreibt in Kanada rund 20 Casinos sowie Hotels, Restaurants und Pferderennbahnen und war kürzlich von einer US-Private-Equity-Gesellschaft für etwa 2,5 Milliarden Dollar gekauft worden. Von der Transaktion dürfte auch Baker erheblich profitiert haben.
Keine zweite Dosis
Auf die nötige zweite Dosis des Impfstoffs wird der Millionär nun allerdings warten müssen. Laut dem Gesundheitsministerium der Provinz British Columbia muss sich Baker jetzt anstellen wie jeder andere Kanadier auch. Gemäß offiziellem Impfplan ist die Altersgruppe der Eheleute erst zwischen Juli und September dran – viele Monate nach dem vom Hersteller empfohlenen Zeitpunkt für die zweite Spritze.