Studentenverbindungen Illegales Fechtduell endet blutig

Bei den Burschenschaften:Rituale wie aus dem Mittelalter? Foto: picture alliance / dpa/Martin Schutt

Gefährlicher Kampf: Mitglieder von Studentenverbindungen aus Bayreuth und Erlangen tragen einen Zwist mit scharfen Waffen aus. Das hat Folgen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Für zwei 24 und 21 Jahre alte Teilnehmer eines verbotenen Fechtduells in Erlangen endete die Auseinandersetzung mit schweren Verletzungen. Nun wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt, wie ein Sprecher der Polizei am Freitag sagte.

Bei dem Vorfall, der sich bereits am 10. Februar zugetragen hat, waren den Angaben zufolge mehrere Dutzend Personen anwesend. Gegen 20 Uhr war laut Pressebericht der Polizei damals die Polizeiinspektion Erlangen-Stadt von der Rettungsleitstelle informiert worden, dass „eine Person mit einer stark blutenden Kopfverletzung in den Räumen einer Erlanger Burschenschaft“ habe versorgt werden müssen. Bei dem 21-jährigen Verletzten habe es sich um einen Teilnehmer an einer Fechtveranstaltung gehandelt. Der junge Mann habe bei dem Wettkampf eine Schnittwunde am Kopf erlitten. Im Rahmen der Ermittlungen hätten die Polizeibeamten festgestellt, „dass kurze Zeit vorher schon eine Person mit einer Kopfverletzung in die Klinik eingeliefert wurde“. Auch dieser Mann, der 24 Jahre alt ist, habe an dem Fechtkampf in der Studentenverbindung teilgenommen.

Laut Polizeibericht hätten beide Mitglieder von Studentenverbindungen aus Erlangen und Bayreuth bei dem Wettkampf mittelschwere Verletzungen erlitten. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen gefährlicher Körperverletzung, die Staatsanwaltschaft ist ebenfalls eingeschaltet.

Scharfe Klingen, extrem hohe Verletzungsgefahr

Die Kontrahenten sind Mitglieder der Turnerschaft Munichia Bayreuth und der Burschenschaft Germania Erlangen. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Auslöser des Fechtduells der Antrag der Germania gewesen sein, Vollmitglied einer Fechtgemeinschaft zu werden, der die Munichia angehört. Nachdem die Bayreuther den Erlanger Antrag abgelehnt hätten, soll es zur „Einladung“ zu der Auseinandersetzung mit scharfen Waffen gekommen sein. Es soll nach den Regeln der „Pro Patria Suite“ ausgetragen worden sein. Dabei schützt die Ausrüstung, die die Fechtenden tragen, weniger als beim Mensurfechten. Die Gefahr von Verletzungen ist, auch aufgrund der verwendeten Klingen, wesentlich höher. Solche „Ehrenhändel“ sind verboten.

Dachverband aus Coburg distanziert sich

Hans-Georg Schollmeyer, Kongressbeauftragter des Coburger Convents (CC), betonte, dass sich sein Dachverband der Landsmannschaften und Turnerschaften, zu dem die Studentenverbindung Turnerschaft Munichia Bayreuth gehört, seit Jahren mit Nachdruck von der Deutschen Burschenschaft distanziert. Grund sind rechtsextreme Tendenzen in diesem Verband. Der Beschluss dazu erfolgte bereits im Jahr 2012. Zudem verwies der CC-Sprecher darauf, dass Ehrenhändel, zu denen eine „Pro-Patria-Suite“ (PP) zähle, im Coburger Convent verboten sind. Darauf werde beim traditionellen Treffen des Verbands alljährlich an Pfingsten in Coburg ausdrücklich und schriftlich hingewiesen, sagte Schollmeyer.

Die Burschenschaft Germania Erlangen bildet nach eigenen Angaben mit den Burschenschaften Teutonia Jena, Germania Tübingen, Teutonia Kiel, Gothia Königsberg zu Göttingen und Allemannia Heidelberg einen „freundschaftlichen Zusammenschluss“, das „Süddeutsche Kartell“. Die Germania stehe seit 1827 für Demokratie und ein einiges Deutschland.

In einem Aufruf der Antifa Südbaden, der unserer Zeitung vorliegt, heißt es, sie suche für die aktuelle Mensurverbotskampagne „korporierte Innentäter“. Schon viele Korporierte – Mitglieder von Studentenverbindungen – hätten „durch uns diskret ihr Rachebedürfnis stillen“ können. Bei Interesse an Vergeltung könne man unter einer Internetadresse Kontakt mit der antifaschistischen Gruppe aufnehmen: „Wir freuen uns auf eine destruktive Zusammenarbeit! Gemeinsam beenden wir das studentische Fechten.“

Schlagende Verbindung
Eine Studentenverbindung, die das Fechten praktiziert, nennt man schlagend. Es gibt pflichtschlagende Verbindungen, die ihren Mitgliedern eine bestimmte Anzahl von Pflichtpartien vorschreiben, und fakultativ schlagende. In diesen wird zwar das Fechten trainiert; ob man eine Mensur bestreitet, ist einem jedoch freigestellt. Die Gegner – Paukanten – sind bei den Fechtduellen vom Knie bis zum Kinn sowie an Fechtarm, Augen, Nase und Ohren geschützt, mögliche Trefferfläche sind Wangen und Kopf.

Autor

Bilder