ÖPNV in Coburg Drei Elektrobusse für die Vestestadt

Im August 2019 testete die SÜC erstmals einen Elektrobus im Linienverkehr. Nun, knapp drei Jahre später, nimmt das Energieversorgungsunternehmen der Stadt Coburg die ersten drei Fahrzeuge offiziell in Betrieb.

 
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Die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs in der Vestestadt ist zwölf Meter lang, wiegt knapp 14 Tonnen und bietet Platz für bis zu 71 Fahrgäste (davon 27 Sitzplätze) plus zwei Rollstuhlfahrer. Doch die entscheidende Kennzahl ist freilich jene: null. Der neue Bus im Fuhrpark der Städtischen Werke Überlandwerke Coburg GmbH (SÜC) stößt keinerlei CO2 aus. Bei seinem an die drei Tonnen leichteren Diesel-Pendant in der Flotte sind es circa 50 000 Kilogramm pro Jahr.

Entsprechend stolz zeigte sich Wilhelm Austen bei der offiziellen Inbetriebnahme gleich dreier elektrisch betriebener Modelle des Herstellers Solaris am Dienstagnachmittag auf dem Gelände der SÜC. Das städtische Energieversorgungsunternehmen betreibt bekanntlich den öffentlichen Personennahverkehr in der Vestestadt.

„Man kann das als Zeitenwende betrachten“, befand der Geschäftsführer vor zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft, darunter etwa Andreas Engel, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg. Austen sprach ferner von einer neuen Phase, in die der Verkehrsbetrieb eintrete. „Darauf sind wir sehr stolz.“

Kostenfaktor: knapp zwei Millionen Euro

Im August 2019 hatte die SÜC erstmals einen Elektrobus im Linienverkehr getestet. Nun, knapp zwei Jahre später, nach aufwendigen Förder- und Ausschreibungsverfahren, nehmen die Stadtwerke die ersten Stromer offiziell in Betrieb. Die E-Busse, die im Mai beziehungsweise Juni geliefert wurden, wurden zunächst im Probetrieb auf diversen Linien eingesetzt, um Laufleistung und ideale Ladezeitpunkte zu definieren. Dabei legten sie mehr als 4000 Kilometer zurück. Das Resultat: Mit einer Tagesleistung von etwa 250 Kilometern schafft ein voll aufgeladenes Fahrzeug eine Tagesstrecke ohne Zwischenladen.

Neue Energie sollen die Solaris-Busse künftig durchs sogenannte Over-Night-Charging mit einer Ladeleistung von 100 Kilowatt (kW) erhalten. Die entsprechende Trafostation auf dem SÜC-Gelände steht bereits, noch fehlt allerdings die erforderliche Ladeinfrastruktur. Einstweilen dienen mobile 40 kW-Lader als Ersatz. „Der Strom dazu kommt zu 100 Prozent aus unseren Wasserkraftwerken am Obermain“, erläuterte Geschäftsführer Austen. „Die drei Busse fahren also tatsächlich zu 100 Prozent klimaneutral.“

Kostenfaktor: alles in allem knapp zwei Millionen Euro. Im Vergleich zum Verbrenner ist ein Elektrobus nicht nur schwerer, sondern mit circa 570 000 Euro auch mehr als doppelt so teuer. Dazu gesellen sich die Ausgaben für die neue Trafostation (etwa 130 000 Euro) sowie die passende Ladeinfrastruktur (gut 135 000 Euro). Die Fördermittel fallen üppig aus: Der Bund steuert mehr als eine Million Euro zu der Investition bei, der Freistaat Bayern beteiligt sich mit circa 240 000 Euro.

„Ein erster richtiger und wichtiger Schritt“

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig, der von einem „guten Tag für die nachhaltige Stadtentwicklung“ sprach, gab in seinem Redebeitrag das Ziel aus, sukzessive alle Busse der Stadtwerke auf Klimaneutralität umzustellen. Die Flotte der SÜC umfasst insgesamt 41 Fahrzeuge, die jährlich etwa 1,7 Millionen Kilometer abspulen. Dabei befördern sie in pandemielosen Zeiten circa 4,5 Millionen Passagiere von A nach B. Dazu müssten, so der SPD-Politiker, Stadt und Region ihren finanziellen Beitrag leisten. „Die heutige Inbetriebnahme ist ein erster richtiger und wichtiger Schritt.“

„Wir können den Wind nicht ändern“, zitierte daraufhin Sebastian Straubel frei nach Aristoteles, „aber wir können – nein, wir müssen – die Segel anders setzen.“ Der Landrat von der CSU sprach von einem „großen Schritt für ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Mobilitätssystem“ und bezeichnete den öffentlichen Personennahverkehr als eines der großen Zukunftsthemen. Überdies wünschte Straubel den Busfahrern in ihren drei neuen elektrisch betriebenen Gefährten eine „allzeit gute, unfallfreie Fahrt!“

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