Natürlich entflammte er auch die Coburger Teenager via Radio, Platte oder Tanzbands wie die „Silver Strings“, mit denen „Scotty“ Radermacher in den frühen 60ern auch das „Resi“ rockte. Persönlich kam Presley in seiner Army-Zeit zwar in die Oberpfalz, aber nie nach Oberfranken. Doch mit einem Coburger hatte er schon zuvor recht intensiven Kontakt gehabt: 1956 folgte der Fotograf Alfred Wertheimer dem jungen wilden Rock’n’Roller im Auftrag der Plattenfirma RCA dreieinhalb Monate lang auf Schritt und Tritt und schoss rund 3000 Fotos, von denen heute viele Pracht-Bände füllen und manche als Ikonen gelten.
„Als Elvis 1977 starb, ist Alfred Wertheimer groß rausgekommen“, weiß Helmut Radermacher, der den gebürtigen Coburger gut kannte und 2014 – kurz vor dessen Tod – zu einem Besuch seiner Heimatstadt bewegen konnte. Als Kind war Wertheimer 1936 mit seiner jüdischen Familie aus Nazi-Deutschland nach New York geflohen. Dort machte er sich einen Namen als Mode- und Straßenfotograf und wurde engagiert, den 21-jährigen Elvis Presley zu „observieren“. Er fotografierte ihn beim Hüftschwung auf der Bühne und beim Rasieren im Badezimmer, in der Garderobe und im Zugabteil, als coolen Rocker und smarten Verführer. Dabei entstand jenes Foto, das heute als Wertheimers Meisterstück zählt: „The Kiss“.
„Sie haben nicht viel miteinander geredet“, weiß Helmut Radermacher. Aber er schließt nicht aus, dass der Fotograf dem sechs Jahre jüngeren Sänger auf den gemeinsamen Reisen von seiner Herkunft erzählt hat – also von Coburg, mit dem er damals wohl wenig gute Erinnerungen verband. Dank Radermacher und Gaby Schuller erinnert sich Coburg seit 2020 an Wertheimers Familie: Vier Stolpersteine liegen vor ihrem Haus im Steinweg 53.