Ingolf Turban in Coburg Virtuoses Violinspiel in passendem Ambiente

Bernd Schellhorn
Ingolf Turban begeistert mit Virtuosität in der St. Moriz-Kirche. Foto: /Bernd Schellhorn

Ein Instrument füllt die Weite der St. Moriz-Kirche. Das Publikum genießt Ingolf Turbans Konzert für Solo-Violine und spendet stehend Applaus.

 
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Die St. Moriz-Kirche mit ihrer wunderbaren Akustik war ein kongenialer Partner für die kunstvolle Fingerfertigkeit und die virtuosen Kapriolen von Ingolf Turbans Solo-Violinspiel. Der Künstler ist der Einladung der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg e. V. gefolgt und passt seine Tempi der Werke genau den sprühenden Echos und dem tragenden Hall des Gotteshauses an. Aus allen Ecken antwortete die Kirche und hüllte sich um den zauberhaften Gesang der vier Violin-Saiten.

Das sollte man live miterlebt haben. Eine solch geniale Verbindung von Architektur, Komposition und Interpretation erwecken und erschaffen nur Ausnahme- Künstler wie Ingolf Turban, der sich komplett in den Dienst der Meisterwerke stellt und weiß, welch große Hingabe und Demut jenseits aller Virtuosität es erfordert, um diesen Preziosen den gebührenden Auftritt zu verschaffen.

Sein Publikum erlebte zu Beginn Johann Sebastian Bachs „Partita Nr. 3 E-Dur für Violine solo“. Das „Preludio“ als nicht enden wollende Kadenz, die „Loure“ in manieriert gesetzten Tanzschritten, „Gavotte en Rondeau“ höfisch mit einkomponierter graziöser Verbeugung, schließlich versprühte sich die „Gigue“ mit ihren kantablen Läufen in der Weite des Kontrapunktes.

Einzigartig war, welch einen Farben-Reichtum Ingolf Turban seinem Instrument entlockte.

In der „Sonate für Violine solo op. 27/2“ von Eugène Ysaye spielte er sein Instrument akkordisch wie eine Gitarre, legte ein- und zweistimmige Melodik über einen Orgelpunkt und zauberte mit Doppelgriffen die Motive in höchste Lagen und immer komplexere Harmonik. Und immer wieder klangen dabei die verarbeiteten Zitate von Bach deutlich heraus.

Niccolò Paganini, der Teufelsgeiger und noch heute das Idol der besten Metal-Gitarristen, war wohl nicht nur einer der virtuosen, sondern vor allem der kreativsten Künstler. Er entlockte dem Instrument Klänge, die bis in die heutige Zeit die Ohren kitzeln. Vor allem seine abenteuerlichen Flageolett-Läufe, oft in Doppelgriffen und an den äußersten Kanten des Griffbretts zu spielen, bleiben wohl für die meisten Geiger ein Mysterium, während sie für Ingolf Turban eine verlockende Offenbarung und Selbstverständlichkeit darstellten.

Seine atemberaubende Interpretation von Paganinis „Introduction, Thema und Variationen über ‚Nel cor più non mi sento‘“ entlockten dem Publikum spontane Bravo-Rufe. Aber trotzdem setzte der Virtuose noch ‚eins drauf‘ mit Bachs „Partita Nr. 2 d-Moll, BWV 1004“. Während die ersten vier Tanzsätze würdevoll elegant erklangen, brach die „Ciaccona“ auf in unendliche Klang-Welten. „Mehr kann man nicht sagen“, hatte Ingolf Turban in einer kurzen Moderation versprochen. Deswegen stand das Publikum jetzt auf und gab lang anhaltenden Applaus für diesen Ausnahme-Violinisten, der jeden in seinen Bann zog.

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