Niccolò Paganini, der Teufelsgeiger und noch heute das Idol der besten Metal-Gitarristen, war wohl nicht nur einer der virtuosen, sondern vor allem der kreativsten Künstler. Er entlockte dem Instrument Klänge, die bis in die heutige Zeit die Ohren kitzeln. Vor allem seine abenteuerlichen Flageolett-Läufe, oft in Doppelgriffen und an den äußersten Kanten des Griffbretts zu spielen, bleiben wohl für die meisten Geiger ein Mysterium, während sie für Ingolf Turban eine verlockende Offenbarung und Selbstverständlichkeit darstellten.
Seine atemberaubende Interpretation von Paganinis „Introduction, Thema und Variationen über ‚Nel cor più non mi sento‘“ entlockten dem Publikum spontane Bravo-Rufe. Aber trotzdem setzte der Virtuose noch ‚eins drauf‘ mit Bachs „Partita Nr. 2 d-Moll, BWV 1004“. Während die ersten vier Tanzsätze würdevoll elegant erklangen, brach die „Ciaccona“ auf in unendliche Klang-Welten. „Mehr kann man nicht sagen“, hatte Ingolf Turban in einer kurzen Moderation versprochen. Deswegen stand das Publikum jetzt auf und gab lang anhaltenden Applaus für diesen Ausnahme-Violinisten, der jeden in seinen Bann zog.