Inklusion in der Arbeitswelt Wille und Werkbank

„Ich bin sehr stolz auf mich“: Stefanie Medick Foto: /Wilo

Menschen mit einem Handicap haben es in der Berufswelt trotz inklusiver Anstrengungen immer noch schwer. Das muss nicht so sein. Ein Beispiel einer jungen Hoferin.

 
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Hof - Stefanie Medick hat nicht den leichten Weg genommen. Ans Ziel ist die 31-jährige Frau aus Hof dennoch gelangt. Die alleinerziehende Mutter hat sich trotz gesundheitlicher Probleme durch schwierige persönliche Umstände in den letzten Jahren eine solide berufliche Zukunft erarbeitet.

Heute steht sie an Maschinen und Anlagen – was man ihr früher nicht zugetraut hatte. Seit dem Frühjahr 2020 arbeitet sie als Zerspanungsmechanikerin in der Metallwerkstatt der Hofer Wilo SE. „Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Aber ohne Unterstützung der Kooperationsbetriebe hätte ich das nicht geschafft. Es war ein langer, steiniger Weg, aber am Ende haben sich alle Mühen gelohnt“, sagt die 31-Jährige, deren Geschichte die Agentur für Arbeit erzählt.

Wende im Leben

Geholfen hat Stefanie Medick ein berufliches Rehabilitationsverfahrens, das Sabine Pinkas ihr verschafft hatte. Die Reha-Beraterin bei der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof, begleitete sie auf ihrem Weg: „Neben der individuellen Beratung koordinieren wir im Reha-Verfahren die Einbindung weiterer Akteure und behalten dabei immer den roten Faden in der Hand.“

Der erste Kontakt mit der Berufsberatung der Arbeitsagentur war weniger fruchtbar. „Nach der Hauptschule hatte ich kein konkretes Ziel, entschied mich dennoch für eine Ausbildung, die ich leider vorzeitig beenden musste“, erzählt Medick. Ein entscheidender Wendepunkt war die Geburt ihres Kindes. Nach der Elternzeit mit weiteren Turbulenzen entschloss sich die junge Mutter, ihren Schulabschluss nachzuholen. Und sie suchte wieder Kontakt zur Reha-Berufsberatung der Arbeitsagentur. „Stefanie Medick kam mit dem Wunsch nach einer handwerklichen Ausbildung im Berufsfeld Metall zu mir. Sie musste prompt mit einer Absage eines Metallbetriebes zurechtkommen: Für einen Beruf mit körperlichen Anforderungen sei sie nicht geeignet.“

Neue Praxiserfahrung

Stefanie Medick nahm das nicht einfach hin. „Unser erstes Ziel war die Steigerung der gesundheitlichen Belastbarkeit, verbunden mit einer umfassenden Berufsorientierung“, erklärt Pinkas. Die Arbeitsagentur finanzierte eine rehaspezifische Maßnahme mit psychologischer Begleitung beim Bfz Hochfranken. In mehreren Monaten gelang es Stefanie Medick durch ihr handwerkliches Geschick und trotz der Doppelbelastung als alleinerziehende Mutter, sich an ihren Wunsch heranzuarbeiten. „Der Einblick in den handwerklichen Beruf mit der Möglichkeit zur Metallbearbeitung hat mich bestätigt, dass ich eine Ausbildung, idealerweise sehr gut, absolvieren möchte“, erzählt Stefanie Medick. Es folgte eine dreieinhalbjährige kooperative Reha-Ausbildung, die Arbeitsagentur in Hof kam dafür auf. Ausbildungspartner war die Diakonie am Campus, bei einem Pumpenhersteller in Hof, die Firma Wilo, erlebte sie die Praxis.

Schafft sie es?

„Als Stefanie Medick zu mir in die Ausbildung kam, sah ich eine junge Dame, die den Anforderungen der Arbeitswelt nicht vollkommen gewachsen war. Ich entdeckte das Potenzial, förderte und forderte sie. Stefanie konnte mit ihrem Engagement und ihrem unstillbaren Wissensdurst sehr schnell über ihre Grenzen hinauswachsen und somit einen vorbildlichen Ausbildungsverlauf mit einer sehr guten Abschlussnote beenden“, erzählt Markus Röder, Ausbilder für Metalltechnik. Währenddessen wurde sie weiter betreut.

Schließlich erreichte die junge Frau den IHK-Abschluss als Zerspanungsmechanikerin mit Spezialisierung CNC-Drehtechnik. Und das Beste: „Stefanie war nicht nur eine erstklassige Auszubildende, sondern auch eine junge Frau, die wir als vollwertige Facharbeiterin im Betrieb übernehmen können“, betont Röder.

Nicht leicht, aber befriedigend

Auch Reha-Beraterin Sabine Pinkas ist zufrieden: „Mein Fazit ist, dass der Erfolg letztlich immer vom eigenen Wollen abhängig ist. Hier hat eine junge Frau mit vielfältigen Problemen hart an sich gearbeitet und sich so mit einem unbändigen Willen erfolgreich ihren Weg in einen anspruchsvollen und männerdominierten Beruf erkämpft.“ Dafür brauche es aber eben auch Betriebe, die sich offen zeigen und Menschen eine Chance geben, selbst wenn diese einen Bruch in ihrer Biografie haben. So könne Inklusion gelingen, meint Pinkas.

Stefanie Medick ist am Ziel angelangt – und mit sich im Reinen. „Ich hätte mich für einen bequemeren Weg entscheiden können. Die dreieinhalb Jahre waren nicht immer leicht für mich, aber rückblickend kann ich sagen, dass dies die beste Entscheidung für mich war. Ich bin sehr stolz auf mich.“

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