Internationaler Tag der Pflege Regiomed: Wunsch nach Anerkennung für Pflegende

Yannick Seiler
Eine Pflegerin schiebt ein Krankenbett durch den Flur eines Klinikums: Die Krankenhäuser der Region suchen Nachwuchs in diesem Bereich. Foto: Marijan Murat/dpa

Der Internationale Tag der Pflege ist für Regiomed Anlass genug, Einblick in die Ausbildung der Fachleute zu geben. Nun zeichnet sich ein Problem für die Branche ab.

 
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Die Zukunft von Regiomed sitzt an diesem Donnerstag neben Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidkte. Sie trägt einen schwarzen Blazer und heißt Damla Sevimler. „Ich hatte immer Respekt vor der Arbeit der Pflegekräfte und wollte ein Teil davon sein“, sagt die junge Frau, die im Oktober ihre Ausbildung beenden wird. Es ist der Internationale Tag der Pflege.

Sie ist eine von 227 jungen Menschen, die derzeit an den Berufsfachschulen all das lernen, was eine sogenannte Pflegefachkraft können muss, wenn sie sich um alte und kranke Menschen kümmern möchte. „Corona hat gezeigt, wie wichtig Pflege für die Gesellschaft und für den Klinikalltag ist“, sagt Schmidtke, der die Geschäfte des oberfränkisch-thüringischen Klinikverbunds führt und zuvor als Pfleger gearbeitet hat. Allerdings, fügt er an, werde der Beruf derzeit nicht als attraktiv angesehen. Demnach sei es schwierig, junge Menschen für eine Ausbildung in diesem Bereich zu begeistern.

Motivation für die Mitarbeiter

Das bestätigt Harald Engel, Leiter der konzerneigenen Berufsfachschule für Pflege in Lichtenfels. Zwar werbe man bei Ausbildungsmessen dafür, den Beruf zu ergreifen, doch habe er lediglich elf Zusagen für 30 Schulplätze erhalten, sagt Engel. Und das, obwohl sich die Ausbildung zur Pflegefachkraft kürzlich erst gewandelt hat. Aus drei Ausbildungsrichtungen – Alten-, Kranken- und Kinderpflege – sei demnach nun ein Bildungsweg geworden: Pflegefachmann oder -frau. Laut dem Schulleiter erhalten die Auszubildenden dadurch Einblicke in Altenheime, Sozialstationen und die Kinderheilkunde sowie in psychiatrische Betreuung und etwa in Notaufnahmen. Man unterhalte nun mehr als 50 Kooperationen mit Trägern von Ausbildungsrichtungen, wo die angehenden Pfleger Praktika absolvieren könnten, erklärt Engel. „Die breit gefächerten Einblicke kommen gut an“, meint der Schulleiter.

Möglichkeiten, sich nach der Ausbildung weiterzuqualifizieren und eine Karriere in der Pflegebranche zu beginnen, bietet die Regiomed-Akademie. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg biete man Pflegern und Pflegerinnen an, sich zu Fachleuten etwa in der Intensivmedizin oder der Anästhesie weiterzubilden, sagt Katja Köhler, kommissarische Leiterin der Fort- und Weiterbildung des Konzerns. 200 Fort- und fünf Weiterbildungen seien demnach Motivation für die Mitarbeiter.

Arbeitssituation ist belastend

Die Pflegeberufe erwarteten derzeit viele Herausforderungen, sagt Professor Michael Hartmann, Dekan der Fakultät Weiterbildung der Hochschule Coburg. Digitalisierung samt Schutz der Patientendaten und die künftig kleinteiligere Arbeitsteilung innerhalb der Branche seien nur zwei davon, ergänzt er. Derzeit biete man Kurse an, in denen die Patienten im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen. „Wir wollen mehr Arbeitssicherheit vermitteln“, sagt er. Wichtig ist laut Hartmann für Pflegekräfte auch die Zufriedenheit im Beruf. „Die Arbeitssituation in der Pflege ist belastend“, meint er.

Schmidtke nutze den Internationalen Tag der Pflege – er geht zurück auf den Geburtstag der Britin Florence Nightingale, der Begründerin der modernen Krankenpflege –, um an Bundes- und Landespolitiker zu appellieren. „Wir müssen wichtige Weichen stellen, sonst steuern wir auf eine Pflege-Katastrophe zu“, sagt der Geschäftsführer. Bis 2030 werde die Anzahl an Pflegebedürftigen bundesweit um bis zu 50 Prozent zunehmen, prognostizierte er. Rund eine halbe Million Pflegekräfte fehlten demnach bis dahin, wenn man der Entwicklung nicht entgegenwirke. Die Pflege ist laut Schmidtke das Rückgrat der medizinischen Versorgung. Er forderte, dass man die Ausbildung zur Pflegefachkraft weiter akademisiere, um den Menschen, die sich dazu entscheiden, den Beruf zu ergreifen, mehr Anerkennung entgegenzubringen. Zudem könnte man sie dadurch zu mehr eigenständigem Handeln im Berufsalltag befähigen.

Damla Sevimler geht diesen Weg bereits. Sie lässt sich dual, praktisch und akademisch, ausbilden. „Die Pflege ist meine Zukunft“, sagt sie.

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