Trommeln im Hofgarten
Auch Cobham kann auf seiner doppelten Bassdrum so leise spielen, dass die Vögel im Hofgarten zu hören sind. Er beginnt und beendet seine Soli gerne so. Doch Fusion-Jazz springt zu den Leuten, packt und umhüllt sie. So trommelt Cobham wie vor fast 50 Jahren, als er sein Debut-Album herausbrachte. „Stratus“ spielt er daraus zu Beginn des zweiten Sets – und das ist im Hofgarten der Song, ab dem das Publikum nicht mehr zu halten ist. Die Band dreht sich um Cobham, er reiht Solo an Solo. Seine Musiker aus Madrid haben die Augen immer auf ihn gerichtet. Er selbst hat sie meist geschlossen und taucht in die Musik ab. „Ich verliere andauernd meine Sticks – so bin ich eben“, erzählt er dem Publikum. Und natürlich hat er einen ausreichenden Vorrat dabei. Wenn wieder mal ein Stick davonfliegt, dann öffnet er kurz die Augen und nimmt sich einen neuen.
Mit „Crosswinds“ aus seinem zweiten Album von 1974 verabschiedet Cobham sich – und die Tribüne bebt. Nach einer ganzen Weile erscheint er wieder, setzt sich an ein Tischchen und gibt gut gelaunt Autogramme.
Im Landestheater endet die Symphonie nach dem sechsten Satz mit einem Erdbeben. Mächtiger geht es nicht – und so jubelt auch das Publikum. Standing Ovations für Baldych, sein Quartett und die Philharmoniker. Baldych nimmt für die Zugabe wieder seine Renaissance-Violine, zupft minutenlang, bis seine Band leise einsetzt – und wieder Ruhe einkehrt, bis hin zum gezupften Klavier. Die Orchestermusikerinnen und -musiker liegen sich in den Armen vor Freude. Im Parkett sitzt Billy Cobham und klatscht und klatscht und klatscht.