Itzgrund Schüler müssen sich auf Änderungen einstellen

Bettina Knauth

Mit Beginn des neuen Schuljahres wird die Gemeinde Itzgrund dem Schulsprengel der Mittelschule Ebern eingegliedert.

 
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Mit Beginn des neuen Schuljahres wird die Gemeinde Itzgrund dem Schulsprengel der Mittelschule Ebern eingegliedert. Foto: Bettina Knauth/Knauth

Alina Morgenthum, Leon Rebhan und Max Haselmann sind sich einig: „Die Umstellung auf eine neue Schule wäre blöd!“ Dennoch sehen sich die Achtklässler der Grund- und Mittelschule Seßlach aus Kaltenbrunn, Herreth und Gleußen ein Jahr vor ihrem Abschluss mit dieser Gefahr konfrontiert. Auf Wunsch der Gemeinde Itzgrund sollen deren Mittelschüler und -schülerinnen zukünftig nach Ebern statt nach Seßlach oder Coburg fahren.

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Der Gemeinderat beschloss bereits in seiner Sitzung im Mai 2021 ohne Gegenstimme, aus dem Mittelschulverband Coburg auszutreten und enger mit dem Eberner Pendant zusammenarbeiten zu wollen. Wirksam würde die neue Regelung zwar noch nicht zum September letzten Jahres, aber dann mit Beginn des Schuljahres 2022/23, hieß es damals. Kurz vor Ende des laufenden Schuljahres kam nun erst grünes Licht aus Bayreuth: „Endlich haben wir von der Regierung von Oberfranken die Mitteilung erhalten, dass der Schulsprengel für die Mittelschule zum 1. August 2022 geändert wird und die Gemeinde Itzgrund der Mittelschule in Ebern zugeordnet werden kann“, teilte Bürgermeisterin Nina Liebermann (CSU) am Montag mit. Auch der Seßlacher Schulleiter Wolfgang Hoydem hat erst am selben Tag eine Kopie der Bewilligung des Antrags auf Sprengeländerung vom 9. Juni 2021 erhalten. Darin enthalten ist eine „Auslaufregelung“: „Sofern es die Erziehungsberechtigten wünschen, können die Schülerinnen und Schüler ihren Schulbesuch an der Mittelschule Seßlach fortsetzen, bis sie ihre Ausbildung dort abgeschlossen haben.“

Lange Schulwege vermeiden

Rein nach Kilometern - und damit auch nach Zeit - macht die Neuausrichtung im südlichen Landkreis Sinn: Statt gut neun Kilometer nach Ebern müssen die Kaltenbrunner Mittelschüler nach Coburg mit 20 Kilometern gut das Doppelte zurücklegen. Bisher brauchen sie nicht zwangsläufig so weit fahren: Neben dem Vertrag mit dem Mittelschulverband Coburg kooperierte die Gemeinde Itzgrund seit dem Schuljahr 2007/08 mit Weitramsdorf und Seßlach. Die Standorte, an denen die Mittelschüler aus den drei Landkreis-Kommunen ihren Hauptschulabschluss, den Quali oder die spätere Mittlere Reife über die M-Klasse erreichen können, variierten.

2021 aber sah Bürgermeisterin Nina Liebermann (CSU) deutliche Anzeichen dafür, dass der M-Zweig neben Coburg höchstens noch in Untersiemau angeboten werden sollte, und vielleicht bald nicht mal dort. Deshalb sollten die bestehenden Verträge zum Ende dieses Schuljahres gekündigt werden. Ihre Befürchtung sollte sich bewahrheiten: Seit diesem Schuljahr wird tatsächlich nur noch in Coburg der Besuch der M-Klasse möglich. „Damit haben die Schulen in Seßlach und Untersiemau an Attraktivität verloren“, konstatiert Hoydem.

Solidarität vermisst

Nicht nur die Sorge um den längeren Transfer, sondern vor allem die absehbar höheren Kosten führten zum Ausstieg aus der bisherigen Kooperation. Mehrheitlich beschloss die Coburger Verbundversammlung, die Kosten für die Beförderung der Schüler nicht paritätisch auf alle beteiligten Kommunen umzulegen. Stattdessen muss jede Kommune für ihren Anteil selbst aufkommen. Da die Schüler der Gemeinde Itzgrund den weitesten Weg nach Coburg haben, müsste die Kaltenbrunner Verwaltung den Löwenanteil bezahlen. „Das hat uns hart getroffen“, sagte Liebermann bereits vor einem Jahr, „Solidarität sieht anders aus“. Während die Stadt Coburg etwa für den Transport der Schüler gar nichts bezahle, müsste die Gemeinde Itzgrund Fahrtkosten nach Seßlach, Untersiemau oder sogar Coburg finanzieren. „Eine solidarische Aufteilung der Fahrtkosten war für uns aber Voraussetzung zur Zustimmung zum Schulverband“, erläutert die Bürgermeisterin.

Vor dem Wechsel zur Mittelschule in Ebern und zum dortigen Mittelschulverband, musste die Regierung von Oberfranken zustimmen. Als Stolperstein für die Kaltenbrunner Pläne hätte sich die Mittelschule Seßlach erweisen können: Stünde deren Existenz auf dem Spiel, so hörte es Liebermann im Vorjahr aus Bayreuth, würde sich die Regierung querstellen. Die Schule „ist in ihrem Bestand als Mittelschule nicht gefährdet“, heißt es nun aus Bayreuth. Und in Ebern ergäben sich durch die Veränderung „auch keine neuen Bedarfe“. Von Seiten der Haßberger stand der Schulsprengeländerung schon vor über einem Jahr nichts im Wege. Einstimmig befürwortete der Mittelschulverband eine Kooperation mit dem Itzgrund. Nach dem späten Okay aus Bayreuth bleiben jedoch viele Fragen ungeklärt. Liebermann: „Die entsprechende Veröffentlichung der Verordnung mit allen Details erfolgt im nächstmöglichen Amtsblatt der Regierungen von Ober- und Unterfranken.“ Da diese aber erst für Mitte August anstehen, tritt die Verordnung rückwirkend zum 1. August in Kraft. Erst dann erfahre auch die Gemeinde Itzgrund „die genauen Modalitäten“, fügt die Bürgermeisterin hinzu.

Die größten Sorgen bereitet allen Beteiligten derzeit die Frage, wie jene Schüler und Schülerinnen, die in Seßlach bleiben wollen, zukünftig zur Schule kommen. Liebermann: „Wir müssen schauen, dass wir eine unbürokratische Lösung finden.“ Die beste Übergangsfrist nutze nichts, wenn die Regularien nicht geklärt seien. Vom Coburger Schulamtsdirektor Uwe Dörfler hat Rektor Hoydem erfahren, dass die Kommunen die Frage des Transports untereinander ausmachen müssten, ebenso wie die Frage der Gastschulbeiträge. Für ihn ist nicht klar, ob die aus dem Itzgrund Pendelnden nun reguläre oder Gastschüler sind. Danach richte sich aber die Übernahme der Kosten. Für Liebermann ist nach der Kündigung des Schulvertrags die aufnehmende Schule zuständig. Aus dem Schreiben lasse sich auch rauslesen, dass als Übergang zwei Schulsprengel gelten. Bisher plant die Mittelschule Seßlach mit den Jungen und Mädchen aus dem Itzgrund. Acht kommen in die 9., einer in die 8., zwei in die 7. und drei in die 6. Jahrgangsstufe.

Fallen die acht Neuntklässler weg, hat das gravierende Folgen: „Mit den dann 31 Schülern können wir nur eine Klasse, mit 39 aber zwei kleine Klassen bilden“, erläutert Konrektorin Christiane Marsoun, „deshalb warten wir seit Wochen, dass sich etwas bewegt“. Hoydem findet die Entscheidung der Gemeinde Itzgrund zwar nachvollziehbar, „aber das nutzt uns schulisch nichts!“ Pro Jahrgang könnten bald drei bis fünf Schüler aus dem Itzgrund fehlen. „Das werden wir merken“, so der Rektor. „Glücklich sind wir darüber nicht“, kommentiert Bürgermeister Maximilian Neeb (FW) die Schulsprengeländerung.

Dass die Gemeinde Itzgrund mit einer Zustimmung rechnen dürfe, hatten Verantwortliche in Bayreuth bereits 2021 signalisiert. Immerhin orientierten sich dort viele Jungen und Mädchen bei der freien Wahl einer weiterführenden Schule bereits Richtung Unterfranken und besuchen etwa das Friedrich-Rückert-Gymnasium oder die Dr.-Ernst-Schmidt Realschule in Ebern. Egal ob Mittel- oder Realschüler oder Gymnasiasten: Im neuen Schuljahr können alle nun gemeinsam mit dem Schulbus nach Ebern fahren, meint Liebermann. Für sie noch ein Vorteil neben dem kürzeren Fahrweg. „Ich bin glücklich, dass es geklappt hat“, meint die Bürgermeisterin, „wenn dann mal alle Schüler nach Ebern gehen, dann hat es Vorteile für alle.“

Bisher habe sie „nur positive Rückmeldungen“ erhalten, Eltern von Viertklässlern hätten ihre Kinder bereits gleich in Ebern angemeldet. Dahin sei der Schulweg für alle „definitiv gesichert“. Rektor Philipp Arnold von der Mittelschule Ebern begrüßt die Entscheidungen von Gemeinde und Regierung. „Wir hatten ja bereits vorher Gastschüler aus diesem Bereich und haben zumindest an der fünften Klasse bereits mit Eltern über ihre Wünsche für das nächste Schuljahr gesprochen, um planen zu können, wohin sie ihre Kinder bringen möchten.“ Nach der endgültigen Entscheidung seien Planungen und Unterrichtsversorgung nun fast fertig.

Anders stellte sich die Situation am Donnerstag in Seßlach dar: Von den Erziehungsberechtigten der 14 betroffenen Schüler und Schülerinnen bekundeten auf Nachfrage von Schulsekretärin Manuela Müller 13 Befragte ihre Absicht, ihre Kinder in der jetzigen Mittelschule belassen zu wollen, falls die Frage der Beförderung gelöst werde. Nicht alle werden dem Beispiel von Alinas Eltern folgen wollen: „Sie haben schon gesagt, dass sie mich notfalls fahren werden“, sagt die 14-Jährige aus Kaltenbrunn abschließend.