Jobentdeckerin beim Bestatter Begleiter auf dem letzten Weg

Christian Licha

Auch heuer sind die Jobentdecker im Landkreis unterwegs. Eine von ihnen ist Laura Bittel. Sie hat sich einen eher ungewöhnlichen Beruf zum Erkunden ausgesucht.

 
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Kreis Haßberge - „Ich finde, dass der Tod nichts ist, vor dem man Angst haben muss. Er gehört zu jedem Leben dazu und man wird früher oder später, beispielsweise durch den Tod eines Angehörigen, damit in Berührung kommen. Wie man trauert und damit umgeht, das ist aber bei jedem unterschiedlich.“ Diese Worte stammen von der 16-jährigen Laura Bittel. Sie ist eine der sechs jungen Menschen, die auch in diesem Jahr am Jobentdecker-Projekt der Bildungsregion Landkreis Haßberge teilnehmen.

Wie die Worte schon vermuten lassen, so hat sich Laura einen nicht alltäglichen Beruf ausgesucht: Die Schülerin war im Rahmen des Jobentdecker-Projektes zwei Tage bei dem Bestattungsinstitut Schunder in Prölsdorf und hat in den Beruf der Bestattungsfachkraft hineingeschnuppert. Ihre Erfahrungen teilt Laura auf Instagram und auf der Homepage des Landkreises unter www.jobentdecker-hassberge.de, um anderen Jugendlichen verschiedene Berufsmöglichkeiten aufzuzeigen – dabei finden sich auch die Berufe, die vielleicht nicht gleich im ersten Anlauf zur Wahl stehen, weil sie eher „außergewöhnlich“ sind.

„Ich hatte keine Berührungsängste, mir hat es sehr gut gefallen“, resümiert Laura nach ihrem Kurz-Praktikum. Immerhin ist in dem Beruf der Bestattungsfachkraft der tägliche Umgang mit verstorbenen Menschen Routine. Damit hat die 16-Jährige aber keine Probleme, wie sie erzählt, und das obwohl sie hautnah dabei war: „Während meiner zwei Tage dort, durfte ich viele Facetten des Bestatter-Berufes kennenlernen. Sei es die Überführung eines Verstorbenen, eine Fahrt ins Krematorium inklusive Führung, Begleitung einer Beisetzung oder Tätigkeiten im Büro, ich durfte überall mit dabei sein.“

Zusammen mit Inhaber Rainer Schunder und Juniorchef Sebastian Schunder waren während Lauras Zeit im Unternehmen ein Krankenhaus und ein Altenheim das Ziel. Von den beiden verstorbenen Senioren hatte einer den Wunsch einer Urnenbeisetzung, sodass Laura auch das Krematorium in Schweinfurt kennenlernen konnte. „Dabei wurde jedoch stets auf mein Wohlbefinden geachtet. Ich hätte nicht mit zu den verstorbenen Personen gemusst, hätte ich es nicht gewollt. Allerdings war das für mich kein Problem“, schreibt Laura in ihrem Blog zu ihren Erfahrungen.

Bestattungen Schunder hat eine lange Tradition, die genau 100 Jahre zurück reicht. Isidor Schunder, der Großvater vom jetzigen Geschäftsinhaber Rainer Schunder, legte 1922 erfolgreich seine Meisterprüfung im Schreinerhandwerk ab und gründet eine Schreinerei in Prölsdorf. Neben den üblichen Holzfabrikaten wurden unter anderem auch Särge und weiterer Bestattungsbedarf produziert. Heute ist es ein moderner Betrieb, der sich am Rande des Steigerwalddorfes in einem vor drei Jahren errichteten Neubau erstreckt. Die Inhaberfamilie Rainer und Leni Schunder unterstützen Sohn Sebastian und weitere neun Angestellte, darunter zwei Auszubildende.

Ein „Eigengewächs“ der ersten Auszubildenden-Generation ist Theresa Moser. Die junge Frau hat als Erste im Jahr 2016 eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen und ist nach ihrem erfolgreichen Abschluss nun schon seit zwei Jahren für alles rund um die Beerdigung zuständig. Mit ihr war Jobentdeckerin Laura auch bei einer Trauerfeier im Bamberger Hauptfriedhof. Dort erfuhr die Gymnasiastin, wie der letzte Abschied würdevoll gestaltet wird. Laura durfte auch die Urne auf die Stele in der Trauerhalle stellen und für die Hinterbliebenen Erinnerungsfotos von der Feier machen.

Juniorchef Sebstian Schunder ist nicht nur Bestattermeister und Betriebswirt, sondern auch geprüfter Thanatopraktiker. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Fähigkeit, Verstorbene für den Abschied zu balsamieren und präparieren. Gerade Menschen, die bei einem Verkehrsunfall zu Tode kamen oder Opfer eines Gewaltverbrechens waren, sind manchmal sehr entstellt. Sebastian Schunder hilft als einer von nur rund 90 Thanatopraktiker in ganz Deutschland, dass die trauernden ihren Angehörigen so in Erinnerung behalten können, wie er mal war. Davon war Laura sehr beeindruckt, auch, wenn aktuell keine Präparation anstand. Dafür war es für sie sehr interessant, wie man einen Toten einkleidet, denn auch dabei durfte Laura zuschauen.

Im Bestattungsinstitut gibt es allerdings noch viel mehr zu tun, als Beisetzungen auszurichten, wie Laura in ihrem Blog erklärt. „Für die Hinterbliebenen werden Tätigkeiten wie das Abmelden von Versicherungen und Ämtern übernommen. Man ist der Ansprechpartner für trauernde Angehörige, das heißt, man sollte Geduld haben und auf die Betroffenen eingehen. Zudem muss man stets den Überblick behalten, da immer wieder neue Anrufe, E-Mails und vieles mehr zu bearbeiten sind.“

Als Jobentdeckerin war Laura im August schon in einer Bäckerei in Produktion und Verkauf sowie in einem Blumenfachgeschäft als Floristin unterwegs. Mit dem Bestattungshandwerk hat sie eine neue spannende Sparte entdeckt, wie sie erzählt.

Dennoch kann sich die Gymnasiastin noch nicht entscheiden, was sie später einmal beruflich machen will. „Es ist alles noch offen, denn ich habe ja noch zwei Jahre Zeit“, sagt Laura, die im Sommer 2023 ihr Abitur absolvieren wird.

 

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