Johannisthal VfR startet über Nacht Spendenaktion

Peter Fiedler

Roman Grycak stammt aus der Ukraine und spielt in Johannisthal Fußball. Am Freitag bittet er seine Teamkollegen um Hilfe für seine Landsleute. Was folgt, ist einmalig in der Vereinsgeschichte.

 
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Roman Grycak und Andi Kraus sind an der polnischen Grenze angekommen.. Foto: /privat

Johannisthal - Sport verbindet und knüpft Freundschaften, oft über Ländergrenzen hinweg – und in Zeiten wie diesen ist er sogar die Basis für grandiose Hilfsbereitschaft, wie bei der aktuellen Aktion „Roman“ des VfR Johannisthal deutlich wird.

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„Wir haben mit Roman Grycak vor vier Jahren einen Fußballer aus der Ukraine zu unserer Mannschaft dazugewonnen. Roman wohnt in Küps und arbeitet in der Frankenwaldklinik. Er war uns von Anfang an sympathisch, hat sich sehr schnell in die Gruppe eingefügt und ist einfach ein feiner Kerl, der uns wirklich ans Herz gewachsen ist“, erläutert der Vorsitzende des VfR Johannisthal Marc Bergauer, bei dem das Telefon derzeit rund um die Uhr klingelt.

Roman Grycak stellte am vergangenen Freitagvormittag eine Nachricht mit der Frage in die VfR-WhatsApp-Gruppe, ob Vereinsmitglieder nicht Verbandsmaterial übrig hätten, da er am Samstag mit seinem Privat-Pkw Richtung polnische/ukrainische Grenze fahren werde. „Diese Nachricht blieb nicht lange unbeantwortet“, so Marc Bergauer. „Es ist im Verein eine unheimliche Dynamik entstanden, die ich als Vereinsvorstand nicht für möglich hielt. Binnen weniger Stunden hatten wir so viele Rückmeldungen, dass unser Vereinskamerad Andi Kraus über seinen Arbeitgeber, das Autohaus Vetter, einen Neunsitzer organisierte.“ Andi Kraus beschaffte mit unbürokratischer Unterstützung der „Autofamilie“ nicht nur das größere Gefährt, sondern stellte sich auch als Fahrer zur Verfügung. „Davor ziehe ich meinen Hut“, dankt ihm Bergauer.

Spontane Aktion

Am Abend stellte er die kleine, spontane Aktion auch in die sozialen Medien. Fazit: Der VfR hätte binnen 24 Stunden mindestens drei Neunsitzer voll machen können. „Einige Vereinsmitglieder, aber auch vollkommen fremde Personen halfen uns dann am Samstagvormittag, den Neunsitzer zu beladen“, so der Vorsitzende.

Die Spenden, die keinen Platz im Transporter fanden, lagern seitdem in der großen Halle im VfR-Sportheim. Von Samstagmittag bis Montagvormittag waren Andi und Roman unterwegs, um die Spenden an der Grenze abzugeben und vier Familienmitglieder von Romans Frau mit nach Deutschland zu nehmen.

In der Zwischenzeit war man in Johannisthal nicht untätig: Nach vielen Telefonaten entstand die Idee, das Ganze wesentlich größer aufzuziehen. So kam es dann zur Hilfsaktion „Roman“. „Geplant war ursprünglich ein Lkw aus Polen, der spätestens diese Woche Donnerstag die Spenden bei uns in Johannisthal abholt. Daraus wird aber leider nichts“, erklärt Marc Bergauer. Doch die ganze Situation in der Ukraine berühre alle Aktiven so sehr, dass man keine Sekunde ans Aufgeben denke. „Wir ziehen diese Aktion definitiv durch. Anstatt des Lkws aus Polen werden wir auf ortsansässige Spediteure zurückgreifen und ein offizielles Spendenkonto für Sprit, Maut etc. einrichten“, versichert Bergauer. Näheres wird auf der Facebookseite des Vereins veröffentlicht. Wie gesagt, steht seit vergangenem Freitag das Telefon beim Vorsitzenden nicht mehr still, so groß ist die Hilfsbereitschaft.

Hilfe geht weiter

„Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal in aller Form, auch in Romans Namen, bei allen bedanken, die uns und andere Hilfsaktionen tatkräftig unterstützen. Wenn man die Bilder aus den Medien, insbesondere aus erster Hand, sprich live von der Grenze sieht, dann dürften wir hier in Deutschland nicht mehr jammern, denn uns geht es wirklich gut“, so Bergauer.

Die Spenden werden laut Bergauer für alles Mögliche verwendet – zum Beispiel für Waren aller Art oder für eventuell anfallende Spritkosten. Spendenbescheinigungen würden nicht ausgestellt. „Diese Mehrarbeit können wir als Verein nicht darstellen.“

Am Mittwochnachmittag wird ein großer Lkw aus Frankreich erwartet, der am Abend mit Spenden befüllt werden soll. Abfahrt ist für Donnerstagvormittag geplant. Weitere Lkws werden organisiert. Bergauer: „Die Hilfsaktion ist mit dieser Ladung nicht zu Ende. Deshalb bitte weiter sammeln.“

Spendenkonto und Sammelstationen

• Das offizielle Spendenkonto der Hilfsaktion „Roman“ ist bei der Raiba Küps eingerichtet: DE28 7706 9044 0100 7074 73. Sammelstationen gibt es in

• Johannisthal:

- Bäckerei Reif, plus mobile Verkaufsfahrzeuge

- ARAL Tankstelle

- Kassenhäuschen VfR-Sportheim, Kirchenstraße 10

• Theisenort:

- Terrasse TSF-Sportheim, Am Sportplatz 39

Kronach:

- physio balance, Inh. Sabrina Kraus, Rodacher Straße 44

• Pressig:

- Rathaus, Hauptstraße. 16

• Wilhelmsthal:

- Verknüpft & Zugeknotet, Inh. Verena Bischoff, Hofwiese 14

• Steinwiesen:

- Gebrüder Renk GmbH, Am Kirchplatz 6

- Caritas Sozialstation

• Wallenfels:

- Autohaus Horst Hofmann GmbH.