Jubel im Coburger Landestheater Wunderbare Orchesterfarben

Bernd Schellhorn
Von Katharina Müllner geleitet und vom Violin-Virtuosen Laurent A. Breuninger verstärkt brachte das Philharmonische Orchester sein Publikum zum Jubeln. Foto:  

Im 2. Sinfoniekonzert am Landestheater brillieren die Gastdirigentin Katharina Müllner, der Violinist Laurent A. Breuninger und das Philharmonische Orchester. Das zahlreiche Publikum trampelt vor Begeisterung

 
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Das 2. Sinfoniekonzert im Großen Haus des Landestheaters war ganz dem Publikum gewidmet. Zwei lange nicht mehr gehörte, aber innig von den zahlreich erschienenen Sinfoniekonzert-Fans gewünschte Werke standen auf dem Programm: Max Bruchs „Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 G-Moll op. 26“ und die „Schicksals-Sinfonie“ (Sinfonie Nr. 5 E-Moll) von Peter Iljitsch Tschaikowsky.

Die musikalische Leitung lag in den gefühlvollen Händen von Katharina Müllner, die mit höchster Präzision und zugleich fabelhafter Intensität die orchestralen Klangfarben zum Leuchten brachte. Der Sound des Orchesters war phänomenal, das Publikum bemerkte vom ersten Augenblick an das tiefe Verständnis und die feinsinnige Zusammenarbeit zwischen dem Orchester und der Gast-Dirigentin.

Die junge Frau hielt bereits bei Peteris Vasks „Cantabile per Archi“ die Streicher in einem nuancenreichen Spektrum: Intensive, Kolophon-versprühende Sanglichkeit und schillernde Farben wie aus Glas wechselten sich ab. Das Werk pendelte aus satter Dichte ins schwirrende Fiebern. Die kurzen Motive, die sich in der Komposition übereinander schichteten oder ihre Spiel-Geschwindigkeit änderten, bauten sich lange Zeit über einen steten Basston auf, bis die Spannung zu groß wurde und sich eine ruhelose Auflösung in erneuter Erregtheit anbahnte.

Auch beim Violinkonzert von Max Bruch bewies Katharina Müllner ihren sensiblen Umgang mit den Klangnuancen und zauberte mit dem Violin-Virtuosen Laurent A. Breuninger eine ebenso formal geschlossene wie glühende Interpretation. Das Werk gab dem Solisten jede Möglichkeit, seine atemberaubende Fingerfertigkeit zur Schau zu stellen, gleichzeitig beglückte es das Publikum in den intimen bis kraftvollen Zwiegesprächen mit dem Orchester. Hierbei achtete die Dirigentin auf eine reife Ausgewogenheit. Das Publikum trampelte und erhielt als Dankeschön eine virtuose Kreisler-Zugabe für Violine solo.

Tschaikowsky befand seine 5. Sinfonie als nicht gänzlich gelungen, aber beim Publikum fand sie im Lauf der Zeit immer größere Beliebtheit. Das Werk stellt eine frühe Form der Weltmusik dar und vereint die westliche Form mit der russischen Seele. Sie zeigt das geniale Verständnis des Komponisten für die orchestralen Klangfarben ebenso wie seine enorme melodische Erfindungsgabe: Die Themen sind alle fabelhaft inszeniert und schmeicheln sich ins Ohr.

In einer perfekten Zusammenarbeit kosteten Katharina Müllner und das Philharmonische Orchester das viersätzige Werk in aller Kunstfertigkeit aus. Die Streicher changierten nobel und bildeten feinstrukturierte Teppiche für die sehnsuchtsvollen Kantilenen der Orchester-Solisten. Elegant und klar stellten sich die Sätze aneinander und bildeten über das programmatisch-wiederkehrende Schicksals-Thema eine phänomenal dichte und ausgewogene Interpretation. Das Publikum rief Bravos und feierte sein fabelhaftes Orchester und die hochtalentierte junge Gast-Dirigentin.

Hoffentlich kommt sie bald wieder zu uns nach Coburg!

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