Jubiläum in Kirchlauter Hier hat die Blasmusik Tradition

Günther Geiling
Für 50- bzw. 60-jährige aktive Musikertätigkeit wurden ausgezeichnet (von links) Erwin Erhardt, Theo Gehring, Raimund Zettelmeier, Albrecht Mauer, Manfred Weingold mit dem Kreisvorsitzenden des NBMB Peter Detsch und Vors. Roland Gehring (von links). Foto: /Günther Geiling

Der Festkommers „60 Jahre Haßbergkapelle“ fand kürzlich im „Oskar-Kandler-Zentrum“ in Kirchlauter statt. Dabei erhielten zahlreiche verdiente Mitglieder eine Würdigung ihrer Treue.

 
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„Blasmusik wird in Kirchlauter seit über 200 Jahren gespielt und dies ist bis in das Jahr 1793 belegt. In der Neuzeit fanden sich 1960 einige Musiker zusammen, um die Blasmusik in Kirchlauter wieder aufleben zu lassen. Unter dem Dirigenten Luitpold Schlereth wuchs in kurzer Zeit ein erstaunlich guter Klangkörper heran. Wir sehen es Verpflichtung an, das Kulturgut Musik in Kirchlauter zu erhalten und auch in Zukunft weiterzupflegen.“ Dies betonte Manfred Weingold bei seiner Festrede im Rahmen des Festkommers „60 Jahre Haßbergkapelle“ im „Oskar-Kandler-Zentrum“ in Kirchlauter.

Vorsitzender Roland Gehring verwies eingangs darauf, dass Corona der Haßbergkapelle im Jahre 2020 und 2021 einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht habe, aber man dieses Jubiläum jetzt feiern wolle, um allen passiven Mitgliedern für ihre Treue zum Verein danken, aber auch die aktiven Musiker zu ehren. Dabei hieß er insbesondere die Gründungsmitglieder willkommen, die auf Initiative von Adolf Baum, Karl Laubender und Luitpold Schlereth den Verein gegründet hätten, aber auch die beiden Ehrenmitglieder Rosmarie Weingold und Magarete Rottmund.

Dabei schloss er aber auch Erika Schlereth ein, die Frau des verstorbenen Ehrendirigenten Luitpold Schlereth, die viel Toleranz für das Hobby ihres Ehemannes gezeigt habe, „denn ohne seinen selbstlosen Einsatz für die Erhaltung der Musik in Kirchlauter gäbe es heute vielleicht die Musikapelle gar nicht mehr. Die Haßbergkapelle war sein ein und alles.“

Der ehemalige Vorsitzende Manfred Weingold warf dann einen Blick in die Chronik. Bei Nachforschungen zur Blasmusik in Kirchlauter sei Dr. Norbert Kandler auf Unterlagen aus dem Jahre 1793 gestoßen. Aus Protokollbüchern des Kriegervereins und der Feuerwehr sei auch ersichtlich, dass zeitweise sogar zwei Kapellen im Dorf existierten. Aber erst im Frühjahr 1960 sei dann der Anstoß zur Gründung einer Musikkapelle erfolgt, „weil die Anzahl der Musiker immer mehr abnahm und es doch schade wäre, wenn die Kapelle wegen schwacher Besetzung nicht mehr spielen könnte. Deshalb fassten wir den Entschluss, mit dem Musikspielen anzufangen“, erinnerte sich Zeitzeuge Herbert Strätz.

Die Gründungsversammlung war dann am 9. Dezember 1961, als sich 21 aktive und 17 passive Mitglieder einschrieben und Adolf Baum zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Schon 1962 konnte die junge Kapelle den Kreisfeuerwehrtag in Lußberg musikalisch umrahmen und 1964 trat man bei einem Standkonzert erstmals in neuer Kleidung auf. Die Blaskapelle Kirchlauter machte sich schnell einen Namen und zum 10-jährigen Bestehen 1970 durfte man das Kreismusikfest des Nordbayerischen Musikbundes ausrichten und 1971 wurde der Klangkörper in „Hassbergkapelle Kirchlauter“ umbenannt.

Zum 25-jährigen Jubiläum im Jahre 1985 konnte wieder ein Kreismusikfest in Kirchlauter gefeiert werden. „Bei dieser bisher größten Musikveranstaltung vom 10. bis 13. Mai 1985 nahmen insgesamt 63 Kapellen und Vereine am Festzug teil“, hob Manfred Weingold eines der Highlights hervor. „Dabei wurde der Haßbergkapelle für ihre lange Musiktradition vom Bundespräsidenten die Pro Musica-Plakette“ verliehen und der Nordbayerische Musikbund zeichnete die Haßbergkapelle mit der ‚Goldenen Medaille am weißblauen Band’ aus.“

Er ging aber auch auf die Verdienste von Luitpold Schlereth in Ausbildung und als Dirigent ein, der die Kapelle seit Gründung 35 Jahre geleitet hatte und aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt aufgeben musste.

Aufgrund seiner großen Verdienste hätten ihn Kapelle und Verein 1996 zum Ehrendirigenten ernannt und 1999 habe er auch das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ erhalten. Er hat auch für die Kapelle eigene Stück komponiert und so hörte man zum Auftakt des Festkommers das Stück „Grüße aus dem Lautertal“, das inzwischen zu einer Erkennungsmelodie für die Haßbergkapelle geworden ist.

Im Dirigentenamt folgten ihm dann 1997 Frank Hugo, der aber nur wenige Monate im Dienst war und tödlich verunglückte. Mit Klaus Schad habe man aber schnell einen neuen Dirigenten finden können, einen erfahrenen Berufsmusiker vom Landestheater Coburg, der seitdem in Kirchlauter den Taktstock schwingt.

Festredner Weingold ließ keinen Zweifel daran, dass die Teilnahme an Konzerten oder Festen bei anderen befreundeten Kapellen zu den Höhepunkten zählten und auch Jubiläen, sonstige Vereinsfeste oder Anlässe in der Gemeinde seien ohne die Kapelle überhaupt nicht denkbar. „Es ist deswegen wichtig, mit der Ausbildung von Jungmusikern weiter zu machen und wir freuen uns, dass wir doch wieder ein wenig junges Blut integrieren konnten. Hier zahlt sich die Zusammenarbeit mit der Musikschule Ebern aus.“

Bürgermeister Karl-Heinz Kandler betonte bei seinen Glückwünschen „euer Beitrag an der Gemeinschaft ist sehr groß. Die Haßbergkapelle bietet der gesamten Einwohnerschaft immer wieder schöne Musikerlebnisse und trägt bei vielen gesellschaftlichen Ereignissen zur Umrahmung bei. Dazu zählen kirchliche Prozessionen genauso wie die Auftritte bei der Kirchweih, am 1. Mai oder den traditionellen Konzerten.“

Kreisvorsitzender Peter Detsch überbrachte die Glückwünsche des Nordbayerischen Musikbundes und meinte „hätten sie nicht so engagierte Ausbilder und Musiker, die fleißig üben, so gäbe es nicht über diese lange Zeit diese Kapelle. Von ihr habe ich selbst schon viele Konzerte miterlebt und konnte man mich daran sehr erfreuen. Auch heute war die Originalversion des Stückes „Alte Kameraden“ ein Hörgenuss.“ Dieser wurde nämlich gespielt anlässlich des Gedenkens an die verstorbenen Mitglieder des Vereins.

Die „Haßbergkapelle Kirchlauter“ wartete noch mit einer weiteren Überraschung auf. Seit dem Jahre 1989 trug sie eine Uniform mit roten Westen und nach über 30 Jahren präsentierten sich die Musiker nach der Pause in einem neuen „Outfit“ grünen Westen mit modernem Schnitt, einheitlichen Hemden und einer Softshell-Jacke mit dem Gemeindewappen.

Zwei Mitglieder erhielten dann noch eine außergewöhnliche Ehrung mit der Ernennung zu Ehrenmitgliedern. Dies gelt einmal für Manfred Weingold, der 18 Jahre lang Vorstand war und auch heute noch der Vorstandschaft mit Rat und Tat zur Seite steht. Ebenso galt dies für Theo Gehring, der seit 60 Jahren in der Kapelle musiziert, aber auch im Vereinsleben sehr aktiv tätig ist. Von den Musikkameraden gab es dazu natürlich besonderen Beifall und Titel wie „Trompeten-Express“ oder „ein junger Egerländer“.

Die Ehrung verdienter Vereinsmitglieder und aktiver Musiker waren ein weiterer Höhepunkt dieses Jubiläums „60 Jahre Haßbergkapelle Kirchlauter“, wobei den Gründungsmitgliedern oder auch den langjährigen aktiven Musikern eine besondere Anerkennung zuteil wurde. Ehrung aktiver Musiker durch den Nordbayerischen Musikbund für 35 Jahre Tätigkeit als Dirigent: Klaus Schad; 60 Jahre: Theo Gehring; 50 Jahre: Manfred Weingold, Albrecht Mauer, Raimund Zettelmeier; 40 Jahre: Erwin Erhardt, Stefan Groh, Hermann Kirchner; 25 Jahre; Kathrin Selig und Sigrid Müller. Ehrung von Mitgliedern durch die „Haßbergkapelle“ für Gründungsmitglieder 60 Jahre: Heribert Weidner, Bruno Reuß, Gerhard Schnitzer, Alfons Baum, Karl Gehring, Robert Hämmerlein und Herbert Strätz; 50 Jahre Mitglied: Siegbert Schor, Philomena Gromhaus, Karlheinz Bauer, Helmut Tischner, Willi Barth, Michael Kaiser, Bobby Joe Undiener, Oskar Zettelmeier, Blandina Barth, Erwin Thomas, Werner Heckelmann, Barbara Berthel, Rudi Stussig, Hildegard Gehring, Grete Rottmund, Günther Körner, Margot Gehring, Roland Mai, Bernhard Hümmer, Alfons Gehring, Erika Goger und Eugen Mai. Die Vorsitzenden Adolf Baum (1961 bis 1967), Willi Rottmund (1967 bis 1979), Philipp Sebald (1979 bis 1987), Manfred Weingold (1987 bis 2005), Roland Gehring (2005 bis heute). Die Dirigenten: Luitpold Schlereth (1961 bis 1996), Hugo Frank (1997), Klaus Schad (1997 bis heute). gg

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