Jubiläumsfeier in Coburg Außergewöhnliches Landgericht

Bei der 100-Jahrfeier des Landgerichts Coburg erhielt dessen Präsidentin Ursula Haderlein das Signet „Bayern barrierefrei“ (von links): Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler, Ursula Haderlein, Ministerialdirigent Heinz-Peter Mair vom Bayerischen Staatsministerium der Justiz, der Präsident des Oberlandesgerichts Bamberg, Lothar Schmitt, und der Direktor des Amtsgerichts Coburg, Raffaele Trotta. Foto: Neue Presse/Wolfgang Braunschmidt

Das Landgericht Coburg ist vor 100 Jahren entstanden. Um seine Entstehung gab es politische Streitereien. Aber selbst Bomben konnten der Institution nichts anhaben. Am Mittwoch wurde das Jubiläum im Beisein von Repräsentanten aus der bayerischen und Thüringer Justiz, Polizei, Behörden, Kirche und Politik gefeiert.

 
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Oberfrankens Bezirksheimatpfleger Günter Dippold nahm die Gäste der 100-Jahrfeier des Landgerichts Coburg am Mittwoch mit auf einen Ritt durch die bewegte und außergewöhnliche Geschichte dieser juristischen Institution, die in Bayern ihresgleichen sucht. Entstanden ist sie, nachdem die damalige Staatsregierung zugesichert hatte, im Zuge des Anschlusses von Coburg an den Freistaat im Jahr 1920 in der Vestestadt ein eigenes Landgericht einzurichten. Das war verbunden mit einem jahrelangen politischen Streit um diese Institution, die die Bayern zunächst skeptisch beäugten, mit persönlichen Animositäten von leitenden Mitarbeitern, bei denen die Qualität von Dienstwohnungen oder Büromöbeln eine tragende Rolle spielte, um die Rechtssprechung, die im ehemaligen Freistaat Coburg, der 1918 entstanden war, preußisch geprägt war, oder um die Loslösung vom Landgericht Meiningen und vom Oberlandesgericht Jena, was sich das Land Thüringen teuer bezahlen ließ. Kurz ging der Bezirksheimatpfleger auch auf die Zerstörung des Justizgebäudes in der Ketschendorfer Straße durch Bomben im Zweiten Weltkrieg ein, auf die Quartiersuche nach 1945, wobei auch die Ehrenburg im Gespräch war, und auf den Wiederaufbau am alten Standort, in dem die Coburger Justizbehörden heute zu Hause sind. Dippold würzte seinen Vortrag mit vielen Anekdoten. Für den Bezirksheimatpfleger war der Festvortrag eine Premiere. Günter Dippold war über die Videoanlage im Coburger Schwurgerichtssaal zugeschaltet, die sonst bei Zeugenvernehmungen in Prozessen zum Einsatz kommt.

Ursula Haderlein, Präsidentin des Landgerichts Coburg, bedankte sich beim Referenten für den kurzweiligen Vortrag. Er habe aufgezeigt, dass das Landgericht Coburg in seiner langen Geschichte politischen Streit und Bomben überstanden hat. „Möge es auch eine gute Zukunft haben“, wünschte sich die Präsidentin.

Lob bekamen das Landgericht und das Amtsgericht Coburg mit seinem zentralen Mahngericht für Bayern von Lothar Schmitt, Präsident des Oberlandesgerichts Bamberg. Er würdigte die Qualität der Rechtssprechung in Coburg, deren Bekanntheit weit über den Gerichtsbezirk hinausreiche, der Kronach und Lichtenfels umfasst. Mit der Beteiligung am Pilotprojekt zur Einführung der E-Akte habe das Landgericht Coburg zudem Pionierarbeit für die bayerische Justiz geleistet. Und schließlich habe es Richterpersönlichkeiten hervorgebracht, die an Oberlandes- und Bundesgerichten wirkten und wirken, betonte Schmitt.

Den Festakt bereicherte das symphonische Blasorchester des Gymnasiums Albertinum Coburg unter der Leitung von Marco Plitzner. Die Theatergruppe Ebersdorf unter Martin Bauer zeigte das Stück „Olga und die Coburger Sau“ und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite.

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