Oberfrankens Bezirksheimatpfleger Günter Dippold nahm die Gäste der 100-Jahrfeier des Landgerichts Coburg am Mittwoch mit auf einen Ritt durch die bewegte und außergewöhnliche Geschichte dieser juristischen Institution, die in Bayern ihresgleichen sucht. Entstanden ist sie, nachdem die damalige Staatsregierung zugesichert hatte, im Zuge des Anschlusses von Coburg an den Freistaat im Jahr 1920 in der Vestestadt ein eigenes Landgericht einzurichten. Das war verbunden mit einem jahrelangen politischen Streit um diese Institution, die die Bayern zunächst skeptisch beäugten, mit persönlichen Animositäten von leitenden Mitarbeitern, bei denen die Qualität von Dienstwohnungen oder Büromöbeln eine tragende Rolle spielte, um die Rechtssprechung, die im ehemaligen Freistaat Coburg, der 1918 entstanden war, preußisch geprägt war, oder um die Loslösung vom Landgericht Meiningen und vom Oberlandesgericht Jena, was sich das Land Thüringen teuer bezahlen ließ. Kurz ging der Bezirksheimatpfleger auch auf die Zerstörung des Justizgebäudes in der Ketschendorfer Straße durch Bomben im Zweiten Weltkrieg ein, auf die Quartiersuche nach 1945, wobei auch die Ehrenburg im Gespräch war, und auf den Wiederaufbau am alten Standort, in dem die Coburger Justizbehörden heute zu Hause sind. Dippold würzte seinen Vortrag mit vielen Anekdoten. Für den Bezirksheimatpfleger war der Festvortrag eine Premiere. Günter Dippold war über die Videoanlage im Coburger Schwurgerichtssaal zugeschaltet, die sonst bei Zeugenvernehmungen in Prozessen zum Einsatz kommt.