Den Worten von Christian Boseckert zufolge würde mit der Schaffung eines Ilse-Kohn-Platzes gleichzeitig ein geeigneter Standort geschaffen für ein Denkmal zum Gedenken der Opfer der Shoa. Zumal sich, wie der Stadtheimatpfleger auf Nachfrage zu Protokoll gab, der sogenannte Gerberbrunnen vorm Stadtcafé geschichtlich „am völlig falschen Platz“ befinde. Dem Vernehmen nach wird eine Versetzung im Zuge der Sanierung der Steinwegvorstadt diskutiert.
Ein Ort von großer historischer Bedeutung
Mit der anstehenden Benennung nach der ermordeten Jüdin folgt der Senat obendrein den aufkommenden politischen Forderungen, Straßen und Plätze der Vestestadt verstärkt nach Frauen zu benennen. Was den Standort anbelangt, drängt sich der Platz am Gräfsblock indes nicht nur aufgrund seiner Nähe zum langjährigen Wohnort Ilse Kohns auf; er ist ebenso von großer historischer Bedeutung. So waren es die Nationalsozialisten, die ihn zwischen 1935 und 37 anlegten, sie tauften ihn „Platz der Alten Garde“. Überdies errichteten die Nazis dort eines ihrer Verwaltungsgebäude, das sogenannte Haus des Fremdenverkehrs, das heutige Stadtcafé.
Die Ausführungen von Christian Boseckert gipfelten in einem konkreten Vorschlag für den Zeitpunkt der Benennung: den 14. Oktober 2022. An diesem Tag jährt sich Hitlers „Zug auf Coburg“ zum 100. Mal. Bei seinem Abschied aus der Vestestadt im Jahr 1922 säumen zahlreiche Bürger die Straßen. Bisweilen bricht spontaner Jubel aus.