Jüdisches Leben in Coburg Eine filmische Spurensuche

„Uuund Action!“: Mathias Eckardt vom AK „Lebendige Erinnerungskultur“ bei den Dreharbeiten im April, hier vor dem Haus Hohe Straße 30. Foto: Dieter Stößlein

Der Arbeitskreis „Lebendige Erinnerungskultur“ hat gemeinsam mit einer Produktionsfirma eine hochwertige Dokumentation erstellt. Alle Infos zu „Orte jüdischen Glaubens in Coburg“– inklusive Trailer.

 
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Coburg - Was verbindet die weltbekannte Nachrichtenagentur Reuters mit dem Coburger Eckardtsturm? Was eigentlich bedeutet es, koscher zu essen? Und weshalb suchte der Schriftsteller Thomas Mann einst einen jüdischen Arzt in der Vestestadt auf? Antworten auf diese und viele weitere Fragen liefert der vom Arbeitskreis (AK) „Lebendige Erinnerungskultur“ konzipierte und in Kooperation mit einer professionellen Produktionsfirma erstellte Dokumentationsfilm „Orte jüdischen Lebens in Coburg“, den der AK nun in einer Pressekonferenz via Zoom präsentiert hat – inklusive eines knapp fünfminütigen Trailers (siehe unten).

Der Film, eine Art digitaler Stadtrundgang, klappert insgesamt 14 Stationen ab und dauert stolze 75 Minuten. Der Look ist hochwertig, diverse Drohnenaufnahmen runden ihn ab. Mitglieder des seit 15 Jahren bestehenden Arbeitskreises übernahmen die Sprechrollen. Das Projekt entstand mit Unterstützung des Evangelischen Bildungswerks, der Initiative Stadtmuseum und des DGB Oberfranken West im Kontext des Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, seinen Fokus legt der Film auf die Zeitspanne zwischen 1870 und 1930. Er endet damit kurz vor der sogenannten Machtergreifung.

Etwas schaffen, „dass die jüdische Kultur feiert“

„Wir wollten den Schwerpunkt nicht auf die Shoa legen“, erklärt Franziska Bartl, Mitglied des AK, auf der Pressekonferenz. Im Holocaust, dem verabscheuungswürdigsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, töteten die Nationalsozialisten mit teils industriellen Methoden zwischen 5,6 und 6,3 Millionen europäische Juden. Vielmehr sei es Anliegen gewesen, so die Historikerin, etwas zu schaffen, „dass die jüdische Kultur feiert.“ Coburgs jüdische Geschichte gehe zurück bis ins Mittelalter, es gebe zahlreiche prominente Orte in der Vestestadt, die mit ihr in Verbindung stünden, wenn auch nicht auf den ersten Blick. „Wir wollen diese Spuren sichtbar machen.“

Oder wie Dieter Stößlein, ebenfalls Teil des Arbeitskreises, es ausdrückt: „Wir möchten die Zuseher an diese Orte führen und bekannt machen mit Menschen, die einiges für Coburg getan haben.“ Dabei habe man versucht, erläutert Bartl, auch das eine oder andere, in Anführungszeichen, Geheimnis der Stadtgeschichte wieder zu Tage zu fördern. Wohl mit Erfolg: „Es ist ein tolles Ergebnis, wir sind auch alle ein bisschen stolz.“

Insgesamt dauerte die Produktion der Doku etwa ein halbes Jahr – von der Idee bis zum letzten Schnitt. Gedreht wurde im April. Premiere feiert der Film bereits am 14. Juli (19 Uhr) in Form einer hybriden Veranstaltung. Der analoge Teil findet im Dekanatszentrum St. Augustin statt, die aufgrund der Corona-Einschränkungen wenigen Gäste sind handverlesen. Digital allerdings kann jeder mitschauen – und anschließend auch mitdiskutieren. Dafür genügt eine Anmeldung an ebw@ebw-coburg.de (möglich bis zum 11. Juli). Wer am 14. Juli, einem Mittwoch, keine Zeit hat, braucht sich aber keinesfalls zu ärgern: Die Dokumentation wird nach der Premiere unter anderem über YouTube kostenfrei abrufbar sein.

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