Wüst stellt sich hinter Merz
Merz bekommt mit Wüst nun einen bedeutenden Fürsprecher aus den Reihen der Landesvorsitzenden. Er habe darum gebeten, Merz zu unterstützen, sagte Wüst nach einem Vorstandstreffen der NRW-CDU in Düsseldorf.
"Nur einer starken und einigen Union im Bund wird es auch gelingen, die Ampel abzulösen. Als Vorsitzender des größten Landesverbandes der CDU ist es meine Pflicht, diese Geschlossenheit zu fördern und zu sichern", sagte Wüst. "Deswegen habe ich heute dem Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen mitgeteilt, dass ich aktuell und unter den gegebenen Umständen für die Kanzlerkandidatur der Union bei der Bundestagswahl 2025 nicht zur Verfügung stehe." Seine Aufgaben lägen in NRW.
Harsche Kritik an Bundesregierung
Bevor Wüst zu den entscheidenden Sätzen ausholt, skizzierte er die jüngsten politischen Entwicklungen, die Zäsuren durch den Anschlag in Solingen und die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. In NRW habe die Landesregierung gezeigt, dass politische Lösungen gefunden werden können. Bundesweit sehe das anders aus. Daher müsse es das Ziel sein, die "schlechtesten Bundesregierung in seiner 75-jährigen Geschichte" abzulösen.
Wüst wurde immer wieder als potenzieller Anwärter auf die Kanzlerkandidatur der Union gehandelt. Auch er selbst machte dieses Bewusstsein deutlich. "Wer das große Land Nordrhein-Westfalen regiert, muss auch bereit sein, für unsere ganzen Nation Verantwortung zu übernehmen. Das gilt auch für mich. Anders gesagt, man sollte niemals nie nie sagen", so Wüst, bevor er seinen Verzicht erklärte.
Wüst dringt auf Geschlossenheit
Ihn freue und ermutige der Zuspruch an seiner Person. "Es lässt mich nicht unberührt, wenn viele Mitstreiter und Mitglieder aus verschiedenen Landesverbänden unserer Partei mich ermutigen, noch stärker in der Bundespolitik mitzugestalten", so Wüst. Daher habe er für sich abgewogen und schlussendlich entschieden, dass für einen Erfolg der CDU vor allem die Geschlossenheit wichtig sei.
"Die Lehre aus 2021 ist, dass es für den gemeinsamen Wahlerfolg eine Grundvoraussetzung gibt: Die Geschlossenheit der CDU und der Union insgesamt", sagte Wüst.
Im Bundestagswahlkampf 2021 hatte Söder sich mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet ein hartes Ringen um die Kanzlerkandidatur geliefert, in dem er zwar unterlag, aber danach keine Ruhe gab; am Ende verlor die Union die Bundestagswahl. Kanzler wurde schließlich Olaf Scholz (SPD).
Wüst stets in Nebenrolle
Eine erneute Kanzlerschaft von Scholz will Wüst unbedingt verhindern. Angesichts des "Niedergangs der Ampelparteien" müsse die Union wieder mehr Menschen erreichen. "Ich bin ganz bei Friedrich Merz, wenn er von einem Potenzial der Union von 35 Prozent spricht", sagte Wüst. Diese Wahl sei wichtiger als viele Wahlen in der Vergangenheit. "Wir haben alle Chancen, die CDU, die gesamte Union zur alten Stärke zurückzuführen", so Wüst.
In der Diskussion über die K-Frage spielte Wüst stets eine Nebenrolle hinter den Hauptdarstellern Merz und Söder. Das zeigte sich auch in den Umfragewerten. Auf die Frage, mit wem die Union die größten Chancen bei der nächsten Bundestagswahl hätte, stimmten im ZDF-Politbarometer Anfang September 29 Prozent für Söder, 23 Prozent für Merz und nur 20 Prozent für Wüst. Unter den Unionsanhängern war die Reihenfolge gleich: 32 Prozent für Söder, 31 Prozent für Merz und 25 Prozent für Wüst.