Revolutionen ereigneten sich nicht erst auf Erden. Bereits seit Urzeiten ist der Himmel ihr Schauplatz. "De revolutionibus orbium coelestium", Über die Umlaufbahnen der Himmelskörper, hatte Nikolaus Kopernikus das Grundlagenwerk überschrieben, dessen Erscheinen 1543 die nach ihm benannte "Wende" einleitete, den Umsturz eines jahrtausendelang geltenden Weltbilds: Nicht etwa kreist die Sonne um die Erde, sondern umgekehrt. Aus revolutio, der Umlaufbahn, wurde die Revolution, der Umsturz, nicht immer, aber doch meist mit aller Gewalt. Ausgerechnet in den Jahren rund um die - vor jetzt einem Jahrhundert entbrannte - Oktoberrevolution setzte ein Russe eine Wende in Gang, die ihrerseits weltweit das Verhältnis der Erdenbürger zu Kosmos, Sternen, anderen Planeten umkrempelte. Konstantin Ziolkowski (1857 bis 1935) hatte schon 1883 mit wissenschaftlichen Überlegungen zu einem "Freien Weltraum", einem den Menschen nicht länger verschlossenen All, begonnen. Zwanzig Jahre später stellte er in einem Aufsatz die "Ziolkowski"-Gleichung für den Flug von Raketen auf, die bis heute dafür den Grund legt: erster unwidersprechlicher Beweis, dass - bemannte - Raumfahrt sich vollbringen lässt. Als die Oktoberrevolutionäre die Schaffung eines radikal "neuen Menschen" propagierten, sollte der sich auch den Kosmos unterwerfen. Folgerichtig nahm die Akademie der Wissenschaften in Moskau den Gelehrten 1919 in ihre Reihen auf und alimentierte ihn bald so gründlich, dass er ganz der Forschung leben konnte. "Zu seinen bahnbrechenden Ideen", schreibt Tom Bullough in einem biografischen Roman über Ziolkowski, "gehörten der Gebrauch von flüssigem Wasserstoff/flüssigem Sauerstoff als Treibmittel für Mehrstufenraketen, Weltraumstationen und -lifte, Luftschleusen, unter Druck stehende Raumanzüge ..." Mithin belegt nicht erst der "Sputnik-Schock" vor sechzig Jahren: In Sachen Himmelfahrt hatte Russland erst einmal die Nase vorn.