Dass Mädchensport in Bangladesch bisher ein Tabu ist, mag verwundern, wenn man sich die Rolle von Frauen in der Gesellschaft generell ansieht. Im „Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums, das in verschiedenen Gesellschaftsbereichen die Geschlechtergleichheit international vergleicht, schneidet Bangladesch nämlich im globalen Mittelmaß ab.
Seit 15 Jahren regiert eine Frau das Land
Seit 15 Jahren wird das Land von einer Frau regiert. Die wichtigste Exportindustrie ist der Textilsektor, in dem vor allem Frauen arbeiten. Das Weltwirtschaftsforum schreibt: „Island und Bangladesch sind die einzigen Länder, wo Frauen das höchste politische Amt im Land für mehr Jahre innegehabt haben als Männer.“ Der Bericht hebt hervor: „Mit der höchsten Geschlechtergleichheit in Südasien steht Bangladesch weltweit auf Platz 59.“ In der Kategorie „politische Teilhabe“ zeigt das Land besondere Fortschritte, rangiert hier sogar auf Platz sieben weltweit. Doch am Sport lässt das überwiegend muslimische 175-Millionen-Einwohner-Land Mädchen und Frauen nur ungern teilnehmen.
So berichtete vor einigen Jahren der türkische Sender TRT in seinem internationalen Programm über sportinteressierte Mädchen in Bangladesch: „Sie stehen oft dem Widerstand ihrer Eltern und der breiteren Gesellschaft gegenüber, die sie lieber jung verheiratet sehen würden; in einer Nation, wo Frauen schon zahlreichen Hürden begegnen, wenn sie nur Sport treiben wollen.“
Die Mädchen wollen zu Olympia – oder Soldatin werden
Aber es tut sich etwas. Im Cricket, dem mit Abstand beliebtesten Sport in Bangladesch, gibt es seit 2007 eine Nationalmannschaft der Frauen. Der bereits erwähnte Bericht von TRT nennt eine Frau, die im Jahr 2020 als Trainerin einer Männerfußballmannschaft arbeitete.
Wenn es nach Tasmin Toraiya Ohi geht, muss sich Bangladesch schon bald im Karate anstrengen: „Ich würde gerne zu Olympia. Dafür würde ich auch hart trainieren. Ich bringe Karate jetzt auch meiner Schwester und ein paar Freundinnen bei.“ Falls sie es selbst nicht schaffe, werden ja vielleicht aus ihnen große Athletinnen. Tasmins Freundin, die 13-jährige Sadia Ahmed, hat zwar keine Olympiaambitionen. Nützlich findet sie den Sportunterricht trotzdem: „ Ich glaube, ich will Soldatin werden. Ich mag das Kämpfen, die Art, so diszipliniert zu sein und Uniform zu tragen. Wir haben auch schon ein Karate-Zertifikat. Das hilft mir vielleicht mal bei meiner Bewerbung.“